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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0111
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Kirchenordnung 1569

in 19. caput Isaiae 21, Augustinus in libris De
doctrina christiana 22.

Auch nehmen wir herzlich gerne an den
rechten uralten catholischen consenß von rech-
tem wahrem verstande heiliger schrift, wie
derselbige in dem aldereltistem symbolo, das
man symbolum apostolicum 23 nennet, welches
Tertullianus regulam fidei, ein richtschnur des
glaubens, heisset 24, verfasset ist; und wie her-
nach die lieben vetter aus der heiligen schrift,
wenn große certamina und greuliche schwer-
mereyen fürgefallen, die fürnembste heuptstük-
ken der reinen christlichen lehre wieder die
ketzer in gewisse kurze symbola zusammenge-
zogen haben, als da ist symbolum nicaenum 25
et athanasianum 26;denn dieselbigen symbola sind
nicht etwas ausser oder wieder die schrift, son-
dern sind eben der rechte eigentliche verstand,
jha kraft und saft der heiligen göttlichen schrift.

Und weil nach der lieben vetter zeit das kind
des verderbens, 2. Thessal. 2 [3], und der greuel
aller verwüstung, der bapst oder antichrist mit
allerley falscher lehr, abgötterey, aberglauben
und mißbreuchen die arme kirche verwirret und
verfüret, hat der fromme, treue Gott auß son-
derlichen gnaden zu diesen letzten zeiten sein
hauß von den antichristischen greueln aus der
heiligen schrift durch den teuren mann Gottes,
D. Martinum Lutherum, wiederumb gereiniget.
Weil aber zu derselben zeit uber die bepstischen
greuel auch viel andere rotten und sekten mit
einreissen wolten, sind die fürnemsten heupt-
stücken der reinen gesunden lehre wieder des
bapsts greuel, auch wieder andere rotten und
sekten, auß christlichem rath und bedenken auß
Gottes wort zusammengezogen in die augspürgi-
sche confession 27, welche anno 1530 der römi-

21 Comm. in Isaiam proph. V,19; MSL 24,181.

22 De doctr. christ. I,37,41; 40,44; MSL 34,35 f. —
II,9, 14; MSL 34,42. — III, 2,2 — 5; III, 3,6 — 7;
MSL 34, 65 — 68.

23 Bek. Schr. S. 21.

24 De praescr. adv. haer. 12.13.14; MSL 2,26 f. CSEL
70,16 ff.

25 Bek. Schr. S. 26 f.

26 Bek. Schr. S. 28 — 30.

schen keyserlichen majestat und dem ganzen
reich offeriert und uberantwortet worden ist,
welcher confession artickel sind jetziger zeit ein
rechtes, schönes, reines wolgegründtes symbo-
lum der reformierten kirchen; denn symbola
haben den nahmen daher, das es sein wie
lösung oder merkzeichen, dabey fromme Chri-
sten, des waren glaubens und der reinen lehr
genossen, als wahre glieder der christlichen kir-
chen fein einfeltig probiren, kennen und dar-
gegen nach Gottes ernstem bevelch von wieder-
wertiger lehr und schwermerey sich beschei-
dentlich absondern können.

So ist nun diß die summa, daß das corpus
doctrinae, die form und das fürbild der reinen
lehr, wie dieselbig in den kirchen dieses für-
stenthumbs hinfuro geprediget und gelehret soll
werden, sein soll die heilige, prophetische und
apostolische schrift in dem einfeltigen, wahren,
eigentlichen, gesunden verstand, wie die schrift
sich selbs erkleret, und wie derselbig verstand
auß und nach Gottes wort kurzlich zusammenge-
zogen ist in den alten, bewehreten symbolis
apostolico, nicaeno, athanasiano und in den
artickeln der augspürgischen confession.

Weil aber auch leider in diesen letzten betrüb-
ten zeiten der welt etliche rotten und sekten
ihre corruptelas unter dem nahmen der augspür-
gischen confession 28 zu bedecken und zu be-
schönen sich understehen und under demselbigen
schein neue, frembde, ja auch wol wiederwertige
meinung und corruptelas außsprengen und ver-
thedingen 29,muß diese declaration deutlich da-
bey gesetzt werden, das wir die augspürgische
confession annhemen, verstehen und behalten
in dem verstand, wie sie in der erfolgten und
angeheften apologia, nachmals in den schmal-

27 Bek. Schr. S. 44 ff.

28 Conf. Aug. variata, stilistisch u. dogmatisch
stark veränderte lat. Quartausgabe der Conf.
Aug. von 1540: CR XXVI,349ff.; Th. Kolde,
Die Augsburg. Conf. deutsch u. lat. kurz er-
läutert. 1896, S. 170 ff.; vgl. dazu F. Loofs,
Dogmengesch. 4, S. 864 ff.

29 Vgl. FC, Vorrede. Bek. Schr. S. 746.

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