Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0170
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Wolfenbüttel

Benedictio gegen dem volke 31

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr erleuchte sein angesicht uber dich
und sey dir gnedig.

Der Herr erhebe sein angesicht auf dich und
gebe dir friede [Num 6,24 — 26]. Amen.

Wann aber keine communicanten vorhanden,
sollen die pastorn das sacrament nicht handlen,
auf das die kirche nicht wiederumb in die abgöt-
terey der bepstischen opfermesse gerathe. Doch
soll es mit singen und lesen biß auf die predigt
aller massen gehalten werden, wie droben ver-
meldet ist. Und dieweil die zeit nicht communi-
canten da sind, soll der prediger davon ur-
sach nemen, das volk zu vermahnen, das sie
ofter zur communion kommen wöllen aus vielen
ursachen, die erzelet werden mögen. Nach der
predigt singe man die litaney 32, darnach lese
der priester eine collect, item die benediction,
entlich singe man: Erhalt uns, Herr 33, etc. und
Verleihe uns frieden 34= etc.

An Sontagen und hohen festen nachmittage
in stedten.

Dieweil in vielen kirchen nützlich und heil-
samlich geordnet, das in der wochen einmahl
ein kinderpredigt gehalten und die jugend, kna-
ben und megdelein gewenet werden, den cate-
chismum mit einer kurzen außlegung außwen-
dig zu lernen und zu recitiren, so wöllen wir,
das solches in allen kirchen unsers fürsten-
thumbs in den stetten auf den Sontag vor der
vesper geschehen soll, wie hernach volget, da-
mit die jugend in gottesfurcht erzogen und den
catechismum bey zeiten lernen möge. Und sol
ein jeder haußvatter seine kinder, knaben und
megdelein, die des alters sein, in solche pre-
digt zu schicken schüldig sein.

Es sollen auch megde und knecht darin gehen
und von ihren haußwirten und frauen darzu
gehalten werden.

31 Höfling, S. 69.

32 Ev. 'Kgb. Nr. 138; vgl. oben S. 51, Anm. 75. 77.

33 Wackernagel III, Nr. 44 ff. Ev. Kgb. Nr. 142.

Und weil solchs nicht wol füglicher als auf
einen Sontag geschehen kan und der Sabbath
so viel desto mehr geheiliget, so soll es vol-
gender gestalt damit gehalten werden:

Am Sontag nach mittag zu einer uhr soll
man eine kleine glocken leuten und darnach
die schüler den catechismum lesen, anfahen
einen oder zween deudsche psalm zu singen
oder die zehen gebott oder das Vater unser
etc., Christ unser Herr zum Jordan kam 35 etc.
und dergleichen. Und sollen die andern kinder
und gesinde in der kirchen mitsingen lernen.

Darnach soll der prediger oder diacon einer,
wie sie sich dessen werden vergleichen, die
kinder in solcher catechismi lehre nacheinander
auf jeden Sontagen etliche fragen und ihme
den außwendig sagen lassen, item die außlegung,
welche die kinder von wort zu wort aus dem
kleinen catechismo D. Martini Lutheri 36 sollen
lernen und aufsagen.

Deßgleichen neme er ein ander mahl ein ander
stück des catechismi vor sich biß zu ende. Und
wenn der catechismus einmahl geendiget, so
soll er widerumb angefangen und für und für
also getrieben werden.

Da aber die prediger anderer arbeit halben
nicht zeit hetten, den catechismum auf den
Sontag zu predigen, so sol es auf einen wer-
keltag geschehen. Aber da es aufm Sontag
geschicht, soll man nach der kinderpredigt oder
sonst zu zweyen uhren zur vesper leuten und
die schüler einen oder zwen lateinische psalm
singen, wie solche im psalter ördentlich nach-
einander gesetzt sind, darnach die lection, ze-
hen gebott, den glauben und Vater unser etc.
deudsch.

Darnach singet man den himnum de tempore,
zu zeiten deudsch, zu zeiten lateinisch.

Darnach thut man eine predigt von der son-
tagsepisteln oder de festo. Oder es mag ein
prediger eine epistolam Pauli oder eine andere

34 Wackernagel III, Nr. 35 ff. Ev. Kgb. Nr. 139.

35 Wackernagel III, Nr. 43. Ev. Kgb. Nr. 146.

■36 Bek. Schr. S. 501 ff.

150
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften