MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN
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Antichrist regiert. Aber Gott ist auf dem Plan, ihn zu stürzen. Eine
Reformation der Geistlichen muß kommen. Aus diesem allen ist der
Schluß zu ziehen, der Elsässer, den die Sprache des Dialogs erkennen
ließ, ist ein entschiedener lutherischer Theologe68. Er heißt Martin
Bucer.
3. Ain schöner Dialogus
VERFASSERFRAGE UND DATIERUNG
1906 hat Alfred Götze in seiner Habilitationsschrift den in der Refor-
mationszeit oft gedruckten Dialog zwischen einem Pfarrer und einem
Schultheiß in seiner ersten Gestalt Martin Bucer zugeschrieben69.. Diese
Flugschrift hat 13 Auflagen erlebt. Da alle Drucke ohne Jahresangabe
erschienen sind, bis auf den Druck I, der die Angabe »Vollend im jar
MDXXI« hat, erweist Götze die Abhängigkeit der Drucke vonein-
ander mit textkritischen Gründen70. Sein Ergebnis: »Demnach stammen
C - H aus B, I aus G, K aus C, L aus F, M aus E. So ergibt sich B als
unmittelbare oder mittelbare Vorlage der Drucke C - M71.« Die Neu-
bearbeitung des Druckes A dürfte in Rammingers Druckerei vor-
genommen worden sein. Vielleicht stammen die Erweiterungen der
zweiten Auflage (B) von Rammingers Hand.
N stellt eine völlige Neubearbeitung von B dar, die sieben größere
Zusätze bringt und den Schüler in das Gespräch eingreifen läßt. Die
Heimat des Bearbeiters der N-Auflage dürfte am Oberrhein, wahr-
scheinlich im Elsaß zu suchen sein, mehr läßt sich über ihn kaum aus-
machen72.
Bei der Frage nach dem Verfasser geht Götze von der Textgestalt A
aus. »Die sprachliche Form von A ist augsburgisch73.« Doch das ist
nur die Sprache des Druckers. Der Verfasser der Flugschrift schrieb
elsässisches Gemeindeutsch74. Der Verfasser ist Städter, er ist gebildet
und spricht Latein. Längere Bibelzitate übersetzt er direkt aus der
Vulgata, wie es die Art eines Gelehrten, eines Theologen ist. »Un-
höfische« Ausdrücke werden tunlichst gemieden, der Verfasser ver-
wendet den Hofton. Der Verfasser will Fürsten und Herrschaften für
sein Reformprogramm gewinnen. Er kennt die Verhältnisse in Straßburg
und Speyer gut und hat wohl den Wormser Reichstag aus nächster Nähe
erlebt.
Damit sind die Bedingungen deutlich, die der Verfasser erfüllen soll:
68. Vgl. Lehmann, a.a.O., S. XXXII.
69. Alfred Götze: Martin Butzers Erstlingsschrift. ARG 4, 1906, S. 1-64.
70. Zu den Einzelheiten vgl. Götze, a.a.O., S. 31-33.
71. Vgl. Götze, a.a.O., S. 32. 72. Vgl. Götze, a.a.O., S. 41-43.
73. Vgl. Götze, a.a.O., S. 43. 74. Belege bei Götze, a.a.O., S. 44.
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Antichrist regiert. Aber Gott ist auf dem Plan, ihn zu stürzen. Eine
Reformation der Geistlichen muß kommen. Aus diesem allen ist der
Schluß zu ziehen, der Elsässer, den die Sprache des Dialogs erkennen
ließ, ist ein entschiedener lutherischer Theologe68. Er heißt Martin
Bucer.
3. Ain schöner Dialogus
VERFASSERFRAGE UND DATIERUNG
1906 hat Alfred Götze in seiner Habilitationsschrift den in der Refor-
mationszeit oft gedruckten Dialog zwischen einem Pfarrer und einem
Schultheiß in seiner ersten Gestalt Martin Bucer zugeschrieben69.. Diese
Flugschrift hat 13 Auflagen erlebt. Da alle Drucke ohne Jahresangabe
erschienen sind, bis auf den Druck I, der die Angabe »Vollend im jar
MDXXI« hat, erweist Götze die Abhängigkeit der Drucke vonein-
ander mit textkritischen Gründen70. Sein Ergebnis: »Demnach stammen
C - H aus B, I aus G, K aus C, L aus F, M aus E. So ergibt sich B als
unmittelbare oder mittelbare Vorlage der Drucke C - M71.« Die Neu-
bearbeitung des Druckes A dürfte in Rammingers Druckerei vor-
genommen worden sein. Vielleicht stammen die Erweiterungen der
zweiten Auflage (B) von Rammingers Hand.
N stellt eine völlige Neubearbeitung von B dar, die sieben größere
Zusätze bringt und den Schüler in das Gespräch eingreifen läßt. Die
Heimat des Bearbeiters der N-Auflage dürfte am Oberrhein, wahr-
scheinlich im Elsaß zu suchen sein, mehr läßt sich über ihn kaum aus-
machen72.
Bei der Frage nach dem Verfasser geht Götze von der Textgestalt A
aus. »Die sprachliche Form von A ist augsburgisch73.« Doch das ist
nur die Sprache des Druckers. Der Verfasser der Flugschrift schrieb
elsässisches Gemeindeutsch74. Der Verfasser ist Städter, er ist gebildet
und spricht Latein. Längere Bibelzitate übersetzt er direkt aus der
Vulgata, wie es die Art eines Gelehrten, eines Theologen ist. »Un-
höfische« Ausdrücke werden tunlichst gemieden, der Verfasser ver-
wendet den Hofton. Der Verfasser will Fürsten und Herrschaften für
sein Reformprogramm gewinnen. Er kennt die Verhältnisse in Straßburg
und Speyer gut und hat wohl den Wormser Reichstag aus nächster Nähe
erlebt.
Damit sind die Bedingungen deutlich, die der Verfasser erfüllen soll:
68. Vgl. Lehmann, a.a.O., S. XXXII.
69. Alfred Götze: Martin Butzers Erstlingsschrift. ARG 4, 1906, S. 1-64.
70. Zu den Einzelheiten vgl. Götze, a.a.O., S. 31-33.
71. Vgl. Götze, a.a.O., S. 32. 72. Vgl. Götze, a.a.O., S. 41-43.
73. Vgl. Götze, a.a.O., S. 43. 74. Belege bei Götze, a.a.O., S. 44.