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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Buckwalter, Stephen E. [Bearb.]; Wilhelmi, Thomas [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 18): Nachträge 1541 - 1551 sowie Ergänzungen und Korrekturen — Gütersloh, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.30530#0466
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| 92 ʳ | Durchleuchtiger, hochgebornner Furst, gnediger herr. E.F. G. welle vnnser lieber
herre Jesus trossten vnnd zumm bessten laiten vnnd furen, Amen. Der jemmerlichsten
Seelen mordt, so denen, die Euren f. gn. vomm herren vertrauet gewesen,
begegnet, ist billich allen Christen ain grosses hertzennlaid. Vnnser herre Jesus mache
sich doch auf vnnd rette sein Eer vnnd Reich von disem Thirannischen somen ¹ . 5
Das wirdt Er auch gewislich thun vnnd ee, dann dise leut mainen. Dann jr trotz wider
den Son des Allmechtigen ist vil zu gros. Komme, lieber herre, vnnd komme
bald. ² Amen.

Auf die frage aber Euren f. gn. zuanntworten, ob die mit gutem gewissen jre land mit
der beswerden ³ mogen wider annemen, das Sy weder die jre noch ain anndere Kir- 10
chenordnung ⁴ nach gottes wort anrichte noch jr vnnderthanen von dem leider wider
aufgerichten Babstumb abfure ⁵ , jst warlich mir bang, so vil beswerlichs lauffend
von baiden tailen enntgegen. Dann: Nemen E.f.G. die lannd | 92 ᵛ | nit wider an,
so werden die armen frommen leut mit dem verderblichen Babstumb nit allain jnn
den kirchen, sonnder auch jnn jren heusern vnnd gewissen jemmerlich getrennget 15
werden. Nemen aber E.F.G. die lannd wider an mit solher beswerden, das Sy jre
vnnderthanen nit sollen vom verderben des Babstumbs zu dem heiligen Euangelij,
das ist zum ewigen leben, souil jr muglich laitten vnnd furen, das ist ja ainem jedenn
Christen erschrogklich zugedenngkhen vnnd stosset sich hart an, das dein Name
werde geheiliget, dein reich komm, dein will geschehe ⁶ . Darumb wir aber vor dem 20
teglichen brot ⁷ , das ist vor allen zeitlichen, bitten vnnd darumb auch vnns vor allem
dahin, das dises geschehe, vorarbaiten muessen ⁸ von ganntzem hertzen vnnd
ganntzer Seelen, von allem verstanndt vnnd macht ⁹ . Derhalben E.F.G. selb nach
jrem Christlichen verstannd wol erkennen kan, das Sy alles, so jr der liebe got jmmer
woll vergonnen, solle versuechen vnnd annrichten, ee dann Sy solche beswerden auf 25
sich neme. Wollte aber vnnser lieber herr Euern f. gn. vnnd die jren noch lennger mit
disem eusseristen qual be[sch]weren, das man Euren f. gn. die lannd jnn kainen weg
wollte | 93 ʳ | wider zuestellen, dann souerre ¹⁰ Sy zuesaget, das Babstumb vnbetruebet
zulassen vnnd kain Christliche kirchennordnung einzufuren, so mochten
E.F. G. anzaigen, das Sy nit zweifleten, die Religion vnnd kirchennordnung, die Sy 30
fur sich angenommen vnnd bey jren vnnderthanen angerichtet, were die Waar, allt

1. Samen.
2. Vgl. Apk 22,20.
3. Auflage, Bedingung.
4. S. oben S.458, Anm.2.
5. wegführe.
6. Mt6,9–10.
7. Mt6,11.
8. darumb ... muessen. Gemeint ist: Wichtiger als die Bitte für alles Zeitliche ist die Sorge, den
ersten drei Bitten des Vaterunsers zu entsprechen.
9. Vgl. Dtn 6,5 (Mt 22,37 par.).
10. dann souerre: außer daß, wenn nicht.
 
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