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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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5. Kirchenordnung [1581]

daß reich Gottes nit empfahet alls ein kindtlein, der
würt nit hinein khommen, und herzet sey und legt
die handt auf sie unnd segnet sie. |15v|
Auß diesen wortten ist offenbahr, daß auch unn-
sere kinder im reich unnd bundt Gottes seindt unnd
derhalben auch denn tauff alls daß siegell des
bundts empfangen sollen, ob sie schon die geheim-
nuß deß taufs alters halben noch nit verstehen,
gleich wie die kindlein von Jesu Christo selbst mit
wortten unnd wercken gesegnet seindt unnd in der
alten kirchen am achten tagh beschnitten wor-
den96, wiewoll sie denn segen des herrn wie auch die
geheimnus der beschneidungh noch nit verstunden.
Auff daß wir nun diese heilige ordnungh Gottes zu
seiner ehr, unnserm trost unnd zum offenbahr seiner
christlichen kirchen außrichten unnd bedienen mö-
gen, so lasset uns Gott anruffen:
Ailmechtiger, ewiger Gott, der du hast durch die
sundtfluß nach deinem strengen urtheil die unglau-
bige unnd unbußfertige welt gestrafft unnd den
glaubigen Noe seibst acht auß deiner grossen barm-
herzigkheit erhaltten97 unnd denn verstockten Pha-
rao mit allem seinem volckh im roten mehr er-
drencket98, dein volckh Israel aber drugs99 fuß
hindurch gefuhret100, durch welches deine tauff be-
deutet wurt. Wir bittenn dich durch deine grundt-
lose barmherzigkheit, du wollest diß kindt oder die-
se deine kinder gnediglich ansehen unnd durch
deinen heiligen geist deinem sohn Jesu Christo ein-
leiben, daß es mit ime in seinen todt vergraben wer-
de, mit ime auch auferstehe in einem newen leben, in
dem es sein creutz, im taglich nachfolgende, frölich
tragh, im anhangh mit wahrem glaubenn, steiffer
hoffnung und einbrünstiger liebe, daß es dieses le-
benn, daß doch anders nit ist dan ein todt, umb dei-
nes willen getröst verlassen möge unnd am jungsten
tagh fur dem richterstuel Christi, deines sohns, un-
verschrocken erscheinen, durch dennselben unsern
herrn Jesum Christum, | 16r | deinen sohn, der mit dir

x In der Handschrift: ich.
y-y Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV, S. 340.
96 Gen 17,12.
97 Gen 6,8; 7,23.

unnd dem heiligen geist, ein einiger Gott, lebt unnd
regieret in ewigkheit, Amen.
Unser vatter, etc.
Bekhennet auch mit mir die articul unsers alten, al-
gemeinen, ungezweifelten, christlichen glaubens,
darauff diß kindt geteufft würt:
Ich glaub inx Gott vatter, den almechtigen,
schöpffer himmels unnd der erden, unnd in Jesum
Christum, seinen eingebornen sohn, unsern herrn,
der empfangen ist von dem heiligen geist, geboren
auß Maria, der jungfrawen, gelidten unter Pontio
Pilato, gecreutziget, gestorben unnd begraben, ab-
gestiegen zu der hellen, am dritten tage wider aufer-
standen von den todten, aufgefahren gehn himmel,
sitzet zu der rechtenn Gottes, deß allmechtigen vat-
ters, von dannen er khommen würd, zu richtenn die
lebendigen unnd die todten. Ich glaub in den heili-
gen geist, ein heilige, algemeine christliche kirch, die
gemeinschafft der heiligen, vergebungh der sünden,
auferstehungh deß fleisches unnd ein ewiges leben,
Ament 101.
Darnach spreche der diener zu dem vatter deß
kindts und gevattern also:
Liebe freundt, die ir diß kindt zum tauf bringet, ihr
habt gehöret, daß der tauf ein ordnungh Gottes sey
unnd von Christo, unnserm herrn, darumb einge-
sezt, daß der bundt, den Gott mit unns und unserm
samen in Christo gemacht hatt, unns versieglet wer-
de. Derhalben sollen wir den tauff nit auß einer ge-
wonheit oder aberglauben, sonder auß wahrem glau-
ben ahn die verheischungh Gottes in Jesu Christo,
die unns und unsern kindern gegeben ist, gebrau-
chen, unnd, | 16v | auff daß es offenbahr sey, daß ihr
allso gesinnet seyet, so solt ihr uff diese fragstuck
ordenntlich antwortten:
yFrage: Begeret ihr dann auß wahrem glauben ahn
die verheischung Gottes in Christo Jesu, welche

98 Ex 14,4.28.
99 Trockenen.
100 Ex 14,21-22.29.
101 Siehe oben, Anm. 8.

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