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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Wilhelmi, Thomas [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 18): Nachträge 1541 - 1551 sowie Ergänzungen und Korrekturen — Gütersloh, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30530#0085
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1. ein sehr väterlicher ratschlag

exempel. Dazu solt etwas sunders in teütschem land geordnet werden, das von
andern länderen nit für gut angesehen wurd, so wurd es ein seltzams wunder
sein in dem leyb Christi, das die kirch ist, so die glider nitt aneynander hiengen
vnd eynigkeit nitt erhalten würd.

Man soll eygentlich ein auffsehens haben nit allein auff Franckreych, Hispanien
vnd Jtaliam, sunder auch auff die gantz welt. Dweyl aber die Protestierenden
nichts begeren erneweret zu werden, sunder allein das wider in ein gebrauch
zubringen, das Christus gebotten, die Aposteln befolhen vnd das die
alt reyn kirch gehalten hat. Dazu, das wider gebessert vnd geleütert werd, was
dem selben zu wider ist, wo die kirchen dann auff solche weiß (wie sie geberen)
reformiert würden; so wer keyn zweyffel zu haben, es wurden solchs alle
Christen an allen orten jhnen gefallen lassen, dann alle, die so Christi sind,
werden eben von dem geyst getriben; vnnd ob schon ettlich durch irrthumb
oder durch | E1a | gwalt des Antichristen nit von stund an verwilligen möchten,
so sol man dennocht jr vnwissenheyt oder blödigkeit dem gebot Christi
vnd dem heil der kirchen nit also fürzyehen ¹ ; auff das so wir den selben die
vnseren vergleichen, das wir dieweil sie bed ² verwarlosen. Jn mitlen dingen
sol man der blödigkeit der brüder allwegen vil nachgeben. Aber in den dingen,
die offentlich von Christo befolhen seind, welcher da meint, das jha das
minst nach zugeben sey, der zeigt damit an, das er in der schul Christi noch nit
vil zugenommen hat. Dann die war gottsäligkeit, die helt on alle widerred vnd
außzug alles das von nöten sein, was Christus gebeüt.

Der bapst hat nun durch zwentzig jar her den Teutschen vnd andern nationen
vil briillen verkaufft ³ mit verheyssung vnd außschreibung eins Consilij.
Wer wolt fürter nit glauben, das er mit betrug vmb gieng, darmit er eyn auß
flucht findt, so offt er von einem Consilio redet: Der ist inn alle weg betrogen,
der von jm eins gottsäligen Consilij warten wil, so lang er noch in seiner alten
zucht verharret. Was ist dann nu den Teutschen in einem so verzweyfelten
handel inn solcher grosser verspottung des volcks Gottes zu thun, dann das
sie selbs zuletst ein mal im Herren zusamen kommen vnd ein fleissygs beden-
| E1b | ckens haben, wie der zerfallenen Religion, die sie so jhämerlich ligen
sehenn, geholffen möcht werden. Vnd was sie also beradtschlagen, sollen sie
andern nationen zu vrtheylen dargeben; sie aber sollen annemen, was sie gewißlich
wissen von dem mund Christi gebotten sein; was aber offentlich verboten
ist, sollen sie straffen vnd abweg thun. Was solt man da gferlicheyt oder
nachreden zubesorgen haben von eynichem menschen, der etwas ansehens
wer. Es seind gewißlich, werden auch allwegen sein etlich deren leüt, die das
reich Christi vnsinnig vnd dobig macht, so bald es auffgericht wirt. Aber von
denen steht geschriben: Lassend sie faren, sie seind blind vnd blinden fürer

1. sc. vorziehen.
2. beide.
3. viel betrogen. Vgl. Grimm 2, Sp.383.

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