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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Wilhelmi, Thomas [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 18): Nachträge 1541 - 1551 sowie Ergänzungen und Korrekturen — Gütersloh, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30530#0389
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Text
| 108 ʳ / 135 | ᵃ Formula accusandi incorrigibilem Canonicum vel Vicarium ᵃ

Venerandi ᵇ Domine Decane ¹ et caeteri Domini canonici ᵇ , pro inuncto mihi munere
² defero vobis D[ominum] Ulrichum Kegelium ³ hic praesentem ᶜ , ut incorrigibilem
et quem Canones ⁴ praecipiunt ab Ecclesiastico Collegio et praebenda submoveri.

Verum enim esse ᵈ affirmo ᵉ , ᶠ communes Ecclesiae Canones omnibus Collegis
nostri collegii pro regula vitae esse propositos ᵍ , secundum quos vitam comparare
nostram iuravimus.

Deinde aio verum esse, D[ominum] Ul[ricum] Kegelium ᶠ saepissime esse admonitum
et per privatos et publice per D[ominos] vestros nec verbis tantum sed etiam
et poenis inclaustrationis ⁵ et privationis praesentiarum ⁶ ,ut ʰ iuxta praedictam rationem
Canonum velit vitam suam instituere, a pravis sibi temperare consociis, hoa)–a)
von Konrad Hubert am oberen linken Rand nachgetragen.
b)–b) über der Zeile nachgetragen und eingewiesen.
c) danach gestr.: de.
d) über der Zeile nachgetragen.
e) danach gestr.: illum.
f)–f) vor den linken Rand geschrieben und eingewiesen.
g) danach gestr.: hoc nobis singulis.
h) danach gestr.: a pravis consociis.

1. Bucer hat diesen Text wohl für einen anderen Ankläger verfaßt (vgl. oben die Einleitung zu
diesem Stück), denn er war am 31. März 1544 selbst zum Dekan des St. Thomasstifts gewählt worden
(vgl. Knod, Stiftsherren, S. 29 und 54f.); somit ist er der formelle Adressat des von ihm entworfenen
Textes.

2. Es ist unklar, welches spezifische Amt hier gemeint ist. Das Dekanat kommt nicht in Frage, da
diese Anklage an den Dekan, also an Bucer selbst, adressiert ist; ebensowenig kann es dem Selbstverständnis
Bucers als superintendens perpetuus der Straßburger Kirche (im Dezember 1541 vom
Rat dazu ernannt) entsprechen. Möglicherweise hatte Bucer beim Verfassen dieser Schrift einen
Schulherrn als hypothetischen Ankläger gemäß den Bestimmungen der ›Forma obligationis canonicae‹
(vgl. oben Nr.5, S.173–179) vor Augen.

3. Ulrich Kegel. Über ihn sind nur die in Knod, Stiftsherren, S. 47, wiedergegebenen biographischen
Informationen bekannt: Am 2. September 1532 erhielt er als Minderjähriger eine Vikariatspfründe
an St. Thomas, anschließend studierte er in Freiburg (Matrikeleintrag vom 11. August
1541: »Udalricus Kegelius«. Mayer, Matrikel der Universität Freiburg I, S. 325). Am 6. Juni 1544
und am 7. Februar 1545 wurde er wegen Fehlverhaltens getadelt und am 4. April 1545 der Präsenzgelder
beraubt; am 23. Dezember 1545 wurde er schließlich, wohl als Folge der vorliegenden Anklageschrift,
zur Aufgabe seines Amtes gezwungen. Er war Neffe des von 1531 bis 1542 in Augsburg
tätigen Straßburger Predigers Leonhard Kegel, von dem in der Schrift Nr. 4 (vgl. oben S. 168,
Anm.2) die Rede ist.

4. Bucer denkt wahrscheinlich an die im Munizipalstatut aufgeführten kirchenrechtlichen Bestimmungen
(vgl. Sehling, EKO XX/1, S.291–295).
5. Zur Karzerhaft Kegels vgl. Knod, Stiftsherren, S.47.
6. Kegel wurden am 4. April 1545 die Präsenzgelder, d. h. die Einkünfte, die die Kanoniker für
die persönliche Anwesenheit bei einzelnen Gottesdiensten erhielten, entzogen (Knod, Stiftsherren,
S. 47; vgl. auch oben Anm.3).
 
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