Nr.11
Appellation Hermanns von Wied
10. Juli 1545
bearbeitet von Thomas Wilhelmi
1. Entstehung und Inhalt
Kaiser Karl V., der die Appellation des Kölner Domkapitels, der Universität und der
Geistlichkeit vom 9. Oktober 1544 angenommen hatte, erließ am 27. Juni 1545 für
diese Appellanten einen Schutzbrief. ¹ Dagegen legte der Kölner Erzbischof Hermann
von Wied ² mit der vorliegenden Appellation förmlichen Protest ein und
wandte sich damit an ein einzuberufendes deutsches Nationalkonzil oder an einen
Reichstag. ³
Daß Bucer den Entwurf dieser Appellation im Auftrag des Erzbischofs erstellt
oder daran mitgewirkt hat, läßt sich nicht verläßlich belegen. Der Duktus und der
Inhalt der Appellation deuten aber darauf hin. Für diese Annahme spricht auch die
Darstellung des Kölner Kirchenhistorikers Arnold Meshovius aus dem Jahre 1620:
»Quod cum ille negligeret, ac aliquo tempore post, Procuratorem cum Appellatione
quadam inani, et ab haereticis conflata, qua, qua se prugare (sed frustra) nitebatur,
nec interim a proposito recederet, Imperator [...] significavit.« ⁴ Dieser Darstellung
zufolge haben Ketzer an der Abfassung mitgewirkt. Damit dürfte in erster Linie Bucer
gemeint sein, der ja den Erzbischof vom Herbst 1542 nach Kräften unterstützt
und ihm mehr als einmal die Feder geführt hatte, was der gegnerischen Seite sehr
wohl bekannt war.
Hermann von Wied übergab seine Appellation mit der von Johann Rutgers ⁵ verfaßten
Einleitung am 10. Juli 1545 auf seinem Schloß Brühl bei Bonn in Anwesen-
1. ›Romscher Keiserlicher Meiestat, vnsers aller gnedigsten Herren Protection vnd Beschutzung
eins Erwirdigen Dhomcapittels, Gemeiner Clerisey, vnd Vniuersitet zu Cöllen, sampt jrer Christlichen
Appellation Adherenten. Vff dem jtzigen Reichstage zu Wurmß außgangen‹. Mainz: Franciscus
Behem, 1545. Schlüter, Flug- und Streitschriften Nr. 126. VD 16 D 1112. Derselbe Text liegt
auch in einem bibliographisch nicht nachgewiesenen Druck des Kölner Druckers Jaspar von Gennep
vor (Exemplar im Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimes Archiv, Loc. 10185/1, fol. 110–
113).
2. Hermann von Wied (1477–1552), Kurfürst und Erzbischof von Köln (1515–1547). Bautz 2,
Sp. 756–759; Varrentrapp, Hermann von Wied; Sommer, Hermann von Wied; Gatz, Die Bischöfe
des Heiligen Römischen Reiches, S.755–758.
3. Piel, Geschichte des ältesten Bonner Buchdrucks, S. 52; Drouven, S.250–259; Varrentrapp,
Hermann von Wied, S.255f.; Ennen, Geschichte der Stadt Köln IV, S. 506f.
4. Meshov/Isselt, De bello Coloniensi, S. 149; Meshov/Isselt, Religionsgeschichte der Cölnischen
Kirche, S.219 f.
5. Johann Rutgers von Ahrweiler, Kölner Kleriker, Sekretar des weltlichen Gerichts in Bonn,
Notar. Schlüter, Flug- und Streitschriften, S. 223, 254f. und 458.
Appellation Hermanns von Wied
10. Juli 1545
bearbeitet von Thomas Wilhelmi
1. Entstehung und Inhalt
Kaiser Karl V., der die Appellation des Kölner Domkapitels, der Universität und der
Geistlichkeit vom 9. Oktober 1544 angenommen hatte, erließ am 27. Juni 1545 für
diese Appellanten einen Schutzbrief. ¹ Dagegen legte der Kölner Erzbischof Hermann
von Wied ² mit der vorliegenden Appellation förmlichen Protest ein und
wandte sich damit an ein einzuberufendes deutsches Nationalkonzil oder an einen
Reichstag. ³
Daß Bucer den Entwurf dieser Appellation im Auftrag des Erzbischofs erstellt
oder daran mitgewirkt hat, läßt sich nicht verläßlich belegen. Der Duktus und der
Inhalt der Appellation deuten aber darauf hin. Für diese Annahme spricht auch die
Darstellung des Kölner Kirchenhistorikers Arnold Meshovius aus dem Jahre 1620:
»Quod cum ille negligeret, ac aliquo tempore post, Procuratorem cum Appellatione
quadam inani, et ab haereticis conflata, qua, qua se prugare (sed frustra) nitebatur,
nec interim a proposito recederet, Imperator [...] significavit.« ⁴ Dieser Darstellung
zufolge haben Ketzer an der Abfassung mitgewirkt. Damit dürfte in erster Linie Bucer
gemeint sein, der ja den Erzbischof vom Herbst 1542 nach Kräften unterstützt
und ihm mehr als einmal die Feder geführt hatte, was der gegnerischen Seite sehr
wohl bekannt war.
Hermann von Wied übergab seine Appellation mit der von Johann Rutgers ⁵ verfaßten
Einleitung am 10. Juli 1545 auf seinem Schloß Brühl bei Bonn in Anwesen-
1. ›Romscher Keiserlicher Meiestat, vnsers aller gnedigsten Herren Protection vnd Beschutzung
eins Erwirdigen Dhomcapittels, Gemeiner Clerisey, vnd Vniuersitet zu Cöllen, sampt jrer Christlichen
Appellation Adherenten. Vff dem jtzigen Reichstage zu Wurmß außgangen‹. Mainz: Franciscus
Behem, 1545. Schlüter, Flug- und Streitschriften Nr. 126. VD 16 D 1112. Derselbe Text liegt
auch in einem bibliographisch nicht nachgewiesenen Druck des Kölner Druckers Jaspar von Gennep
vor (Exemplar im Hauptstaatsarchiv Dresden, 10024 Geheimes Archiv, Loc. 10185/1, fol. 110–
113).
2. Hermann von Wied (1477–1552), Kurfürst und Erzbischof von Köln (1515–1547). Bautz 2,
Sp. 756–759; Varrentrapp, Hermann von Wied; Sommer, Hermann von Wied; Gatz, Die Bischöfe
des Heiligen Römischen Reiches, S.755–758.
3. Piel, Geschichte des ältesten Bonner Buchdrucks, S. 52; Drouven, S.250–259; Varrentrapp,
Hermann von Wied, S.255f.; Ennen, Geschichte der Stadt Köln IV, S. 506f.
4. Meshov/Isselt, De bello Coloniensi, S. 149; Meshov/Isselt, Religionsgeschichte der Cölnischen
Kirche, S.219 f.
5. Johann Rutgers von Ahrweiler, Kölner Kleriker, Sekretar des weltlichen Gerichts in Bonn,
Notar. Schlüter, Flug- und Streitschriften, S. 223, 254f. und 458.