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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0339
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ANLAGEN UND GUTACHTEN

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vnd gnad von got vnd seinen heiligen erlangen möchte vnd got gefelligen
dienst169 bewysen, do wider alle schrifft ist170. Christus spricht, man
diene got vergebens mit menschen leren171, so sind solchs eitel menschen
leere, dan die schrifft hat kein wort do von, so ist in gemelten articeln |
5 genug bewerdt, das all hilff vnd gnad von got vnss allein durch den f° 39 r
verdienst Christi zustot172. Der gon sant Jacob173 wallet174, der ein
monch wurdt, meint, es sy ein gut gotlich werck, wölle dadurch ein
sondern Ion von got erlangen, das ist ein lauterer irthumb. Christus
hat gesagt, Math. 18 [20]: wo zwen oder dry versamlet sind in meinem namen,
10 do bin ich mitten under ihn, darumb darff man in weder zu Hierusalem noch
Rom suchen. Da zu spricht er, Jo. 4 [23. 21]: Die woren anbetter betten
got an im geist vnd der worheit, nit Hierusalem noch vff dem berg, do die
alten vff anbettet haben. Item, Math. 24 [26]: so sy sagen, sihe Christus ist in der
wüsten, so geht nit hinauss, vnd Luce 17 [20-21]: Das reich gotes kompt nit
15 mit vsserlichen geperden; man wirdtauch nit sagen, sihe, hie oder do ist es, dan
sehet, das reich gotes ist inwendig in euch. Vnd bald hernaher [v. 23]: Sy
werden zu euch sagen, sihe hie, sihe da; got nit hin vnd folget auch nit. Die weil
dan das wallen an im selb got misfellig ist vnd geschicht vss einem
vnglauben, als ob got nit an allen orten vnss anhören vnd helffen wolte,
20 vnd | der furbitt der heiligen solche, die waller175, mer dan der zusag f° 39 v
Christi vertruwen, so gelten auch die gelubdt nyt, durch die man sich
zu wallen verstricket. Er hat verheissen: was ir den vater in meinem namen
bitten, wurdt er euch geweren [Jo 15,16], vnd, wo zwen oder dry versamlet sein
in meinem namen, bin ich mitten vnder in [Mt 18,20], vnd des gleichen ver-
25 heissungen fil mer, deren vertruwet man nit. Vnd so ein geltsuchtiger
stationierer176 kumbt vnd spricht: wer ein fart do hin oder dorthin
thut, dem wurdt geholffen, dem glaubt man, losst doheim weib vnd
kind mangel offt vnd ander gefar beston177. Das ist ie ein schmach
gotes, wie dan das wallen got ein schmach ist, wie es gemeinlich fur-
30 genomen wurdt, got do mit zu dienen vnd seinen heiligen vnd dadurch
gnad vnd hilff von got vnd furbitt von heiligen zu erlangen178, also ist
es auch got ein schmach, wan man im solchs alss ein dienst gots ver-
heisst. Gleich alss so sich einer einen zuchtigen nychern179 man ver-
heissen wolt volzudrincken, das dan im ein schmach wer, nemlich das
35 der in fur ein solchen hielte, dem gefiele, das sich einer voldrincke. Vnd
frylich wolt er im gefallen, so must er von seinem verheissen abston. |
169. Gottesdienst. 170. Vgl. Luther, WA 6,540,5-10 (Captivitate).
171. Vgl. Mt 15,9. 172. Vgl. oben, Art. II.
173. San Jago de Compostella. Über Straßburger Wallfahrer vgl. Luzian Pfleger:
Kirchengeschichte der Stadt Straßburg im Mittelalter. Kolmar 1941. S. 191f.
174. Wallfahren. 175. Wallfahrer.
176. Bettelmönch, der mit Reliquien reist. 177. Vgl. »Summary«, S. 115.
178. Vgl. Luther, WA 6,437,1-36; 447,17-449,3 (Adel). 179. Nüchtern.
 
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