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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Wilhelmi, Thomas [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 18): Nachträge 1541 - 1551 sowie Ergänzungen und Korrekturen — Gütersloh, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30530#0087
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1. ein sehr väterlicher ratschlag

vnd billich; dann so sich einer denen gfellig machen wolt, der wer kein diener
Christi.

Es sol auch einen nit beschwerlichen ansehen, die zu verachten, von denen
anderstwa geschriben steht: Ein yede pflantzung, die nit von meinem himmlischen
vatter gepflantzt ist worden, die wirt außgereütet werden. So nun ein
soliche reformation der kirchen nach dem wort gottes angericht wurd, ob
dann schon die Teutschen nit erlangen möchten, das solchs von stund an von
anderen Nationen mit gemeiner verwilligung angnommen würd, so hetten sie
doch ein ehrlich vnd fast heylsam Exempel | E2a | dem Christlichen namen
geben, das warlich zu diser zeit von nöten ist vnd niemants anders dann den
Antichristischen schädlich vnd verderblich. Dann was darff man das fürwerffen,
es wurd ein seltzams wunderwerck sein, so sie ein besondere formm
einer kirchen anrichten würden? Es ist leichtlich zu verantworten. Das ist ein
wunder, wa sich ein ohlaster ¹ wider das gsetz der natur erhebt. So in eins
menschen leib etwa ein glid gebessert würt, das sunst allen andern glidern
scheutzlich vnd häßlich anstünd, was wer das für ein wunder. So alle glider
des leibs nach rechter ordnung aneinander hiengen vnd aber eins von seiner
rechten statt verrückt wirdt, das wer eyn recht wunder.

Also auch in einer statt, da alle zucht gericht vnd recht hingeworffen wer
worden vnd sich jederman auff allen mutwillen vnnd feigkeyt gerichtet het, so
ettlich wenig der selben sich dann von der gemeynen vnsinnigkeyt abzögen
vnd jr leben nach gutem recht anschickten. Welche solt man dafür seltzame
wunnderliche leut halten: Die, so sich zu einem rechten stadtlichen leben gericht
handt, ob jhr schon wenig seindt, oder die sich der mäng behelffen vnd
nichts sats, nichts züchtiges vnnd ordenliches bey jnen haben, von wellichen
dingen doch ein statt jhren nammen vnnd wesen hatt: | E2b | So dann ein volck
sich von gmeynem verderben abzög, ob schon andre nit gleich seinem Exempel
nachfolgten; auß was vrsach solt man darumb die vnderschidlicheit vnd
vngleicheit in jm gleich als ein erschrocklich wunder so ängstlich besorgen:
Das aber die glider der kirchen mit mehr dann wunderlichem abfall von jhrem
haupt abgerissen seindt, da darff man sich keines wunders entsetzen. Wir
Teutschen werden warlich ein abscheulich wunderwerck anrichten, wa wir
andere nationen nit herbey bringen mögen, das sie widerkeren zu der Euangelischen
warheyt, von deren sie mit vns abtretten seind; das sol man aber nit
für ein wunder halten, so sie (das Gott abwenden wöll) in jrer boßheyt verharren
wolten, so jnen gute Exempel fürgehalten wurden. Es will aber von
nöten sein, das wir das wunderwerck inn sondern stucken ettwas fleissyger
erwegen.

1. charakterlicher Fehler, Mangel, Gebrechen. Frühneuhochdt. WB 1, Sp. 744; Lexer 1,
Sp. 33.

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