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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Buckwalter, Stephen E. [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 8): Abendmahlsschriften 1529 - 1541 — Gütersloh, 2004

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29834#0026
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22

EINLEITUNG

ner Stadt, mit der er seit Jahren in enger Beziehung stand. Nur wenige Monate zuvor
hatte er mit einem Gutachten (in diesem Band Nr. 5, S. 261-292) in einem Abend-
mahlsstreit zu vermitteln versucht, der zwischen den Predigern dieser Stadt und
dem Wittenberger Reformator ausgebrochen war. Obwohl die Augsburger Predi-
ger aufgrund ihrer Herkunft die städtische Kirche beinahe zu einer Tochterkirche
Straßburgs machten, waren sie wenig geneigt, Bucers theologische Annäherung an
Luther nachzuvollziehen. So fand etwa das obengenannte Gutachten Bucers vom
Oktober 1533 bei ihnen kaum Gehör. Auch der von Bucer befürworteten Stuttgar-
ter Konkordie vom August 1534 stimmten sie im Dezember 1334 nur widerwillig
und wohl aufgrund der intensiven, in persönlicher Anwesenheit geleisteten Über-
zeugungsarbeit des Straßburger Reformators zu. Bei einem erneuten Besuch im
Friihjahr 1535 gelang es Bucer, die Prediger zur Annahme von zehn Artikeln zu be-
wegen, die jegliches spiritualistische Sakramentsverständnis deutlich ablehnten
(BDS 6,1, S. 77-82). Damit war der Weg zu einer Aussöhnung der Stadt Augsburg
mit Luther frei, die dann schließlich mit dem Besuch einer Delegation in Wittenberg
imjuli 1535 vollzogen wurde.
Die Bemühungen Bucers um Augsburg waren nur eine von vielen Initiativen des
Straßburgers während der Jahre 1534 bis 1536, die letztlich darauf zielten, Ober-
deutsche, Schweizer und Wittenberger an einen Tisch zu bringen und zu einer
Abendmahlskonkordie zu bewegen. Von diesem Bestreben zeugen Bucers Treffen
mit Melanchthon in Kassel im Dezember 1534, das eine Kompromißformel er-
brachte (BDS 6,1, S. 62-76), seine besonnene Replik auf die feindseligen Vorwürfe
des Wittenberger Professors Nikolaus von Amsdorf (BDS 6,1, S. 83-93), seine um-
fangreichen Reisen durch Süddeutschland im Mai und August 1535, um den dorti-
gen Theologen die Kasseler Übereinkunft zu vermitteln (BDS 6,1, S. 94-96), und
schließlich seine und Capitos aktive Beteiligung an der Ausarbeitung des Ersten
Helvetischen Bekenntnisses in Basel im Januar und Februar 1536.
Diese mit viel Mühen verbundenen Schritte schufen die Voraussetzungen für das
historische Treffen zwischen Luther und den Vertretern von neun oberdeutschen
Reichsstädten im Mai 1536, das in der Unterzeichnung der Wittenberger Konkordie
(BDS 6,1, S. 114-134) gipfelte. Unermüdlich setzte sich Bucer dann in den folgen-
den Monaten für die Anerkennung der Konkordie in Straßburg selbst (BDS 6,1,
S. 175-208) und - was natürlich viel schwieriger war - in der Schweiz (BDS 6,1,
S. 209-257 und 271-299) ein. Besonderes Mißfallen erregten in der Eidgenossen-
schaft die »Retractationes« oder »Verbesserungen«, die Bucer in der dritten Aus-
gabe seines Evangelienkommentars im September 1536 an der von ihm früher ver-
tretenen Abendmahlslehre vornahm (BOL 2, S. 13-15 und 284L sowie BDS 6,1,
S. 306-376).
Mehrere Besuche in der Eidgenossenschaft in den folgenden Monaten sowie im
Laufe des Jahres 1537 vermochten zwar Verständnis unter den Baslern zu wecken
und in der Berner Kirche sogar eine offen Bucers Position vertretende Minderheit
zu stärken, aber den grundsätzlichen Widerstand von Zwinglis einflußreichem
Nachfolger in Zürich, Heinrich Bullinger, konnten sie nicht überwinden. Vom 28.
April bis zum 3. Mai 1538 kam es während der Tagsatzung der reformierten Schwei-
 
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