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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Buckwalter, Stephen E. [Oth.]; Schulz, Hans [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 10): Schriften zu Ehe und Eherecht — Gütersloh, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.30230#0551
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16. ANTWORT AUF DII-: ZWEI CASUS

547

Zum andern Spricht das gesatz: Wenn ein jungfrow yemant vertrawet ist vnd ein
man by ir schlaffet, so soll der man versteinigt werden, »darumb das er seines neh-
sten Eeweib geschendet hat«, Deütero. 22[23~24]. Do redet das gesatz von einer
Jungfrowen, die vertrawet ist, vnd heysset sy ein Eeweib des nehsten vnd straffet
mcht anders jren bülen42, dann wie sunst ein offenhcher Eebrecher im gesatz ge-
strafft wärts43.
'Zum dritten': Die Rabinj vnd gesatz gelerten vnder den Hebreern haben disem ge-
satz nach gerichtet vnd verbotten des bruders weib vnd des bruders vermähelte, er
habe beygeschlaffen oder nicht44. Dann nicht das beyschlaffen die Ee machet, sun-
der das vertrawen auff gottes wort vnd ordnung, wie es bey Jedem gottes volck ist
vnd sein mußs. Dann thüe gottes wort Vvnd ordnung“ hinweg vnd sihe, was Junge
Ehleüt, die liebe einander haben, für haußhaltung füren, so würstu gar kein vnder-
scheid sehen zwischen "der Ehe vnd" vneehchem beisitz"4 , da auch heb vnd hertz
zusamen füget. Aber disen ist ir beywonung sünd für gott, dweil sy kein gottes wort
haben, jenen aber ists recht I i6yv I vnd wol gethon vnd got gefelhg allein des vnder-
scheyds halb, das sy das gottes wort xvnd ordnung' haben, das got lm paradiß außge-
sprochen hat46. Was guten gewissen hetten die gotsähgen in der Ee, wo die Ee mcht
gar auff gottes wort yvnd ordnung-1' bestende vnd nicht auff menschhchem furne-
men, willen vnd gefallen, die jn vnd ausser der Ee gleich sein mögen? Es würde in
Eelicher beywonung ein schwere gewissen sein müssen, wie wir sehen, das es bey
der vätter kirchen47 gewesen istz: Da her der jungfrowen standt zu vil auffsehen be-
kommen vnd die Ee verachtet, auch ein gewissen gemacht worden lst, wo einer, Ee-
bruch zuuermeyden, bey seim weib geschlaffen hat48, Welches alles volgen muß, so
s) korr. aus: würt.
t—t) von Wolfgang Capito vor den linken Rand geschneben und eingewiesen.
u—u) übergeschr. und eingewiesen.
v—v) übergeschr. und eingewiesen.
w) übergeschr. und eingewiesen, dann gestr.: vnd der Ehe.
x—x) übergeschr. und eingewiesen.
y—y) übergeschr. und eingewiesen.
z) danach von Wolfgang Capito vor den linken Rand geschneben und eingewiesen, dann gestr.:
Dann sie haben fur sund.
42. Liebhaber.
43. Vgl. Dtn 22,22.
44. Die m Dtn 25,5 vorgesehene Leviratsehe wurde von dem Rabbiner Gerschom ben Judah, der
von 960 bis 1040 lebte und in Mainz lehrte, verboten. R. Gerschom sah fiir den iiberlebenden Bru-
der eine Zeremome der »Halizah« oder Befreiung vor, die der Witwe dic freie Heirat erlaubte;
hierzu vgl. Epstein, Marriage Laws, S. 25-33; Falk,]ewis\\ Matrimonial Law, S. 26-32. Während das
von Gerschom eingeführte Verbot unter den Juden Europas zur Regel wurde, praktizierten die se-
phardischen Juden weiterhin die Leviratsehe; vgl. Adelman, Custom, Law, and Gender.
45. dem Konkubinat.
46. Gemeint lst Gen 2,24.
47. zur Zeit der Kirchenväter.
48. Bucer hat wahrscheinlich die extrem ehefeindlichen Ansichten des Hieronymus (347/348 —
419/420) 1m Auge. Vgl. Hieronymus, Adversus Helvidium de perpetua virgmitate beatae Manae,
PL 23, Sp. 185-206 und ders., Adversus Jovinianum, PL 23, Sp. 211-338.
 
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