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https://doi.org/10.11588/diglit.30530#0272
268 10. brief der strassburger theologen
Dann erstlich ist vnser meynung gar nicht, das man dises teyls solle alle genanten
geystlichen in der welt anklagen vnd vff ein allgemeine reformation der gantzen
Christenheit tringen; das gehört in ein general Concilium.
Wyr haben zuthun mit den Teutschen Bischouen vnd praelaten, deren in ober
Teutschen Landen, außgenomen Östereich vnd Beyern, wenig sind, die nit vnsere 5
kirchen mit offembaren widerchristischem gewalt vndertruckenn vnd berauben;
die, meyneten wyr, solten durch solliches klar vnd gentzlichs anklagen zum theyl
zur besserung, zum theyl zu erleichterung irer Tyranni beweget Oder doch vnser
sach gegen jnen besser beglimpffet ¹ vnd befridet mögen werden.
Es ist auch vnser meynung nit, das man alß bald mit aller klag vnd vff das 10
scherpffist gegen jnen solle herfur brechen, Sonder das man erstlich die klage in gemein
vnd mit freundtlichem erbieten fur brechte, Doch der gestalt, das in solchem
gemeinem furbringen alles das begriffen vnd gefundiert ² wurde, das wyr vns gegen
jnen zubeklagen haben.
| 194 ʳ | ⁱ Das sich aber solichs anklagen auff vnser vorgemelt handlung der reli- 15
gion ³ , auch auff keiserliche so offt hie vor vnd auff jungst gehaltenem Speirischem
reichstage ⁴ widerumb beschehen vertröstung, wol fiegen ⁵ solle, nemen wir aus diser
rechnung.
Die keiß. Mt. ⁶ hat vns vertröstet einer handlung, durch die man inn Deudtscher
nation komen mochte zu einer christlichen vergleichung der religion vnd der kir- 20
chen reformation bis zu einem christlichen, freien National- oder general Concilium.
Nun zweifelet daran kein verstendiger Christ, das wir kein christlich general
Concilium werden mögen bekommen, es helfe dann der liebe Gott zu vor auch anderen
Nationen der genanten Christenheit imm Euangelio so weit, als er vns Deudschen
geholffen hat. 25
Bis dahin aber sollen wol noch fil jare sein, in dem werden wir vns ja nicht durch
ein Päpstlich Concilium lassen die verheissung des christlichen Conciliums hin nemen.
Wöllen wir dan nun gut, christlich, einfeltig ⁷ und richtig auff den nehist ⁸ Speirischen
abscheid ⁹ vnd verheissung die handlung dises reichstag richten helffen vnd 30
das furgeben vnd forderen, das würcklich ¹⁰ diene zu erlangen ein | 194 ᵛ | ware vnd
i) von hier bis fol.197 ᵛ andere Hand.
1. in gebührender Weise behandelt. Frühneuhochdt. WB 3, Sp.629.
2. begründet, gesichert. Grimm 4 (= IV,1,1), Sp.542.
3. Bucer meint damit wohl sein Reformationsgutachten vom November 1544 (Edition in BDS
13, S.77–201).
4. Reichstag von Speyer, 20. Februar bis 10. Juni 1544. Wolgast, Art. Reichstage der Reformationszeit,
in: TRE 28 (1997), S.465.
5. fügen, anschließen.
6. kaiserliche Majestät.
7. einfach, einhellig. Götze, S.61.
8. nächsten.
9. Abschied des Speyrer Reichstages vom 10. Juni 1544. Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser
Karl V., Bd.15, Teil 4, S.2244–2285 (Nr.565).
10. wirkungsvoll.
Dann erstlich ist vnser meynung gar nicht, das man dises teyls solle alle genanten
geystlichen in der welt anklagen vnd vff ein allgemeine reformation der gantzen
Christenheit tringen; das gehört in ein general Concilium.
Wyr haben zuthun mit den Teutschen Bischouen vnd praelaten, deren in ober
Teutschen Landen, außgenomen Östereich vnd Beyern, wenig sind, die nit vnsere 5
kirchen mit offembaren widerchristischem gewalt vndertruckenn vnd berauben;
die, meyneten wyr, solten durch solliches klar vnd gentzlichs anklagen zum theyl
zur besserung, zum theyl zu erleichterung irer Tyranni beweget Oder doch vnser
sach gegen jnen besser beglimpffet ¹ vnd befridet mögen werden.
Es ist auch vnser meynung nit, das man alß bald mit aller klag vnd vff das 10
scherpffist gegen jnen solle herfur brechen, Sonder das man erstlich die klage in gemein
vnd mit freundtlichem erbieten fur brechte, Doch der gestalt, das in solchem
gemeinem furbringen alles das begriffen vnd gefundiert ² wurde, das wyr vns gegen
jnen zubeklagen haben.
| 194 ʳ | ⁱ Das sich aber solichs anklagen auff vnser vorgemelt handlung der reli- 15
gion ³ , auch auff keiserliche so offt hie vor vnd auff jungst gehaltenem Speirischem
reichstage ⁴ widerumb beschehen vertröstung, wol fiegen ⁵ solle, nemen wir aus diser
rechnung.
Die keiß. Mt. ⁶ hat vns vertröstet einer handlung, durch die man inn Deudtscher
nation komen mochte zu einer christlichen vergleichung der religion vnd der kir- 20
chen reformation bis zu einem christlichen, freien National- oder general Concilium.
Nun zweifelet daran kein verstendiger Christ, das wir kein christlich general
Concilium werden mögen bekommen, es helfe dann der liebe Gott zu vor auch anderen
Nationen der genanten Christenheit imm Euangelio so weit, als er vns Deudschen
geholffen hat. 25
Bis dahin aber sollen wol noch fil jare sein, in dem werden wir vns ja nicht durch
ein Päpstlich Concilium lassen die verheissung des christlichen Conciliums hin nemen.
Wöllen wir dan nun gut, christlich, einfeltig ⁷ und richtig auff den nehist ⁸ Speirischen
abscheid ⁹ vnd verheissung die handlung dises reichstag richten helffen vnd 30
das furgeben vnd forderen, das würcklich ¹⁰ diene zu erlangen ein | 194 ᵛ | ware vnd
i) von hier bis fol.197 ᵛ andere Hand.
1. in gebührender Weise behandelt. Frühneuhochdt. WB 3, Sp.629.
2. begründet, gesichert. Grimm 4 (= IV,1,1), Sp.542.
3. Bucer meint damit wohl sein Reformationsgutachten vom November 1544 (Edition in BDS
13, S.77–201).
4. Reichstag von Speyer, 20. Februar bis 10. Juni 1544. Wolgast, Art. Reichstage der Reformationszeit,
in: TRE 28 (1997), S.465.
5. fügen, anschließen.
6. kaiserliche Majestät.
7. einfach, einhellig. Götze, S.61.
8. nächsten.
9. Abschied des Speyrer Reichstages vom 10. Juni 1544. Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser
Karl V., Bd.15, Teil 4, S.2244–2285 (Nr.565).
10. wirkungsvoll.