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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0415
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GESPRECHBIECHLIN NEÜW KARSTHANS

41I

geacht würt, solt ein bischoff predigen, zuvoran in teütschland, da sie
all fürstlichen stand füren, und reyten ist ir arbeit, uff den gejägt26
umbziehn oder aber krieg füren und im harnisch reyten. Aber ir ruw
ist, mit schönen frawen sich belustigen, bancket und däntz halten, ins
5 bad geen, im bret spilen, für die langenweyl flüssen27. Sie ligen und
sitzen auch gern uff pflaumfedern und weichen küssen, behencken sich
mit gold, sylber, edelgestein und dergleychen cleinoter, essen und
trincken wol und überflüssigklich, treyben oder handeln nichts, es thü
dann dem leyb wol, oder komme sie mit lust an. | Christus lert aber
10 nit also, sunder spricht, do er die fischer berüfft [Mt 4,19]: ich wil eüch
machen fischer der menschen, nit des golds und sylbers. Dann sein meynung
was, sie solten in die selen der menschen ererben und uff den rechten
weg bringen. Als dann auch darnach geschehen, wie Lucas schreybt am
andern cap. [41] im buch der Apo | stelngeschicht, do die Apostel nach
15 Christus ufferstentnüß anhuben zu predigen und teufften, mit disen
worten: An dem tag seind bey drey tausent selen überkommen worden. Und
darumb berümbt sich Paulus gegen den von Thessalonica, das er nit
ire gab, sunder in zu gut ein überflüssige frucht bey in zu schaffen
begere28. Und schreybt zu den Philipensern [3,8], er acht allen seinen
20 eygen gewinn für schaden umb Christus willen, und alle andere ding
schätz er gleych dem staub und mist, uff das er Christum gewinnen mög.
Darumb schreybt er auch denselbigen [1,8]: Gott ist mein gezeüg, das ich
eüch alle in dem yngeweid Christi sein begere. Sollichs ist der rechten
Aposteln fleyß und trachtung gewesen, und nit nach zeytlichen gütern
25 zu sehen. Dann Christus hat in gebotten, gar nit sorgfältig alhie zu sein,
auch nit für essen und trincken, sunder spricht Mattheus am vi.g [33]:
Suchent erstlich das reych der hymel und sein gerechtigkeit, so werden eüch all
andere ding selbs zukommen. Und bald darnach spricht er [Lc 12,33]:
Verkaufft, was ir habt und gebt almusen. Und | Matth, am xix. [21] zu dem
30 reychen jüngling: Wilt du volkommen sein, so gang hin, verkauff, was du hast,
gib es den armen, so würst du ein schatz im hymel haben, darnach komm, volg
mir nach. Item Luce am xii. [15]: Secht und hüt eüch vor aller geytigkeit29.
Dann des menschen leben ist nit in den dingen, die er besitzt; und am ix.h [62]:
Keiner, der seine hendt an | den pflug legt und sicht sich umb, ist bequem dem
35 reych der hymel. Daruß zu erkennen, das er sie gar hat wöllen sich der
welt und zeytlicher güter entschlagen und allein darnach dencken, wie
sie in gottes dienst nutz schafften. Und darumb sagt er zu den Aposteln
Johan. am xv. [5]: Ich bin ein weinstock, ir seind die reben. Und nechst
g) x. AB. - h) viii. AB.

Bischoff in teütschland yetzt.

B1a
wie Christus die Aposteln
beriefft.
655
Der Apostel gewinn.

Der Apostel sorgfeltigkeit.

B1b

26. Jagd.
28. Vgl. 1 Thess 2, 5-13.

27. Ein Kartenspiel spielen.
29. Geiz.
 
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