Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0340
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

336
f° 40 r Darumb sollen die gelubd der walfart, seytemal sy on das wort gots
vss einem vnglauben furgenomen sein, nit geleistet vnd on gelt den
armen nogelossen werden180.
Von closter gelubden halt es sich des gleichen. Was zu einem volckumen
christlichen leben gehort, ist iederman gepotten181. Der herr sprach zu 5
seinen jungern, Marci 13 [37]: Was ich euch sag, sag ich allen. So haben wir
auch solchs alles im tauff verheissen, nemlich vnss gantz got zu ergeben
durch ein rechten glauben im vnd allen menschen zu gutem zu gehor-
samen vnd alles, das wir haben zeitlichs gut nit vnss, sonder got vnd
dem nechsten zu. haben182, auch keusch zu sein in der eh oder vss der I0
eh, wie das einem ieden got verlihen hat, vnd mag nyt guts noch geist-
lichs erdacht werden, zu dem sich nit ein ieder christ verpflichtet habe,
so ferr in zu solchem got brauchen will. Darumb spricht Paulus,
4. Philipp [8]: Lieben brüder, was worhafftig ist, was redlich, was gerecht, was
keusch, was lieplich, was wol lautet, ist etwa ein tugent, ist etwa ein lob, dem 15
dencket nach etc. Des halb was die monch vnd nunnen vber ein gemein
f° 40 v christlich | leben verheissen, muss eitel menschen leren sein von vsser-
lichen dingen, alss in einem closter by einander zu leben vnder einem
apt, in solchem cleid, mit solcher speiss vnd dergleichen. Nun spricht
got, man dien im in solchem vergebens. Die monch aber vnd nunnen 20
verheissens alss forderlich183 zur selikeyt, alss sonder184 gots dienst, da
durch sy im stadt185 der volckumenheyt186 syen187, darumb ist ir gelubd
stracks wider die schrifft, wider got, vnd die weil sy durch solchs
vnderston, fur die sund genug zu thon, geben sy irem thun, das Christo
eigen ist vnd schmehen got den vater vnd vnsern heiland Christum, mer 25
auch den heiligen geist in dem, das sy furnemen ein bessers zu erdencken,
dan der heilig geist in der heiligen schrifft gelert hat. Darzu so ist, das
sy geloben, stracks wider die gepot gotes. So sy gehorsam geloben iren
praelaten188, entziehen sy sich der gehorsam weltlicher Oberkeit, auch
vater vnd muter, denen got hat gepoten zu gehorsamen; aber wan sy 30
profess gethon haben, so muss irs praelaten gepot me gelten, dan der
eltern vnd weltlicher oberkeit. Do mit muss, das got gepoten hat, vmb
f° 41 r irs gelubds willen nochbliben. | Der gleichen halt es sich mit irer armüt189;
180. Vgl. Luther, WA 6,540,24-27 (Captivitate).
181. Vgl.Erasmus, Holborn, 59,8-60,6; 104,17-105,3 (Enchiridion).
182. Vgl. Luther, WA 6,535,1-26 (Captivitate).
183. Fördernd. 184. Gesondert. 185. Stand.
186. Status perfectionis; vgl. Thomas, STh II, 2 q 186a 1c: »In hoc perfectio
hominis consistit, qua totaliter Deo inhaeret ..., et secundum hoc religio perfectionis
status nominat.«
187. Vgl. zum Folgenden Luther, WA 8,5 84,23-5 85,2 (Votis), undErasmus, Holborn,
19,10-20,25 (Ep. ad. Volzium).
188. Vgl. Luther, WA 8,585,38-587,2 (Votis).
189. Vgl. Luther, ebd. 587,3-31.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften