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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]; Buckwalter, Stephen E. [Oth.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 8): Abendmahlsschriften 1529 - 1541 — Gütersloh, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.29834#0257
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5. RESPONSIO DOCTA MINISTRORUM AUGUSTANORUM

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stand nicht zuwider, sondern gleich ist«1. Es dauerte nicht lange, bis Luthers An-
hänger in Augsburg dem Wittenberger Reformator diese Aussage meldeten. Dieser
reagierte am 8. August 1533 mit einem erbosten Brief2, in welchem er vom Rat ver-
langte, den Augsburger Predigern zu verbieten, ihre Ubereinstimmung mit ihm in
der Abendmahlslehre zu behaupten.3 Unter anderem verwies Luther auf den Kate-
chismus Wolfharts4 als Beweis dafür, daß man keineswegs von einer gemeinsamen
Abendmahlsauffassung sprechen könne.5 Daraus zog Luther die Konsequenz:
»Wollen sie leren vnd die leute furen, sollen sie vnsern namen mit frieden lassen vnd
yhren eigen oder yhres meisters6 namen brauchen«7 8. Der Augsburger Rat, der
diesen Brief am 1. September 1533 bekam, ließ ihn den Predigern zukommen und
forderte sie zu einer Stellungnahme auf. Da sie sich untereinander nicht einig waren,
erstellte jeder von ihnen im Laufe der folgenden Wochen ein eigenes Konzept. Auch
Bucer scheint von den Augsburger Predigern um einen Entwurf gebeten worden zu
sein, denn am 22. September 1533 schrieb er Ambrosius Blarer, daß er derzeit an ei-
ner Antwort arbeite.s Eine Intervention des Straßburger Reformators war nahelie-
gend, denn nur wenige Monate zuvor hatte er bei einem ähnlichen Konflikt zwi-
schen den Frankfurter Predigern und Luther durch umfangreiche Stellungnahmen
zu vermitteln versucht.9 Bucer muß sein Gutachten vor dem 11. Oktober 1533
vollendet und nach Augsburg geschickt haben, denn an diesem Tag schrieb ihm Ge-
reon Sailer10 einen Brief, in welchem er den Entwurf des Straßburgers lobend er-
wähnte.11
1. Zitiert in: Roth, Augsburgs Reformationsgeschichte II, S. 103; diese Aussage ist jedoch dem
Antwortschreiben der Augsburger Prediger an Luther entnommen, die wohl von Wolfhart verfaßt
und am 14. Oktober 1533 von allen Predigern unterschrieben wurde (vgl. Germann, Forster, S. 64).
2. Roth, Augsburgs Reformationsgeschichte II, S. 103 nennt ihn »eine Kriegserklärung an die
Augsburger in aller Form«.
3. »Ist der halben an E. fursichtigkeit mein vleissige, freundliche bitte, yhr woltet vmb Christus
willen ewre prediger dahin halten, das sie sich solcher beschwerung enthalten vnd nicht sich rhu-
men bey dem volck, das sie mit vns gleich leren vnd halten. Denn wir sagen stracks Nein dazu vnd
wissen allzu wol, das sie zwinglisch leren, Haben vns auch noch nie kein mal ein wortlin zugeschrie-
ben noch empoten, wie sie vnser lere vnd meinung worden sind« WA Br 6, Nr. 2041, S. 511,19-25.
4. Edition in: Reu, Süddeutsche Katechismen, S. 756-774; dort wird das Abendmahl als symbo-
lisches Gedächtnismahl beschrieben (vgl. S. 769,41—773,14).
5. Vgl. Seebaß, Bucer und Augsburg, S.486f.
6. Zwinglis.
7. WA Br 6, Nr. 2041, S. 511,26-28.
8. Brief Bucers an Ambrosius Blarer vom 22. September 1533: »nos responsum fratribus illic ad
Senatum paramus«; Straßburg StArch, AST 151 (Epistola Buceri I), Nr.93; von Jean Rott angefer-
tigtes Typoskript (vgl. Regest bei Schieß, Briefwechsel I, Nr. 361, S. 424); de Kroon, Augsburger Re-
formation, S. 79, Anm. 107 geht davon aus, daß Wolfgang Musculus Bucer um einen Entwurf für das
Antwortschreiben bat.
9. Vgl. BDS 4, S. 309-319 sowie 465-514.
10. Gereon Sailer (Sayler), geb. um 1500, gest. 1563, i527zumDr. med. an der Universität Ingol-
stadt promoviert, seit 1530 in Augsburg als Arzt tätig; zwischen 1530 und 1535 verfaßte er über
vierzig Briefe an Bucer (Rott, Liste alphabetique, S. 73 f.); zu ihm vgl. de Kroon, Augsburger Refor-
mation.
11. AST 157, S. 395; vgl. de Kroon, Augsburger Reformation, S. 79, der die entsprechende Stelle
so übersetzt: »Am meisten gefällt mir Bucers Brief an Luther. Ich kann mich nicht daran erinnern,
 
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