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6. auf dem molsheimer tag
213
Mit der zeytt aber, als die rechte seelsorge nit mehr der höhist kirchen
dienst geacht vnd an statt desselbigen singen vnd lesen auffkommen, seindt
die Mönch mit dem namen all Clerici worden, doch hatt man lange zeytt in
den klösteren furnemlich schulen gehalten vnd gelerte leut auffgezogen. Daher
auß solchen klösteren die Bisthumb vnd pfarrhen versehen vnd jnen des
halben die pfarrhen vertrawett worden sein, auß dem mit der zeyt die jncorporationes
der pfarrhenn kommenn.
Vnd alß auch die klöster leut vom studieren gelassen vnnd sich mit anderen
klerickenn mehr auff singen vnd lesen | 387 ʳ | begeben, Auch mit der zeytt angefangen,
die incorporierten pfarrgütter zu weltlichem bracht, köstlichen gebewen
vnd anderen herrischen ¹ wesen mißbrauchen vnd damit solliche güter
verschwenden, haben ⁱ dise leutzu letst die Clösterlich gemeinsam vnd zucht
auch fallen lassen vnd ire Clöster zu genanten Stifften vnd Collegien gemacht,
in denen man nicht mehr dann vmb die pfründen vnnd presentz ² singet vnd
liset. Dadurch die pfarrhen mit der zeyt so gar beraubet worden ʲ sind (dan
sie die jncorporationen der pfarrhen vnd jnziehen jrer güter immer gemehret),
das vnder fünffzig pfarrhen nit eine ist, die jr notürfftige versehung mit
behausung vnd besoldung mehr hette.
Nun ist aber offenbar nit allein auß göttlicher geschrifft, sonder auch bey
allen h. vettern vnd jn Canonibus, das die Christlich kirch kheine Clericos
weyst oder erkhennet, dann die der seelsorge außwarten vnd dienen oder die
kirchengüter zu sollichem dienst vnd versehung der armen verwalten vnd
auß- | 387 ᵛ | spenden, Auch keine Mönch oder Closter leut, dann die sich mit
jrer eygen handt oder erbgütern neren zu ernstlicher gottes zucht vnd vberal
keine kirchen geschefft treyben oder kirchen güter nießen. Darumb die Ci-
stercer ⁴ , da sie jr reformation anfiengen, alle jncorporierten kirchen vnd altar,
zehenden ⁶ vnd alle kirchen güter, die sie wie andere Mönch hatten ᵏ , von
sich gaben ˡ vnd sich widerum auff die alte ware Mönich zucht mit eygner
handtarbeyt vnd anderem richteten.
Dieweyl dann an dem rechtem dienst der Clericken, der seelsorge, so merck-
lich großer mangel ist vnd aller Clericken dienst furnemlich dahin gericht sein
soll vnd wider gschrifft vnd alle Canones ist, das disem aller heylsamisten vnd
i) von anderer Hand korr. aus: habe: a.
j) vermutlich von Bucer vor der Zeile erg.: a.
k) von anderer Hand korr. aus: hetten: a.
l) von anderer Hand korr. aus: geben: a.
1. herrschaftlichen.
2. Präsenzgelder (für die an Gottesdiensten anwesenden Stiftsmitglieder).
3. Augustin, De moribus ecclesiae et de moribus Manichaeorum I,31–33 (PL 32,
Sp. 1338–1341).
4. Zisterzienser.
5. Sigebert von Gembloux, Chronicon (Gemblacense). MGH Scriptores in Folio, Bd. 6,
S. 362–363.
6. Zehnten.
Augustinus li. 1 de
moribus Ecclesiae
Catholicae et
Manichaeorum
cap. 31, 32, 33 ³
In Chronico
Sigeberti ⁵
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Mit der zeytt aber, als die rechte seelsorge nit mehr der höhist kirchen
dienst geacht vnd an statt desselbigen singen vnd lesen auffkommen, seindt
die Mönch mit dem namen all Clerici worden, doch hatt man lange zeytt in
den klösteren furnemlich schulen gehalten vnd gelerte leut auffgezogen. Daher
auß solchen klösteren die Bisthumb vnd pfarrhen versehen vnd jnen des
halben die pfarrhen vertrawett worden sein, auß dem mit der zeyt die jncorporationes
der pfarrhenn kommenn.
Vnd alß auch die klöster leut vom studieren gelassen vnnd sich mit anderen
klerickenn mehr auff singen vnd lesen | 387 ʳ | begeben, Auch mit der zeytt angefangen,
die incorporierten pfarrgütter zu weltlichem bracht, köstlichen gebewen
vnd anderen herrischen ¹ wesen mißbrauchen vnd damit solliche güter
verschwenden, haben ⁱ dise leutzu letst die Clösterlich gemeinsam vnd zucht
auch fallen lassen vnd ire Clöster zu genanten Stifften vnd Collegien gemacht,
in denen man nicht mehr dann vmb die pfründen vnnd presentz ² singet vnd
liset. Dadurch die pfarrhen mit der zeyt so gar beraubet worden ʲ sind (dan
sie die jncorporationen der pfarrhen vnd jnziehen jrer güter immer gemehret),
das vnder fünffzig pfarrhen nit eine ist, die jr notürfftige versehung mit
behausung vnd besoldung mehr hette.
Nun ist aber offenbar nit allein auß göttlicher geschrifft, sonder auch bey
allen h. vettern vnd jn Canonibus, das die Christlich kirch kheine Clericos
weyst oder erkhennet, dann die der seelsorge außwarten vnd dienen oder die
kirchengüter zu sollichem dienst vnd versehung der armen verwalten vnd
auß- | 387 ᵛ | spenden, Auch keine Mönch oder Closter leut, dann die sich mit
jrer eygen handt oder erbgütern neren zu ernstlicher gottes zucht vnd vberal
keine kirchen geschefft treyben oder kirchen güter nießen. Darumb die Ci-
stercer ⁴ , da sie jr reformation anfiengen, alle jncorporierten kirchen vnd altar,
zehenden ⁶ vnd alle kirchen güter, die sie wie andere Mönch hatten ᵏ , von
sich gaben ˡ vnd sich widerum auff die alte ware Mönich zucht mit eygner
handtarbeyt vnd anderem richteten.
Dieweyl dann an dem rechtem dienst der Clericken, der seelsorge, so merck-
lich großer mangel ist vnd aller Clericken dienst furnemlich dahin gericht sein
soll vnd wider gschrifft vnd alle Canones ist, das disem aller heylsamisten vnd
i) von anderer Hand korr. aus: habe: a.
j) vermutlich von Bucer vor der Zeile erg.: a.
k) von anderer Hand korr. aus: hetten: a.
l) von anderer Hand korr. aus: geben: a.
1. herrschaftlichen.
2. Präsenzgelder (für die an Gottesdiensten anwesenden Stiftsmitglieder).
3. Augustin, De moribus ecclesiae et de moribus Manichaeorum I,31–33 (PL 32,
Sp. 1338–1341).
4. Zisterzienser.
5. Sigebert von Gembloux, Chronicon (Gemblacense). MGH Scriptores in Folio, Bd. 6,
S. 362–363.
6. Zehnten.
Augustinus li. 1 de
moribus Ecclesiae
Catholicae et
Manichaeorum
cap. 31, 32, 33 ³
In Chronico
Sigeberti ⁵