GESPRECHBIECHLIN NEÜW KARSTHANS
417
Karst. Juncker, ir müssent fürt, und wölt gott, ir hübent schon
yetzundt an, ich wölt meinen leyb auch zu eüch setzen.
F. Unser Allergnedigster herr, Keiser Karlin, sol anheben, und dem
wöllen wir all dartzu dienen.
5 K. Ach juncker, ich hab sorg, er werd es nit thun, dann er ist gut
Bäpstisch, hat derhalben doctor Luthers bücher verbrennen lassen52 und
mit grymmigen, scharpffen mandaten in die acht gethon53, vervolgt
auch den Hutten, als ich höre.
F. Lieber, das laß dich nit irren, was geschehen, ist villeycht nit in
10 böser meynung geschehen, so hatt er Hutten yetzund zu diener uff-
genommen54, und hoff ganntz, er werd nit lang Bäpstisch sein, es schickt
sich wol dartzu.
K. Wann das gott wölt, so möcht den dingen geraten werden. Wie
aber, das sie sagen, ein Bapst sey über den Keiser 55, hab in zu setzen
15 und entsetzen? sagen auch, die weltlichen, Fürsten und andere, mögen
nit handt an die geistlichen legen ?
F. Da wöllen wir darnach von reden und yetzund dieweyl der ler
Pauli getrösten, der in allen seinen geschrifften vermanet, dem welt-
lichen gewalt underthon zu sein, und schreybt zu den Rhömern [13,1]:
20 Ein yegliche seel sey der oberkeit underthon etc. Daruff sagt Origenes56: »uß disen
worten erscheint, | das die weltlichen richter den grösten teyl des göt-
lichen gesatzes erfüllen. Dann alle übelthat, die gott straffen [wil], wiln
er nit durch Bischoff und öbersten der kirchen, sunder durch die welt-
richter straffen.«
25 K. Das hör ich gern und würd es behalten, uff das ich inen antwurten
mög, wann sie sagen von ihrer freyheit und weyhe.
F. Das magst du thun und dich auch ziehen | uff die wort sant Peters,
von dem sie doch ursach und anfang sollicher irer freyheit und gewalts
nit anders dann ein erbteyl uff sich kommen sagen, der schreybt in
Keiser karlin.
Bapst über dem keiser.
Dem weltlichen gewalt
underthon zusin.
660
C1b
n) straffen, wil AB; straffen wil, wil: conj. Böcking u. Lehmann.
52. Verbrennungen der Bücher Luthers durch den Nuntius Aleander: am 8. 10.1520
in Löwen, am 12. 11. 1520 in Köln, am 28. 11. 1520 in Mainz und in Worms am
30. 5. 1521.
53. Über Mandate Karls V. zur Beschlagnahmung und Verbrennung von Luthers
Büchern vgl. A. Wrede: Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., Bd. 2. 1896.
S- 454-457. 529-533. 640-659.
54. Der Kaiser ließ durch Glapion und Armstorff Hutten am 6.-8. April 1521 auf
der Ebernburg in seinen Dienst nehmen. Hutten sollte einen Entschuldigungsbrief
an den Kaiser richten (Böcking II, 47 fl.) und seine polemische Schriftstellerei einstellen.
Dafür sollte er eine Pension von 200 Gulden beziehen. Hutten geht auf dieses An-
erbieten ein. Vgl. P. Kalkoff: Depeschen Aleanders, S. 116, 146ff., 156ff.
55. Vgl. Denzinger, 469, 496, 497, 570i Böcking II, 47, 7ff.; V, 384ff.
56. Comment. in epist. ad Rom. IX, 28; MSG 14,1228
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Karst. Juncker, ir müssent fürt, und wölt gott, ir hübent schon
yetzundt an, ich wölt meinen leyb auch zu eüch setzen.
F. Unser Allergnedigster herr, Keiser Karlin, sol anheben, und dem
wöllen wir all dartzu dienen.
5 K. Ach juncker, ich hab sorg, er werd es nit thun, dann er ist gut
Bäpstisch, hat derhalben doctor Luthers bücher verbrennen lassen52 und
mit grymmigen, scharpffen mandaten in die acht gethon53, vervolgt
auch den Hutten, als ich höre.
F. Lieber, das laß dich nit irren, was geschehen, ist villeycht nit in
10 böser meynung geschehen, so hatt er Hutten yetzund zu diener uff-
genommen54, und hoff ganntz, er werd nit lang Bäpstisch sein, es schickt
sich wol dartzu.
K. Wann das gott wölt, so möcht den dingen geraten werden. Wie
aber, das sie sagen, ein Bapst sey über den Keiser 55, hab in zu setzen
15 und entsetzen? sagen auch, die weltlichen, Fürsten und andere, mögen
nit handt an die geistlichen legen ?
F. Da wöllen wir darnach von reden und yetzund dieweyl der ler
Pauli getrösten, der in allen seinen geschrifften vermanet, dem welt-
lichen gewalt underthon zu sein, und schreybt zu den Rhömern [13,1]:
20 Ein yegliche seel sey der oberkeit underthon etc. Daruff sagt Origenes56: »uß disen
worten erscheint, | das die weltlichen richter den grösten teyl des göt-
lichen gesatzes erfüllen. Dann alle übelthat, die gott straffen [wil], wiln
er nit durch Bischoff und öbersten der kirchen, sunder durch die welt-
richter straffen.«
25 K. Das hör ich gern und würd es behalten, uff das ich inen antwurten
mög, wann sie sagen von ihrer freyheit und weyhe.
F. Das magst du thun und dich auch ziehen | uff die wort sant Peters,
von dem sie doch ursach und anfang sollicher irer freyheit und gewalts
nit anders dann ein erbteyl uff sich kommen sagen, der schreybt in
Keiser karlin.
Bapst über dem keiser.
Dem weltlichen gewalt
underthon zusin.
660
C1b
n) straffen, wil AB; straffen wil, wil: conj. Böcking u. Lehmann.
52. Verbrennungen der Bücher Luthers durch den Nuntius Aleander: am 8. 10.1520
in Löwen, am 12. 11. 1520 in Köln, am 28. 11. 1520 in Mainz und in Worms am
30. 5. 1521.
53. Über Mandate Karls V. zur Beschlagnahmung und Verbrennung von Luthers
Büchern vgl. A. Wrede: Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., Bd. 2. 1896.
S- 454-457. 529-533. 640-659.
54. Der Kaiser ließ durch Glapion und Armstorff Hutten am 6.-8. April 1521 auf
der Ebernburg in seinen Dienst nehmen. Hutten sollte einen Entschuldigungsbrief
an den Kaiser richten (Böcking II, 47 fl.) und seine polemische Schriftstellerei einstellen.
Dafür sollte er eine Pension von 200 Gulden beziehen. Hutten geht auf dieses An-
erbieten ein. Vgl. P. Kalkoff: Depeschen Aleanders, S. 116, 146ff., 156ff.
55. Vgl. Denzinger, 469, 496, 497, 570i Böcking II, 47, 7ff.; V, 384ff.
56. Comment. in epist. ad Rom. IX, 28; MSG 14,1228