13. GUTACHTEN fur augsburg
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53. Jnn dem muss man aber das erst ein onuermögen erkennen, wenn Gott solche
kranckheiten, vnfal, gefengnuss vnd anders zuschicket, das nach gmeyner ordnung
Gottes kein widerker vnd besserung zu hoffen ist, Als so Gott eins heimsucht mitt
gantz bestetigtem aussatz204, mitt beharrhcher205 vnsynnigheit, mitt gantzer berau-
bung der glider oder sust alles vermögens, zu dem Ehhchen dienst mnotwendig er-
fordret, Oder so ems tn ferre206 land on hoffnung der widerkunnfft verkauffet"1
nvnd hyngefurt were, bis man auch von ym mchs hören noch vernemen möchte”.
54. Die mutwilhge entziehung vonn dem Ehlichen wessen, dadurch das onschuldig
frey würt, stadt m zweyen: Das ein ist, so eins sich dem anderen selb entzeücht, lauft
hin oder will ym sunst den Ehhchen bund I 142 v I mt halten, stosst es vonn sich oder
helts der massen, das es mt bey ym bleyben khann. Das ander, wo eins der massen
misshandlet207, das es ein Chnstlich vnd eerlich208 ehgemahel nach der ordnung
Gottes nit getulden mag noch solle; diss geschicht durch den Ehbruch vnd alle miss-
handlung209, dadurch eins° das leben verwürcket210 oder das es in eerlicher gmaind
nit solle getuldet werden.
55. Dann wo sich disser fehl eyner begibt, da ist das vnschuldig allein, hatt nicht mer
seyn haupt oder seynen leib zu recht gottseligem, erbarn leben vnd, bulerey zuuer-
meyden, darumb wer solchen will gottes recht gedeyen211 lassen vnd ynn gottes
ordnung nitt abstricken212, der muss ynen vergunnen, das sie sich mitt anderen in
die Eh begeben, an denen sie das Eh recht haben mögen.
56. Das haben die chnsthchen keysser alsso erkennet vnd 1m reych gehalten ettlich
vil hundert lar vnd in denen zeiten, da die aller heyligsten Bischof gewesen sind, die
den keysseren auch allweg mitt allem ernst darem getragen21’, wa sie onchnsthche
gesetz machten oder onchnstlich handleten (Exemplum Gregorn214 de lege, ne mili-
m—m) von Bucer m Fortsetzung der Zeilen ergänzt.
n—n) von Bucer am linken Rand geschneben und eingewiesen.
o) danach gestr.: ledes.
204. Städtische Arzte führten die Lepraschau 1m Spätmittelalter m den von der welthchen Ob-
ngkeit verwalteten, jedoch dem kanomschen Recht unterstehenden Leprosonen durch. Vgl. Isen-
mann^ S. 185.
205. dauerhafter, beständiger.
206. ferne.
207. Böses tut, sündigt.
208. ehrenhaftes.
209. Vergehen, Verbrechcn.
210. Sowohl das AT als auch das kaiserhche Recht sahen für Ehebruch die Todesstrafe vor, vgl.
Lev 20,10; Dtn 22,22—24 und Cod. Just. 9,9,29,4, ClCiv II, S. 376.
211. angedeihen, zuteil werden.
212. wegnehmen, verbieten.
213. sich beschwert, Klage geführt; vgl. Grimm 3, Sp. 325.
214. Gregor I. d.Gr., geb. um 540, Papst von 590 bis 604.
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53. Jnn dem muss man aber das erst ein onuermögen erkennen, wenn Gott solche
kranckheiten, vnfal, gefengnuss vnd anders zuschicket, das nach gmeyner ordnung
Gottes kein widerker vnd besserung zu hoffen ist, Als so Gott eins heimsucht mitt
gantz bestetigtem aussatz204, mitt beharrhcher205 vnsynnigheit, mitt gantzer berau-
bung der glider oder sust alles vermögens, zu dem Ehhchen dienst mnotwendig er-
fordret, Oder so ems tn ferre206 land on hoffnung der widerkunnfft verkauffet"1
nvnd hyngefurt were, bis man auch von ym mchs hören noch vernemen möchte”.
54. Die mutwilhge entziehung vonn dem Ehlichen wessen, dadurch das onschuldig
frey würt, stadt m zweyen: Das ein ist, so eins sich dem anderen selb entzeücht, lauft
hin oder will ym sunst den Ehhchen bund I 142 v I mt halten, stosst es vonn sich oder
helts der massen, das es mt bey ym bleyben khann. Das ander, wo eins der massen
misshandlet207, das es ein Chnstlich vnd eerlich208 ehgemahel nach der ordnung
Gottes nit getulden mag noch solle; diss geschicht durch den Ehbruch vnd alle miss-
handlung209, dadurch eins° das leben verwürcket210 oder das es in eerlicher gmaind
nit solle getuldet werden.
55. Dann wo sich disser fehl eyner begibt, da ist das vnschuldig allein, hatt nicht mer
seyn haupt oder seynen leib zu recht gottseligem, erbarn leben vnd, bulerey zuuer-
meyden, darumb wer solchen will gottes recht gedeyen211 lassen vnd ynn gottes
ordnung nitt abstricken212, der muss ynen vergunnen, das sie sich mitt anderen in
die Eh begeben, an denen sie das Eh recht haben mögen.
56. Das haben die chnsthchen keysser alsso erkennet vnd 1m reych gehalten ettlich
vil hundert lar vnd in denen zeiten, da die aller heyligsten Bischof gewesen sind, die
den keysseren auch allweg mitt allem ernst darem getragen21’, wa sie onchnsthche
gesetz machten oder onchnstlich handleten (Exemplum Gregorn214 de lege, ne mili-
m—m) von Bucer m Fortsetzung der Zeilen ergänzt.
n—n) von Bucer am linken Rand geschneben und eingewiesen.
o) danach gestr.: ledes.
204. Städtische Arzte führten die Lepraschau 1m Spätmittelalter m den von der welthchen Ob-
ngkeit verwalteten, jedoch dem kanomschen Recht unterstehenden Leprosonen durch. Vgl. Isen-
mann^ S. 185.
205. dauerhafter, beständiger.
206. ferne.
207. Böses tut, sündigt.
208. ehrenhaftes.
209. Vergehen, Verbrechcn.
210. Sowohl das AT als auch das kaiserhche Recht sahen für Ehebruch die Todesstrafe vor, vgl.
Lev 20,10; Dtn 22,22—24 und Cod. Just. 9,9,29,4, ClCiv II, S. 376.
211. angedeihen, zuteil werden.
212. wegnehmen, verbieten.
213. sich beschwert, Klage geführt; vgl. Grimm 3, Sp. 325.
214. Gregor I. d.Gr., geb. um 540, Papst von 590 bis 604.