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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Wilhelmi, Thomas [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 18): Nachträge 1541 - 1551 sowie Ergänzungen und Korrekturen — Gütersloh, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30530#0053
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1. ein sehr väterlicher ratschlag

Wiewol das Consilium zu Costentz sich vndernemen hat dörffen, solchen
mißbrauch zu bestätigen, damit man nit achten möcht, die tollen Bischöff
hetten etwas ghandelt, das dem glauben vnd ansehen der kirchen nit wol anstünd.
Als müst gleich auß der kirchen gwalt alles das angenommen werden,
was solche künnen auß vnuerstand oder boßheyt in die kirch einfüren. Jn etlichen
Consiliis hatt man das gelübd, nit ehelich zu sein, von den priestern vnd
Bischöffen, darnach auch von den Diaconen vnd vnderdiaconen mit gwalt
herauß trottet ¹ . Aber solchs ist weder auß gmeinem gwalt der kirchen noch
mit verwilligung geschehen. Dann der gemeyn gewalt der kirchen ist alwegen
mit dem gewalt vnnd wort Christi vereyniget.

Aber derselb gewalt gibt für, es sey nicht gut, das der mensch allein sey, vnd
das ein jeder seyn eheweyb sol haben vnd ein jede fraw jhren eheman, die hu-
rerey zu vermeyden. Jtem, das die Bischöf vnd Diacon erwelt sollen werden,
die eynes weybs mann seyen, vnd hatt keyn | B7b | gschlecht der menschen
den strick, vnehelich zu sein, wellen anlegen, dann welchen der herr mit eim
solchen gschefft beladet, das mit der sorg des ehlichen stands nit bestan kan,
den wurt er auch wol fehig machen des worts der verschneydung vmb des
reych gots willen, also das er auch wol on alles gelübd vnd zwang des gesatz
vnehlich bleyben würt; das mann nun von allen denen, die zu dem dienst des
altars gebraucht sollen werden, den vnehlichen stand erfordert vnd das man
allein die ein gstalt des brots im sacrament den Christen darreycht, das gebot
hat nit vberhand genommen in den kirchen gegen nidergang auß gewalt der
kirchen, das eben der gewalt des heyligen geysts ist, sunder auß menschlicher
vernunfft, die leichtlich felt, so sie außwendig der himlischen weyßheyt
vmbgehet, doher kompt auch die verkerte würde des vnehlichen stands, darauß
herkompt, das der ehlich stand minder dann billich were geachtet worden,
von dannen kommen auch die fantaseyen, wie mann dem gemeynen
volck die ein gestalt des sacraments abbrech, dann zu deren keym ist nie kommen
die verwilligung der allgemeynen Christlichen Kirchen, wie auch noch
auff disenn tag inn der Griechischen Kirchen die ehe den Kirchen dienern vnd
das Sacrament vnder beiderley gestalt | B8a |zugelassen würdt.

Jnn Hispania vnnd inn Jtalia, auch inn Teütschlanden ist die Priester ehe
lang zeyt erhalten worden. Die Consilia, deren gewalt onbillich der Kirchen
zugeschriben wirdt (so vill dise ding belanget), die haben vor dausendt jharen
die Canones gestelt, das man von den höheren dieneren ein vnehlichen stand
erfordern solt, Doher mann wol verstehen kan, das die allgemeyn Christliche
Kirche zu disen zweyen puncten nie verwilliget hatt, wiewol mann in disen
zweyen puncten, wie auch in andern übungen der Religion, der Kirchen gewalt
vnnd verwilligung, mehe soll erkandt werden auß dem wortt Gottes,

1. herausgepreßt.

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