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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0028
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Bestimmungen der KO (vgl. Bestallung des Basilius Satler aus demJahre 1596, bei Ritter,
Lehrschriften S. 92 — 95).

Noch immer wurden Kammer-, Konsistorial- und Hofgerichtssachen zugleich mit anderen
in der fürstlichen Ratsstube und Kanzlei unter Statthalter und Kanzler dirigiert (vgl. Kanzlei-
ordnung aus dem Jahre 1596, St. A. Wolfenbüttel, Slg. Abt. 40. Nr. 976). Auch die Mandate
vom 9. und 18. September 1596 bedeuteten keine Machterweiterung des Konsistoriums. Das
erste fordert, die Trennung der Gerichtssachen der Amtleute von denen der Konsistorialen
genau inne zu halten (vgl. St. A. Wolfenbüttel, Slg. Abt. 40, Nr. 970), das andere eine Grenz-
ziehung zwischen Justizkanzlei, Hofgericht und Konsistorium (vgl. Abdruck in: Landes-
ordnungen un d Gesetze T. II, Cap. 2, S. 244 — 247, hierzu auch die Verhandlungen
im Generalkonsistorium vom 23. Mai 1597, vgl. St. A. Hannover, Cal. Br. A. Des. 21 C IV 1,
Nr. 6, vol. IX, fol. 69’ f.).

Einer Zusammenstellung der Verordnungen auf kirchenrechtlichem Gebiet, die unter
Herzog Julius und Heinrich Julius bis 1690 erlassen worden sind, ist folgendes zu entnehmen:
Zunächst war noch immer katholisches Wesen namentlich in den Klöstern zu bekämpfen (vgl.
darüber weiter unten). Im Jahre 1584 und 1585 ergeht mehrfach die Verordnung, daß dieje-
nigen, die nicht im Jahre mindestens einmal zum Abendmahl kommen oder ihre Kinder den
Katechismus weder lehren noch ihn lehren lassen, streng bestraft werden sollen (vgl. St. A.
Hannover, Cal. Br. A. Des. 21 C IV 3 Nr. 1). Immer wieder wird auf genaueste Innehaltung der
Anordnungen in der KO gedrungen, so 1571, 1572 (St. A. Wolfenbüttel, Slg. Abt. 40, Nr. 501
und 520) 1591 (Arch. d. LKA Wolfenbüttel, Nr. 384), 1593 (vgl. Landesordnungen und
Gesetze T. 1, Cap. 1, S. 408 — 412), 1596 in der Kanzleiordnung (vgl. St. A. Wolfen-
büttel, Slg. Abt. 40, Nr. 976). Eine Verfügung vom 10. Nov. 1591 (vgl. St. A. Wolfenbüttel,
Slg. Abt. 40, Nr. 904) schärft ein, den in der Taufliturgie der KO eingefügten Exorzismus zu
üben (vgl. hierzu Koldewey, Der Exorcismus im Herzogthum Braunschweig seit den Tagen
der Reformation. Wolfenbüttel 1893 =Diss. phil. Jena 1893, ferner J. W. F. Höfling, Das
Sakrament der Taufe. Bd. II. Erlangen 1859, S. 188 ff.).

Der Herzog verlangte Unterzeichnung der KO sowohl von sämtlichen Superintendenten,
Pfarrern und Schuldienern (26. Dezember 1573, vgl. St. A. Wolfenbüttel, Slg. Abt. 40, Nr. 566,
vgl. auch Generalkonsistorial-Protokoll vom 5. Sept. 1580, St. A. Hannover, Cal. Br. A. Des.
21 B IVa Nr. 13, fol. 21), als auch ebenso von sämtlichen fürstlichen Beamten (28. Nov. 1584,
vgl. St. A. Wolfenbüttel, L. Alt Abt. 1 Gr. 9 Nr. 194). Am 9. März 1593 wurde im Gene-
ralkonsistorium auch darüber verhandelt, daß man die Unterzeichnung der KO von allen Pro-
fessoren in Helmstedt verlangen wollte (vgl. St.A. Hannover, Cal. Br.A. Des. 21 C IV 1 Nr.6,
vol. V). Chemnitz entwarf eine Unterzeichnungsformel, die mit einer Erklärung des Herzogs
Julius allen für die Unterschriften verwendeten KOO beigefügt wurde (abgedr. bei Stübner
S. 42, sowie bei Hille-Kellner T. II, S. 103 f. Weitere Einzelheiten bei Hennecke,
Ordination, S. 43 ff. Ein Exemplar der KO mit den Unterschriften der Geistlichen des
Landes Göttingen in der Univ. Bibl. Göttingen unter Ms. Cod. jurid. 166. Vgl. ferner Hen-
necke, Quellennachlese, S. 50, Anm. 2).

Offenbar erlaubte sich der Herzog auch Änderungen in seiner KO, scheint damit aber
nicht weiter durchgedrungen zu sein. So hatte er in die 1569 festgesetzte Litanei 1577 Gebete
für Julius-Universität Helmstedt, Berg- und Salzwerk und Julius- Schiffahrt eingefügt und
verordnet, daß sie in dieser Form in sämtlichen Pfarrkirchen des Landes verlesen und gesun-
gen wurden (vgl. St. A. Wolfenbüttel, Slg. Abt. 40, Nr. 634, auch 645). Im Jahre 1570 schien er
Anstalten zu treffen, die Bestimmungen in seiner KO zumindest für einen beim Korisistorium

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