15. GUTACHTEN FUR PHILIPP VON HESSEN
496
Christenheit umb das schöne kleinodt, das bei ir die heilige ehe wider zu irer rechten
göttlichen ordnung vnd ersten einsetzung bracht worden ist, das einer nur ein weyb
habe. Dann gott, [der] 1m anfang den menschen schuff, einen man vnd eine frau, gab
die zwey, nit drey oder fir oder mere, sondern die zwey zusamen, das sie ein mensch
weren.10 Vnd gilt hie mcht sagen, das zwey ein fleisch seien, werde zwischen dem
man vnd einem iedem seiner weiber erfüllet, dann tedes weyb sei mit einem man ein
fleisch, wie es der heilige Paulus auch anziehet11 von den huren. 1. Cor. 6[ 15 —16].
Dann ob wol ia die zwey, man vnd weyb, die sich zusamen halten in dere gemein-
schafft, die eheleuten zusteht, alweg ein fleisch sind, so sieht man doch das auch wol,
das der herr, solches ein fleisch sein, 1m12 hat anfangs gefallen lassen vnd verordnet,
das es sich allein zwischen einem mann vnd einer frawe finde. Vnd war doch dazu-
mal als im anfang menschhches geschlechts die vrsach, file kmder zu zielen13, am
höchsten, nach dem dann die natur m lrem anfang vnd derhalben zum sterksten war,
so were auch der grösseren begirden vnd vermögens halben zu filen weybern vr-
sache14 gewesen, dem Adam mere dann ein weib zu schaffen vnd zu geben. Die na-
tur aber auch der verderbeten heiden hat das alweg erkennet, die beste vnd erlichste
ordnung in der eh seie, das em mann allein ein weyb habe, wie das mt allein bei den
Römern15, sondern auch andern völckern alweg gehalten worden lst, als16 man das
m historien vnd comedien17 wol zu sehen hat.
Dise seme ordnung, menschhcher natur also emgepflanzet, hat der herr auch da-
mit angezeiget, das er in erhaltung des menschens vnd der thiere m der arche Noe al-
lein par vnd par erhalten hat.18 I j I
Der erste auch, so zwei weyber genommen, ist Lamech gewesen, der ander19
todtschleger tn der welt.20
Bei dem Abraham sihet man klärhch, das lme vrsach, file weyber zu nemen, allein
meerung des gottseligen volcks gewesen lst, vnd mt das er sich eines weybes mt hette
settigen mögen; dann m der mgent, da er der natur nach, mer weyber zu haben,
möchte geneigter sein, lesen wir mcht, das er 1m eme oder mer zur Sarah genommen,
sondern das die Sarah 1m 11'e Hagar darumb geben habe, das sie doch durch diesel-
bige, lre eigen21 magd, von lhm kinder bekomme.22 Vnd ob man sagen wolte, es
10. Vgl. Gen 1,27 und 2,24.
11. anführt, crwähnt.
12. sich.
13. zeugen. Grimm 31 (= XV), Sp. 1089.
14. Grund.
15. Der römische Jurist Gaius verbietet die Bigamie m seinen Institutiones 1,63 (ca. 160—162).
Obwohl dieser Rechtssatz mcht in die auf Anordnung Justinians (527-565) erstellten Institutiones
des Corpus Iuns Civilis übcrnommen wurde, war die Einehe m Rom die Norm; vgl. Crook, Law
and Life of Rome, S. 101.
16. wie.
17. gememt v. a. Komödien des Terenz, m erster Lmie »Andna«.
18. Vgl. Gen 6,19-20; 7,2-3.
19. zweite.
20. Gen 4,19—24.
21. hier und lm folgenden: hörige.
22. Gen 11,29—30; 16,1-2.
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Christenheit umb das schöne kleinodt, das bei ir die heilige ehe wider zu irer rechten
göttlichen ordnung vnd ersten einsetzung bracht worden ist, das einer nur ein weyb
habe. Dann gott, [der] 1m anfang den menschen schuff, einen man vnd eine frau, gab
die zwey, nit drey oder fir oder mere, sondern die zwey zusamen, das sie ein mensch
weren.10 Vnd gilt hie mcht sagen, das zwey ein fleisch seien, werde zwischen dem
man vnd einem iedem seiner weiber erfüllet, dann tedes weyb sei mit einem man ein
fleisch, wie es der heilige Paulus auch anziehet11 von den huren. 1. Cor. 6[ 15 —16].
Dann ob wol ia die zwey, man vnd weyb, die sich zusamen halten in dere gemein-
schafft, die eheleuten zusteht, alweg ein fleisch sind, so sieht man doch das auch wol,
das der herr, solches ein fleisch sein, 1m12 hat anfangs gefallen lassen vnd verordnet,
das es sich allein zwischen einem mann vnd einer frawe finde. Vnd war doch dazu-
mal als im anfang menschhches geschlechts die vrsach, file kmder zu zielen13, am
höchsten, nach dem dann die natur m lrem anfang vnd derhalben zum sterksten war,
so were auch der grösseren begirden vnd vermögens halben zu filen weybern vr-
sache14 gewesen, dem Adam mere dann ein weib zu schaffen vnd zu geben. Die na-
tur aber auch der verderbeten heiden hat das alweg erkennet, die beste vnd erlichste
ordnung in der eh seie, das em mann allein ein weyb habe, wie das mt allein bei den
Römern15, sondern auch andern völckern alweg gehalten worden lst, als16 man das
m historien vnd comedien17 wol zu sehen hat.
Dise seme ordnung, menschhcher natur also emgepflanzet, hat der herr auch da-
mit angezeiget, das er in erhaltung des menschens vnd der thiere m der arche Noe al-
lein par vnd par erhalten hat.18 I j I
Der erste auch, so zwei weyber genommen, ist Lamech gewesen, der ander19
todtschleger tn der welt.20
Bei dem Abraham sihet man klärhch, das lme vrsach, file weyber zu nemen, allein
meerung des gottseligen volcks gewesen lst, vnd mt das er sich eines weybes mt hette
settigen mögen; dann m der mgent, da er der natur nach, mer weyber zu haben,
möchte geneigter sein, lesen wir mcht, das er 1m eme oder mer zur Sarah genommen,
sondern das die Sarah 1m 11'e Hagar darumb geben habe, das sie doch durch diesel-
bige, lre eigen21 magd, von lhm kinder bekomme.22 Vnd ob man sagen wolte, es
10. Vgl. Gen 1,27 und 2,24.
11. anführt, crwähnt.
12. sich.
13. zeugen. Grimm 31 (= XV), Sp. 1089.
14. Grund.
15. Der römische Jurist Gaius verbietet die Bigamie m seinen Institutiones 1,63 (ca. 160—162).
Obwohl dieser Rechtssatz mcht in die auf Anordnung Justinians (527-565) erstellten Institutiones
des Corpus Iuns Civilis übcrnommen wurde, war die Einehe m Rom die Norm; vgl. Crook, Law
and Life of Rome, S. 101.
16. wie.
17. gememt v. a. Komödien des Terenz, m erster Lmie »Andna«.
18. Vgl. Gen 6,19-20; 7,2-3.
19. zweite.
20. Gen 4,19—24.
21. hier und lm folgenden: hörige.
22. Gen 11,29—30; 16,1-2.