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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0094
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Kirchenordnung 1543

Quarta classis.

Tho dissem hupen gehören de, so im latine
verdich sind. Men schal en neven der gramma-
tica Virgilium lesen mit antekinge der con-
struction figurarum und praecipuarum senten-
tiarum. Und wenn se hirinne wol geövet sind,
schal men en Dialecticam und Rhetoricam Phi-
lippi 56 vor middage, na middage Virgilium, Me-
tamorphosin Ovidii, am avende Officia Ciceronis
lesen.

Se scholen alle tidt latin reden, thowilen etlike
carmina uth Vergilio reciteren und alle weken
carmina und epistolas maken na erer schick-
licheit und gelegenheit.

Hyr is tho merkende, dat de praeceptores
disse classes nicht alle schölen balde anrichten
vor de ungeschickede jungen, alse etlike dohn, de
mehr ere ehre soken, denn beteringe der kindere,
und lesen Ciceronem, Virgilium etc. den jungen,
de nicht ere grammatica weten. Se scholen
ersten twe edder dre classes maken und öven
de kindere in der grammatica und regulen mit
schrivende, latin redende ane unterlat ock den-
ne, wenn se tho grotteren lectien nütlick gevör-
dert werden. Welcke praeceptores sick des be-
sweren und nicht dohn willen, schal men by
dem ampte nicht laten. Wente efft se wol
geleret sind, so vorderven se doch de jungen
und is beter andere, de nicht so sehre geleret
und doch vlitiger sind, tho hebbende. Tho rech-
ter tidt schal men de kindere in quarta classe
vurder helpen. Item man mach etliken knaven,
de dartho geschicket werden, ock wol Rudi-
menta literarum graecarum und hebraicarum 57
vorleggen.

Van övinge der scholeren.

Wo de stunden und lectiones tho vorordenen
und under de gesellen tho delen sind, darmit
der sake allenthalven eine rechte gestalt gege-

56 Dialectica, vgl. CR 13,507 ff.; dazu Compen-
diaria dialectioes ratio, CR 20,711 ff. und Ero-
temata dialectices 13,513 f f.; Elementorum
rhetoricae 11.II, CR 13,413 ff.

ven werde, gyfft men den rectoribus heim und
mögen des superintendenten rades, wenn men
de gelegenheit disses ordes und der knaven er-
faret, ock dartho gebruken. Wat de knaven in
der kercken vor övinge mit singen und lesen
hebben scholen, is vorhen in der ordeninge der
ceremonien angetekent. Wenn overst de stunde
in der kercken ungelegen, mögen de rectores
mit rade des superintendenten desülvige na
gelegenheit anderen.

Alle werkeldage scholen und möten se eine
stunde, nomelick tho twelf slegen im middage,
tho der musica hebben, in welcker de cantor
edder de scholemeister de knaven nicht alleine
in cantu plano edder chorali, sunder ock in
figurali underwisen und wol öven schal und
moten em de anderen gesellen hirinne helpen.
Ock schal de cantor cantum figuralem in de
kercken bringen und darmit de jogent Got tho
lavende lustick maken.

De Middeweken dach schal alle tit dies repe-
titionis syn. Und schal in allen classibus, wat
de anderen dage gelesen, vlitich gerepetirt wer-
den. Ock schal men den knaven an dissem dage
so dartno düchtich sind, argumenta geven. dat
se carmina und epistolen schryven und en des
namiddages dimissionem geven.

De Sonnavend schal dies exercende pietatis
syn. Und schal dar vor de geringen knaven de
catechismus, vor de anderen dat evangelion
Matthei edder evangelia dominicalia edder et-
like epistelen Pauli edder proverbia Salomonis
gelesen werden. Und scholen de scholgesellen
hir mit vlite van den geringesten knaven de
exposition des catechismi (den se ock uthwen-
dich leren und reciteren scholen), van den an-
deren averst etlike integros locos ut eren lecti-
onibus uthwendich tho reciteren vorderen, dar-
mit allenthalven de gotselicheit by en gefördert
werde.

57 U. a. wohl Reuchlin, Rudimenta hebraica.
1506; Vocabularius breviloquus. 1504; Septem
psalmi poenitentiales hebraici cum gramma-
tica tralacione latina. 1512.

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