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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0439
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GESPRECHBIECHLIN NEÜW KARSTHANS

435

oder heil der selen betreffendef, sunder wann man sie an irem gewalt
hindert, oder wann es in an ir gelt und gut geet, oder wann yergent-
einer ein pfaffen übel angesehen hat.
F. Wie du sagst, ist es unbillich gnug, dann sie solten (wie du zuvor
5 gehört) gar nit iren eygen nutz, sunder heil und wolfart aller Christlichen
selen in allen dingen suchen. Sie solten auch in keinen weg der rach
begirig sein, ob sie von yemant geletzt137 wären, sunder auch iren feyn-
den und allen, von | den sie vervolgt, mit demütigkeit und Christlicher
lieb begegnen. Dann Christus sagt Matth, am v. [43-44] und Lu. am
10 vi. [27-28]: Ir habt gehört, das eüch von den schrifftweysen gesagt ist, du solt
deinen nechsten lieb haben und deinen feynd solt du hassen. Aber ich sag eüch,
habt auch lieb 8 eüwern feynd, thut wol denjhenen, die eüch hassen, bittent für die,
so eüch vervolgen und schelten. Und bald darnach sagt er: Es sey ein dein
verdienst, einem, der uns wolgethon hat, widerumb wolthun, dann
15 sollichs pflegen auch die sündigen, verruchten men |schen. Aber seine
nachvolgen wil er volkommen sein138 und sagt Lu. am vi. [30]: Ein
yeglicherh, der etwas von dir bitt, dem gib es, und wer dir etwas nympt, von dem
forder es nit wider.
K. Das thun warlich unsere pfaffen nitt. Dann wo in das minst ent-
20 wendet würt, darff man nit mer in der kirchen singen noch lesen, dann
gar bald legen sie den gotsdienst nider.
F. Sie thun es ja, ist aber nit gut, und man erkennt alda zuvorderst
ire boßheit, das sie so gar rachbegirig seind, das sie ee gottes eer ab-
brechen, ee sie ungerochen bliben, und berauben das Christlich volck
25 umb ires stinckenden gewinns und schantlichen nutzes willen des
Sacraments, das sie uns zu darreichen gesetzt seind. Darumb sagt von
in Christus Marci139 am xi. Wee eüch, ir schrijftweysen, ir habt eüch ge-
nommen den schlüssel der kunst und ir seyt nit hinyngegangen, und die haben
wöllen hinyngeen, den habt ir das verbotten [Lc 11,52]. Es stat auch geschriben
30 Lu. am ix. [54-56], do die Samaritaner Christum mit den seinen nit
wolten ynlassen, fragten in die apostel Johannes und Jacobus, als noch
nit volkommenlich durch die gottes ler erleücht: Herr, wilt du, das wir
heissen das feür von hymel abher fallen und sie verbrennen, als Helias ge | thon
hat? Strafft sie Christus und sprach: Wissent ir nit, wölchs geists ir seyt?
35 Der sun des menschens ist nit kommen, zu verderben die selen der menschen,
sunder zu behalten. Aber die unsern yetzunt, anders nit dann wie die wolff
in den pferrich gelassen, wüten under dem christlichen volck, und ist
gar kein brüderliche lieb bey in, sunder all ir gedancken setzen sie dahin,

F1b

Auch die feyndt nitt hassen.

674
Volkommenheit der
Aposteln.

wie sie interdict legen.

wie die pfaffen rachbegirig.

F2a
wie Christus die Aposteln
gestrafft.

f) betreffend B. - g) leb A. - h) yetlicher B.
137. Verletzt. 138. Vgl. Mt 5, 46; Mt 19, 21 und Lc 6, 40.
139. Nicht Mc, sondern Lc 11, 52.
 
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