Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Schulz, Hans [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0542
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
538

I 5. GUTACHTEN FUR PHILIPP VON HESSEN

weltliche schmach des concubinats vmbs herrn willen mit geduld trage Vnd sie,
beyde598 mann vnd weyb, so sie von ieman irer beywohnung gerechtfertigt wer-
den599, einfeltig sprechen: Ich hoffe, ich habe einen genedigen gott vnd wollte on-
gern in einem wesen stehen vnd verharren, darin ich [nit]600 trawete auch vff gottes
gnad vnd dem verdienst christi zu sterben, bitte dich, vrteylc mich mt weyter, dann
dich das wort des herrn weyset. Wo dann mit solicher rede das gantze leben ein ware
gottesvorcht vnd gottseligkeyt zeugen wirdt, wirdt die ergerms on weyter offentli-
che bekenntniss so weyt abgetriben601 werden, so weyt einem sohchen menschen,
der sich in offtgedachter blödigkeit602 vnd noturfft befindet, dise ergernis vnd an-
stoss abzutreyben, gepüret vnd zustehet. Dann wie gesagt, muss ein leder Christ der
andern verletzung vnd betriebung603 so sere meyden, das cr sich damit in kein böses
gewissen stecke vnd onderlasse, on das lm mt gegeben, frömlich vnd heyhghch zu
leben.
Dis ist die antwort vff die firde vrsache des andern teyls. I jy I

[III.]
Das dritte teyl dises bedenckens, wie deren gewissen die gedachte nachlassung ge-
dencken zu geprauchen, möge gesicheret604 werden.
In dem wird erstlich das von nötten sein, das soliche leute gott getrewhch bitten vnd
sich wol prüffen, ob inen gott gebe, das sie sich der eintzelen ehen kenden605 vernü-
gen lassen,606 welches dann nit allein zu vermeyden den grössten anstoss, sondern
auch für sich selb einem ieden Christen für das beste zu halten vnd zu suchen lst.
Zum anderen, wo es ie nit will besser werden vnd ein solicher mit der that erferet
vnd eigentlich prüfet, das er sich ausser dieses mittels recht heylig mt zu halten
wisse, das derselbige doch in solichen sachen mt eyle, verstendiger vnd gottesforch-
tiger leuten bedencken auch verneme, für sich getrewlich bitten lasse, damit er mit
seinen anfechtungen dem heiligen evangelio nirget einige607 verletzung thue.
Zum dritten, wo es denn ie den weg haben will, das ein sohcher recht chnstlich zu
leben one filgedachtes vnd vorbeschrieben mittel mt vermöge, so solle er als dann

598. beyde ... vnd: sowohl als auch.
599. zur Rechenschaft gezogen werden.
600. Der Satz ergibt nur mit Hinzufügung eines »mt« einen Sinn.
601. unterbunden.
602. Schwäche.
603. Betrübung.
604. gestärkt.
605. könnten.
606. sich mit der monogamen Ehe zufneden geben.
607. lrgendeine.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften