Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0032
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
28

I. WIEDERHEIRAT EINES VERLASSENEN EHEPARTNERS

den, Notwendiger vrsach lialben ir beiderls, Namliche19 der obgemelt Heinrich, der
vor xij joren ader20 lenger eyn frowe hett, die verschuldet21, das man ir die stat
Stroßburg verbotten vnd, vber das Lampers gebürge22 zu schweren, gebotten hatt2j,
vnd der Heinrich, ir eelicher man, in24 die statt Stroßburg zu schweren, von eynem
Ersamen vnd wisen rat der statt Stroßburg geheissen, gedon hatt. So er nun als eyn
witwer eyntzig25 eyn zytlang bliben vnd entpfunden, sich mt zu haben die gob der
keuscheit von gott dem herren, So hatt er, vmb der hurrerrei willen zu vermyden -
wie Paulus sagt zu den Corintheren m der ersten Epistolen lm vij. capitel26 -, eyn
eigne Eeliche frowe erworben,27 welicher frowen ouch Eelicher man I zv I vor langen
joren, als sie dar dut on verschulter sach, mitt eyner vernichten metzen28 hin weg
gezogen ist. So nun die verlossene frow mitt eyma clemen kindhn zu der selbigen
zyt, hernoch entpfunden, ir libliche reinigkeit29 6vsserhalb der Ehe"30 mtt mögen
halten31, Hatt sie - wie dan eynem iglichen, das die gob gottes der reimgkeit mtt
hatc - sich dissem obgemelten Heinrichen versprochen.
Darumb wird sie den Heinriche vnd Elizabet von den vordngen gemahelen, die

a) danach gestr.: »ck-«.
h)-b) von Bucer übergeschr. und eingewiesen.
c) korr.
d) übergeschr. und eingewiesen für gestr.: lch.

18. sc. könnten mcht geschieden werden aufgrund zwingender Gründe beider.
19. namentlich.
20. oder.
21. Schuld auf sich geladen.
22. »lombardisches Gebirge«, eine Bezeichnung für die Alpen. Unter »Lamparter« (»Lombar-
dei«) verstand man das gesamte Norditahen. Vgl. LMA 5, Sp.2098.
23. sc. sie ist unter Eid verpfhchtet worden, nach Italien auszuwandern.
24. auf. Grimm 15 (=IX), Sp. 2740.
25. alleine.
26. I Kor 7,2.
27. Die Feststellung, daß es einem an der Gabe der Ehelosigkeit fehle, und die aus I Kor 7,2 gezo-
gene Schlußfolgerung, m die Ehe zu treten, lst ein für alle frühreformatorischen Plädoyers gegen
den Zölibat typisches Argumentationsmuster. Ähnlich begründete Bucer schon 1m Frühherbst
1523 seine eigene Eheschließung als zum Zölibat verpflichteter Mönch m einer an den Straßburger
Rat gerichteten »Verantwortung«. Vgl. BDS 1, S. 169,1-10.
28. ruchlosen Frau, Dirne.
29. sc. lhre Keuschheit, lhre sexuelle Enthaltsamkeit.
30. zu den besonderen theologischen Imphkationen dieser Einfügung Bucers vgl. Selderhuis,
Huwelijk, S. 89 (= Marriage, S. 70), Anm. 74.
31. sc. sie hat nachher festgestellt, daß sie ein keusches Leben außerhalb der Ehe mcht fiihrcn
könne.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften