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MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
chen pfleger vnd gantz gemeyn vnser pfar, vnß zu einem pfarhern vnd
seelsorger erwölt Hern Martin butzer, alß den täuglichsten vnd geschick-
sten darzu, den wir vff dißmal haben mögen, nit allein vnsers bedünckens,
sonder auch vß anzeige der wurdigen Doctoren vnd predicanten, so
ietzt hie im gotts wort arbeiten, das vnß dann die herren zu S. thoman
selbs auch gestanden, Auch so haben wir solichs vß der frucht seiner
predig, die er vnß die zeitt inher thon hatt, wol gespürt vnd gemerckt;
also ist nun vnser aller einmütig, ernstlich, demütig vnd hochfleyssig
bitt an E.g., sy wolln gnedigklich inn disse vnsere Christliche vnd
Rechtmässige wale geheilen vnd angesehen die notturft on verzug vnß
vergunnen, das wir gemelten Hern Martin zu vnserem pfarhern an-
nemen vnd insetzen, dan das gantz volck keins anderen mere will, so
hatt sich schon der alt der pfar gantz entschlagen; So haben wir es je vff
dißmal nit verbesseren mögen; Dann das er ein Eweyb hatt12, das hatt
mit anderem auch unser gemein, die groß schand vnd laster mit schwerer
ergernuß offt von den vorigen vnelichen pfarhern gesehen, verursacht,
das sy eben gedachten hern Martin, der, wie der heilig geist ein pfarhern
haben will, des Mandat für alle Mandat vnd menschen satzung gödt,
sein Eweyb hatt13, zu irem pfarhern erwölt haben. So vermag auch das
kayserlich Mandat14, das doch jn einigen stuck von den geistlichen nit
gehalten wurdt, inn keyn weg, das ein Elicher priester nit möge im
wort gottes, alß dem fürnemsten, vnd folgens in reichung der Sacra-
ment, alß dem minderem, einer Christlichen gemeyn dienen, so er darzu
nach göttlichen vnd alten geistlichen Rechten täglich Christlich erwölt
wurdt, wie wir hern Martin erwölt haben, darum, g. gepiettenden herrn,
wöllent bedencken, das wir nichts suchen dan die Ere gotts, vnser
seelen heil vnd gemeyner stadt wolfart, das wir auch wiewol arbeittende
leuth, so offt nun E.g. vnd die herren zu S. thoman mit aller under-
thenigkeit vnd gehorsamer stille ersucht haben, meher das die ingefallene
notturfft keyn verzug lenger leyden mag vnd wölt vnß umb gotts
willen, lenger nit vffziehen, sunder | wie die zum jungen S. Peter15, mit
einer zulösigen antwurt erfröwen, wolln wir inn aller gehorsamen
vnderthenigkeit, vmb E.ge. alzeitt zu beschulden, geflissen seyn. E.g.
gehorsamen
Kirchenpfleger, sampt gantzer gemeyn des
Kirchspiels zu S. Aurelien.
12. Vgl. Anlage 4, S. 295ff.
13. Vgl. 1 Tim 3,2; Tit 1,6.
14. Vgl. Anlage 4, S. 295ff.
15. Einige Tage nach Ostern (27. März) war Capito die Pfarrstelle übertragen
worden. Vgl. Adam, S. 68.
MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
chen pfleger vnd gantz gemeyn vnser pfar, vnß zu einem pfarhern vnd
seelsorger erwölt Hern Martin butzer, alß den täuglichsten vnd geschick-
sten darzu, den wir vff dißmal haben mögen, nit allein vnsers bedünckens,
sonder auch vß anzeige der wurdigen Doctoren vnd predicanten, so
ietzt hie im gotts wort arbeiten, das vnß dann die herren zu S. thoman
selbs auch gestanden, Auch so haben wir solichs vß der frucht seiner
predig, die er vnß die zeitt inher thon hatt, wol gespürt vnd gemerckt;
also ist nun vnser aller einmütig, ernstlich, demütig vnd hochfleyssig
bitt an E.g., sy wolln gnedigklich inn disse vnsere Christliche vnd
Rechtmässige wale geheilen vnd angesehen die notturft on verzug vnß
vergunnen, das wir gemelten Hern Martin zu vnserem pfarhern an-
nemen vnd insetzen, dan das gantz volck keins anderen mere will, so
hatt sich schon der alt der pfar gantz entschlagen; So haben wir es je vff
dißmal nit verbesseren mögen; Dann das er ein Eweyb hatt12, das hatt
mit anderem auch unser gemein, die groß schand vnd laster mit schwerer
ergernuß offt von den vorigen vnelichen pfarhern gesehen, verursacht,
das sy eben gedachten hern Martin, der, wie der heilig geist ein pfarhern
haben will, des Mandat für alle Mandat vnd menschen satzung gödt,
sein Eweyb hatt13, zu irem pfarhern erwölt haben. So vermag auch das
kayserlich Mandat14, das doch jn einigen stuck von den geistlichen nit
gehalten wurdt, inn keyn weg, das ein Elicher priester nit möge im
wort gottes, alß dem fürnemsten, vnd folgens in reichung der Sacra-
ment, alß dem minderem, einer Christlichen gemeyn dienen, so er darzu
nach göttlichen vnd alten geistlichen Rechten täglich Christlich erwölt
wurdt, wie wir hern Martin erwölt haben, darum, g. gepiettenden herrn,
wöllent bedencken, das wir nichts suchen dan die Ere gotts, vnser
seelen heil vnd gemeyner stadt wolfart, das wir auch wiewol arbeittende
leuth, so offt nun E.g. vnd die herren zu S. thoman mit aller under-
thenigkeit vnd gehorsamer stille ersucht haben, meher das die ingefallene
notturfft keyn verzug lenger leyden mag vnd wölt vnß umb gotts
willen, lenger nit vffziehen, sunder | wie die zum jungen S. Peter15, mit
einer zulösigen antwurt erfröwen, wolln wir inn aller gehorsamen
vnderthenigkeit, vmb E.ge. alzeitt zu beschulden, geflissen seyn. E.g.
gehorsamen
Kirchenpfleger, sampt gantzer gemeyn des
Kirchspiels zu S. Aurelien.
12. Vgl. Anlage 4, S. 295ff.
13. Vgl. 1 Tim 3,2; Tit 1,6.
14. Vgl. Anlage 4, S. 295ff.
15. Einige Tage nach Ostern (27. März) war Capito die Pfarrstelle übertragen
worden. Vgl. Adam, S. 68.