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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0423
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GESPRECHBIECHLIN NEÜW KARSTHANS

419

derselbigen zeyt in Christum het, gebawen, und das ist Christus selbs62.
Darumb sagt Paulus zu den Corin. [1 Cor 3,11]: Niemant mag ein ander
fundament oder grundvest legen, dann gelegt ist, christus Jesus.
K. Da hör ich die rechten meynung und würd mich fürtan nit an ire
5 fabeln und geschwätz keren, ob sie schon sagen, es sey also in gewonheit
und gebrauch kommen, dann ich halt mer von Christus und der Apostel
ler dann von irem bösen gebrauch.
F. Das heißt dich auch sant Cyprianus63 thun, der spricht: »Ein
gwonheit, die bey etlichen yngeschlüpffert ist, sol nit verhindern, das
10 die warheit dester weniger fürtreff und überwinde, dann ein gewonheit
on warheit ist ein veralter irtumb.« Darumb sollen wir den irtumb
verlassen und der warheit nachvolgen.
K. Ach gott, dir sey geclagt, das wir so lange zeyt der waren erkantnüß
deiner heiligen ler beraubet gewesen seind und man uns fabeln und
15 unnütz geschwätz geprediget hat. Het ich in meiner jugent solliche ler
gehört, ich wölt mein leben anders angestelt haben.
Frantz. Thü noch fleyß, dann es ist kein zeyt | zu langsam, etwas zu
lernen oder recht zu thun, du magst noch bey gutter zeyt kommen.
Dann auch Christus im Ewangelio sagt, das die ersten mögen werden
20 die letsten und die letsten die ersten werden64.
K. Ob got wil, so bald ich heim komme, wil ich all Lutherische bücher
kauffen und mir einen schuler, wann ich nit arbeite, darin lesen lassen.
F. Das solt du auch thun. Doch wär gut, du hörtest auch einen gutten
predigen
25 K. Ach juncker, wo sol ich den finden? unser pfarrer ist wol ein
gutter zechgesell, weißt aber nit vil von der schrifft zu sagen.
F. Das ist böß und wol zu erbarmen, das man das Christlich volck
nit anders mit pfarrern versieht. Hierumb wil von nöten sein, das man
den geistlichen heuptern in ire regiment trag und in mitnichten gestatte,
30 der kirchen gütter in wollust und müssiggang zu verzeren, sunder sie
heiß, die schaff Christi, wie sie von gott geordnet seind, weiden. Das
haben die Apostel und alte Bischoff und pfarrer gethon, deren sorg
allein geweßt, wie sie das volck mit gutter Christlicher ler versehen, und
haben derhalben offt ir selbs notturfft vergessen. Als Cyprianus, der
35 schreybt zu dem Bapst Cornelio65 »O bruder, uns gehört zu und eygnet
sich unsern conscientzen und gewissen, fleyß zu haben, das ye niemant
durch unser versaumnüß von der kirchen verderbe.«

fundament der kirchen.

Ein alte gewonheit.

Karsthansen clag.

C2b

karsthans wil lernen.

wie yetzund die pfarren
versehen.

Cyprianus.

62. Vgl. Mt 16, 18 und Luthers Auslegung, WA 2, 187-194, 204-207 (Resolutio
super praepositione sua XIII), und WA 6, 309-316 (Wider den hochberühmten
Romanisten).
63. Ep. LXXIV; MSL 3, 1181; vgl. MSL 4, 425.
65. Ep. LIII; MSL 3,833; vgl. MSL 4,358.

64. Mt 20, 16.
 
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