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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Wilhelmi, Thomas [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 18): Nachträge 1541 - 1551 sowie Ergänzungen und Korrekturen — Gütersloh, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30530#0421
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Nr.17
Anweisung zur Taufe eines jüdischen Mädchens
Informatio pro baptizanda puella Iudaea

1546
bearbeitet von Stephen E. Buckwalter

Einleitung
1. Entstehung und Inhalt

Die besondere Bedeutung der im folgenden edierten Schrift liegt in ihrem einmaligen
Charakter: Sie stellt nämlich einen liturgischen Entwurf Bucers dar, der nicht
für den regelmäßigen künftigen Gebrauch einer bestimmten Kirche gedacht war,
sondern eigens für einen ephemeren Anlaß – die Taufe eines jüdischen Mädchens
durch einen Bucer bekannten badischen Pfarrer – erstellt wurde. Somit handelt es
sich um ein liturgisches Formular zur einmaligen Benutzung, einen écrit d’occasion
im wahrsten Sinne des Wortes.

Freilich besitzt man für die historische Einordnung dieser Schrift keine weiteren
Informationen als die äußerst knappen Hinweise, die Bucers Sekretär Konrad Hubert
zu Beginn und am Ende der Schrift angebracht hat. ¹ Ihnen können wir entnehmen,
daß ein badischer evangelischer Geistlicher (»diaconus badensis«), von welchem
selbst Hubert nur den Namen »Petrus N.« nennen wollte oder konnte, den
Straßburger Reformator im Jahre 1546 um Anweisungen für die Taufe eines jüdischen
Mädchens gebeten haben muß.

Es fällt auf, daß Bucer in der ›Informatio‹ nicht zögert, von liturgischen Elementen
Gebrauch zu machen, die in Straßburg bereits 1524 abgeschafft wurden ² . Der
Wert dieser Quelle liegt nicht nur in ihrer Einzigartigkeit im Schrifttum Bucers, son-

1. Vgl. unten S.423,1 sowie S.430, textkritische Anm. u.

2. Vgl. den Hinweis in der Taufagende vom Juni 1524: »Das öl, Chrisam und das verzaubert wasser
geprauchen sye nit mer zum tauff, dann sye vertrawen in die selbige stuck bey der gemein befunden
haben, so allein an Christum vertrawen solten« (Sehling, EKO XX/1, S.153). Vgl. hierzu das
von Bucer vorgesehene Bestreichen des Täuflings mit Öl (unten S. 429,19) und Chrisam (unten
S. 430,4). Vgl. auch die Beobachtungen in BDS 7, S. 286, Anm. 28, die von der vorliegenden Taufordnung
widersprochen werden. Einen nützlichen Überblick über Straßburger evangelische Taufagenden
bietet Old, Shaping of the Reformed Baptismal Rite, S. 45–62 und S. 209–240 und Jordahn,
Der Taufgottesdienst, S. 443–449. Zur reformatorischen liturgischen Erneuerung in Straßburg im
allgemeinen vgl. Bornert,Laréforme protestante du culte. Speziell zu Bucers liturgischem Denken
vgl. van de Poll, Martin Bucer’s Liturgical Ideas.
 
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