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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Buckwalter, Stephen E. [Oth.]; Schulz, Hans [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0462
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13. SCRIPTUM MAIUS

zens des Ehbruchs beschuldigen vnd straffen wöllen, aber darumb nitt aufheben
ader verdammen, das er selb271 zuuor vom scheid brief dem volck Jsrael gepotten
hatt.
75. Die Juden machten ein solichs argument: Gott hatt mich geheyssen, wenn ich
nitt lust hab zü meynem weib, so soll ich yr ein scheid bnef geben vnd sie vonn mir
lassen; darumb hab ich* kein sünd, swenn ich mein weyb von myr scheyden, es sye
gleich, warumb es wölle*272. Das war fallacia accidentis. Dann, das Gott gepotten
hatt vonn dem des weibs halb billigem vnd nottwendigem hynlossen zogen sie auch
auf die onnötige vnd onbillige273 vrsach, vonn dem man herreichend, nemlich auf
die hartigheit des hertzens, auf die Gottes verpott vnd mtt gepott gienge. Das frey
hinlassen der weiber, weil man sie nit recht halten wolte, ware recht, vnrecht war
aber, das sie die weiber nit vil lieber recht vnd wol hielten, wolten aber274 die Juden
aller ding on sünd sein.
76. Darumb sagte der Herr: »Moses hatt euch gepotten6, die weiber zuscheiden
vonn hertigheit wegen ewers hertzens; vonn anfang aber ware es mcht alsso. Ich sage
euch aber«275 etc., als wolt er sprechen: Das276 euch Moses gepotten hatt, lst Gottes
gepott vnd meyn gepott, ist güt vnd recht; yr seind aber darumb mcht on sünd vnd
schuld des Ehbruchs, wenn yr ewere weyber vmb yder vrsachen willen verlasset vnd
vonn euch scheydet. Dann yr I 14j v I müst ansehen, wesshalb euch Moses das gepott
gegeben hatt: »Jtgöq xf]V axkr|QOxaQÖCav tipcbv, zu oder vonn wegen der hertigheit
ewers hertzens«277 ist euch diss gepotten, weil yr oft so verstockte vnd harte hertzen
habt, das yr ewer weyber kein günst nach278 gnad meer haben mögen, darumb das
yr ettwan ein »13T mtS?«, das ist ettwas1 schewhchs oder onlüstigs, em fehl vnd man-
gel an ynen gefunden habt279, das aber die ware Ehliche liebe, wo yr die hetten, wol
tragen könde. Damitt dann die armen onschuldigen weibhn mt erst über die berau-
bung Ehlicher trewe gemartert vnd als gefangen gehalten würden, so hatt euch der
f) danach gestr.: in dem.
g—g) von Bucer vor den linken Rand geschneben und eingewiesen.
h) ohne Einweisung von Bucer am linken Rand notiert: nota: 8Jt8TQ£'lp£V hic quod >concessit< m-
telligi potest, licet etiam >commisit< sigmficet. At Mar. X[j] sic habet: JTQÖg xf]V o%A.r]QO>{,aQÖLav
U|XO)V 87Qat|)8V U[XIV TT]V 8VToAf]V TaTJTT]V.
i) korr. aus Schreibfehler: »etta-«.

271. Vgl. die vorhergehende Anm.
272. Zur Form des Scheidebnefes und den Modalitäten seiner Ubergabe vgl. Maimoniaes, Mish-
neh Torah 4,2,1,1 und 4,12, Yale Judaica Series 19, S. 165 und 186.
273. unrichtige, falsche.
274. doch.
275. Mt 19,8-9.
276. Was.
277. ebd.
278. noch.
279. Vgl. Dtn 24,1. Der hebräische Ausdruck entspricht dem Bibeltext.
 
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