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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 1): Frühschriften 1520 - 1524 — Gütersloh, 1960

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https://doi.org/10.11588/diglit.29138#0498
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MARTIN BUCERS FRÜHSCHRIFTEN

wol mein schuler johanneßlin, der dann mer dann ain gantz jar in die
lateinischn schul gangen ist, der hat im auß der hailigen geschrifft der
bybly vil angezaigt, das er in nit hat mügen hinder sich treyben und
D 3 b auff söllichs alls | wir dann ain langen zangk mittainandern gehabt hond,
das ich im und allen pfaffen, groß und klainen, den text nach der leng 5
und blösse gesagt hab und inen nichts gespart, herwiderumb er gegen
mir auch gethon hatt Von allen stennden des layischen volcks allen
mißbrauch und sünd der welt, Eedel und unedel, hanttierer und bauren
erzeldt hat, hab also ichs darzu gebracht, Das ich den pfarrer auff ain
guten weg beredt hab, Das er mir und uns allen zugesagt hat, das er 10
sich fürohin gantz nach Doctor Martin Luthers leer lennden43 well und
uns vorgon als ain getrewer pfarrer und leerer mit der rechten warhait,
des wir dann all wol zufriden söllent sein, wa söllichs von im gehalten
wirt, das hab ich eüch zu gutem wissen also hiemit angezaigt und nit
wöllen verhallten, etc. Nun auff söllichs ist mir nächten spat auch für- 15
gehalten worden. Wie er vorhin alwäg hab wöllen mit gewalt haben,
wann aim bauren oder wer der sey ain Jung kind abstirbt, das also klain
und on sünd gewesen sey, Als under acht jaren oder joch noch in der
wiegen, so wöll es der pfarrer nitt begraben lassen, man besing es dann,
von dem ding hab ich vorhin nit gewyßt, das sag aber ich darzu, wann 20
es also darzu kumpt, das söllichs geschicht, So kert eüch nit an die
pfaffen, begrabens und schweygent und lat sy singen und sagen, was
sy wöllent, gend in nichs darvon. warzu bedarff man söllichs zu be-
singen, das on schuld und on sünd stirbt? ir wert auch in kürtze sehen,
das es darzu kummen wirt, das man die alten leüt nit mer also mit 25
grossem gebrengk besingen wirt, als bißhär beschehen ist, dann da
beschycht vil mer überiger hochfart, das got nit lieb ist. thut nun ge-
mach, es wirt noch vil des dings in der kirchen mit weil abgon, das
überig und on not ist und allain auß geyttigkait von in erdacht etc.
Wann man aber armen nottürfftigen leütten gutte spend und almusen 30
reylichen mittailte und also durch ain gantze versamlung der bey-
wonenden freind und andern in festem guttem glauben on als gebrengk
mit andacht gott den herren treülich für die seel tädt bitten, das wer ain
D 4 a gantz gut werck. darumb wißt ir eüch nun fürohin wol zu haltten, | ich
will eüch ruggen in allen dingen haltten, gend nur nit vil gelt auß, dann 35
ich wills auch selbs thun, ich will kaim pfaffen mer weder opfern noch
geben, dann die vier opfer, sunst nur alain armen nottürfftigen leüten
vor der kirchen. dem thunt auch also und was eüch anlyg, so kumment
zu mir, will Eüch trewlich helffen und raten, und schirm halten. Auch
so gend in fürohin kain anderen zehenden, dann alain im feld vom 40
traid und haber, tragent auch nit mer weder Ayer noch mel und der

43. Sich richten nach.
 
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