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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0331
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ANLAGEN UND GUTACHTEN

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sind, das ist opferer. Auch folgt es vss dem andern articel, haben wir
alle die selikeit von dem einen Christo, so ist ie keiner besser, wan103
der ander. Des gleichen vss dem dritten articel, macht kein vsserlich
ding weder frumm noch selig, was wolt dan einer mer gewyhet oder
5 opferer sein, dan der ander, so solcher vnderscheit von vsserlichem
salben vnd scheren kompt106?
Das vermag aber die schrifft, das etliche der andern diener syen im
gotes wort vnd leren vnd weysen die andern mit der lere Christi107.
Dise macht aber die schrifft nicht besser noch gewyhter oder geistlicher
10 dan die andern, nennet sy auch mit sacerdotes, das ist opferer, sonder
priester, | das ist eltere, vorgenger vnd lerer108, sy nennet sy auch bischöff, f° 31 v
das ist wechter vnd sorgtreger uber die seelen109, item apostolen alss
gesandte von got vnd der gleichen. Vnd solchs alles, nit das sy drumb
wurdiger oder mer syen, sonder das sy andere im wort zu weysen vnd
15 leren ein ampt vnd befelch haben. Darumb spricht Paulus 1. Cor. 3
[4-7]: Wer ist Paulus, wer ist appollo ? Diener sind sy, durch welche ir seyt
gleubig worden. Vnd das selb, wie der herr einem ieden geben hat. Ich habe
pflantzet, Appollo hat begossen, aber got hat geben, das es gewachsen ist. So ist
nun weder der do pflantz noch der do begusset, etwas, sonder got, der das wachsen
20 gibt. Vnd gleich im iiii. cap. redt er von allen apostolen: Do fur halt
vnss ieder man, nemlich fur diener Christi vnd schaffner vber gotes geheimnuss,
das ist vber sein wort vnd schrifften.
Wie aber dise diener sein sollen, beschreibt sant Paulus 1. Timoth. 3.
[2-7] vnd Tit. 1 [6-9] vnd Petrus 1,5 [1-4] ca.: Es soll, spricht er, ein
25 bischoff vnstreflich sein, nur eins weibs man, nüchtern, züchtig, sittig, gastfry,
leerhafftig, nit weinsüchtig, nit beissig110, nit schendlichs gewynns gyrig111, sondern
gelind112, nit haderig, nit geitzig, der seinem eigen huss wol vorstehe, der gehorsam
kinder hat, mit aller redlicheyt [1 Tim 3,2-4] vnd, wie er Tit. 1 o [4] sagt,
halte ob dem gewissen wort der ler, vff das er mechtig sy, zu ermanen durch die
30 heilsam lere vnd straffen die widersprecher. |
Nun so will man den priestern die eh nit zulossen113, do mit sind sy f°32r
alss offentliche hurer strefflich vnd ist der nüchterkeyt, zucht vnd aller
andern tugenden, so erzelt sind, by nieman weniger, dan eben by denen,
die ietz bischoff, priester, selsorger vnd pfaffen, das ist vetter des volcks

105. Als. 106. Vgl. Luther, WA 6,407,19-22 (Adel).
107. Vgl. Luther, ebd. 409, 1-4.
108. Vgl. Luther, WA 7, 630,24-33 (Auf das Buch Bock Emsers).
109. Vgl. Luther, ebd. 630,34-631,10. 110. Bissig; Vulg.: percussor.
111. nit schendlichs gewynns gyrig = Tit 1,7, so Luther (WA DB 7,264) mit
Erasmus (CI. VI, 934 B) gegen die Vulgata.
112. Sanft; Vulg.: modestus.
113. Vgl. Luther, WA 6,440,15-443,24 (Adel), und WA 8, 583,29-585,38 (Votis),
und Erasmus, CI IX, 1201 A- 1202 A {Ep. apologetica de interdicto esu carnium).
 
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