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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0186
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Wolfenbüttel

miteinander: Ob sie aber in solcher erkantnuß,
glauben und bekantnuß zu verharren und wie
sie dem teufel, allen seinen werken und wesen
in der taufe einmahl abgesaget, also auch in
solchem gottseligen fürnehmen zu bleiben, ihnen
bestendiglich 'fürgenommen, biß an ihr ende. Und
sie antworten: Ja, durch die gnad des all-
mechtigen, die wir von herzjen begern und von
Gott bitten.

So soll der superintendens abermals ein kurze
erinnerung und vermanung an die gegenwertige
gemein thun mit vorgehender danksagimg, das
Gott diesen kindern sein heiligen Geist verliehen,
durch dessen gnad sie zu dieser seligmachenden
erkantnuß seines lieben Sons kommen, dero-
wegen nicht allein die eltern, sonder auch die
ganze versamblete gemein vor diesen kindern
unschüldig und unergerlich wandeln sollen, da-
mit sie auf keinerley weise noch wege verer-
gert, sonder in solcher gottseligkeit zum ewigen
leben erhalten werden mögen.

Und nachdem solches ohne besondere gnad
Gottes wieder die vielfaltigen anfechtungen und
strick des tausentlistigen feindes nicht gesche-
hen kan, sol er sie vermanen, zur sterkung und
bekreftigung dieser jungen kinder in rechtem
glauben und warhaftiger gottseligkeit das nach-
volgende gebet zu sprechen. Und wo man zu die-
sem gebet die auflegung der hende als eine freye
mittelceremonie brauchen wil, soll frey stehen.

Allmechtiger und barmherziger Gott, ein Vater
unsers Herrn Jhesu Christi, der du allein alle
gute werk in uns anfahest, bestetigest und auss-
machest, wir bitten dich vor diese kinder, die
du deiner kirchen geschenket und durch die hei-
lige tauf wiedergeborn und nun auch so weit
erleuchtet hast, das sie diese deine gnade und
güte und ihr erlösung in Christo, deinem lieben
Sohn, unserm Herrn, auch selbs erkennen und
vor der gemein jetzunder bekennet haben, ster-
ke diss dein werk, das du in ihnen angefangen
hast, mehre ihnen dein heiligen Geist, auf das
sie in deiner kirchen und gemein und wahrem
gehorsam des evangelii stetigs bleiben und be-

stendig beharren, das sie kein falsche lehre
noch fleischliche lüste von bekanter warheit ab-
führen, sondern gib ihnen, das sie zu allem
deinem gefallen an Christum, deinen Son, unser
gemeines haupt, immer wachsen und einmal das
volkömmenlich menlich alter erreichen, in aller
weissheit, heiligkeit und gerechtigkeit, damit
sie dich und deinem lieben Sohn, unsern Herrn,
sampt dem heiligen Geist, einigen wahren Gott,
immer volkommener erkennen, herzlicher lieben
und bey ihrem nechsten mit worten und allem
ihrem leben je lenger je bestendiger und frucht-
barer bekennen, loben und preisen durch den-
selbigen unsern Herrn Jhesum Christum, der mit
dir und dem heiligen Geist lebet und regieret,
gleicher Gott, hochgelobt in ewigkeit. Amen.

Darauf soll er die gemeine benediction uber
sie sprechen:

Der Herr segne dich und behüte dich [Num
6,24 — 26] etc.

Nach diesem segen soll von der ganzen ge-
meine gesungen werden Komm, heiliger Geist 98
etc., darauf die communion volget.

Es were auch nicht allein ein wolstand, son-
dern es würden hiemit die gottselige kinder in
ihrem gottseligen fürnehmen nicht wenig ge-
sterket, wenn neben ihnen die eltern und ge-
vattern auch gleich nach dieser öffentlichen
handlung das hochwirdig sacrament sampt den
kindern empfingen.

Wie mit den leuten in der beidit zu handeln.

Weil die beicht und privata absolutio ein
hochnothwendig ding ist in der kirchen und dar-
durch einem jeden die wolthaten Christi ap-
plicirt werden, so sein auch dieselbigen in ihrem
rechten gebrauch in der kirchen zu behalten.
Darumb soll keiner zum sacrament des altars
gehen, er hab sich dann bey dem priester an-
geben und sich vor einen sünder bekant und
die privatam absolutionem erlanget. Es sollen
aber die pastores die einfeltige leute von recht-
schaffener beicht wol und christlich unterwei-

98 Wackernagel III, Nr. 19. Ev. Kgb. Nr. 98.

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