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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0188
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Wolf-enbüttel

Hans N. und Greta N. wöllen nach göttlicher
ordnung zum heiligen stand der ehe greifen, be-
gern des ein gemein christlich gebet vor sie,
das sie es in Gottes namen anfahen und wol
gerahte. Und hette jemand was darein zu spre-
chen, der thue es bey zeit oder schweige her-
nach. Gott gebe ihnen seinen segen.

Und damit der ehestand desto ehrlicher ge-
halten werde, so ordnen wir, das die zusammen-
fügung der personen in stedten und dörfern,
so ehelich werden wöllen, öffentlich in der
kirchen geschehe 1 vor der gemeine, welchs auf
einen gelegenen werktag nach gehaltener pre-
digt geschehen mag. Und soll bey der copulation
braut und breutigams ungefehrlich nachvolgen-
der proceß gehalten werden.

Erstlich soll ein pastor den breutigam und
die braut namhaftig nachmals aufpieten auf
volgende und dergleichen weise:

Es sein alhie gegenwertig N. und N., welche
sich in den ehelichen stand nach göttlichem
willen zu begeben bedacht sein, auch derowe-
gen nach gebrauch diser kirchen öffentlich von
der kanzel abgekündiget worden, wil sie auch
nochmals zum uberfluss aufgebotten haben, ob
jemand were, der einrede hette und gute ur-
sachen wüste fürzubringen, damit diese ange-
fangene ehe nicht möchte vor sich gehen, das
er bey zeiten spreche oder schweige hernach-
mals.

Taceat paulisper, postea pergat.

Demnach sonst lange keiner gefunden, auch
noch zur zeit nicht vorhanden, der einige ein-
rede hat, dardurch diese ehe zwischen jetztge-
nanten personen möchte verhindert werden, so
sol auch hernach keiner zugelassen werden,
besondern, was alhie volnzogen wird, sol sich
kein mensch understehen zu verendem.

Darnach sol die vertrauung geschehen mit
volgenden oder dergleichen worten:

Hans, ihr stehet alhie und begeret gegenwer-
tige Margareten zu nehmen zu euer ehelichen

1 Zum Folgenden vgl. Höfling, S. 173 f. Anm. 1.

2 Zum Folgenden vgl. wieder Traubüchlein, 8

haussfrauen, mit ihr nach Gottes bevelch und
willen zu leben, euch auch von ihr nicht zu
scheiden, es sey dann, das euch der todt scheide.
Ist solches noch euers herzen wille und mei-
nung, so bekennets alhie vor Gottes angesichte
und in gegenwertigkeit der gemeine und saget:
J a.

Dicat: Ja.

Margareta, ihr stehet alhie und begeret ge-
genwertigen Hansen zu nehmen zu eurem ehe-
lichen manne, mit ihm nach Gottes bevelch und
willen zu leben, euch auch von ihme nicht zu
scheiden, der todt scheide euch denn. Ist solches
euers herzen wille und meinung, so bekennets
alhie und saget: Ja.

Dicat: Ja.

Hie 2 lasse er sie ein dem andern die trauringe
geben und füge ihrer beider rechte hende zusa-
men und spreche:

Was Gott zusamenfüget, sol der mensch nicht
scheiden.

Darnach spreche er vor allen in gemein:

Weil Hans N. und Margareta sich untereinan-
der zur ehe begeren und solchs alhie öffentlich
für Gott und dieser christlichen gemeine beken-
nen, sich auch darauf unter andern die hende
und trauringe gegeben haben, so spreche ich
sie ehelich zusamen im namen des Vaters, des
Sons und des heiligen Geistes. Amen.

Nach solchem soll der prediger die neuen ehe-
leute lassen vor dem altar niederknien und
nachfolgendes uber sie lesen [Gen 2,18 — 24]:

Und Gott der Herr sprach: es ist nicht gut,
das der mensch alleine sey, ich wil ihm ein
gehülfen machen, die umb ihn sey. Da liess Gott
der Herr einen tiefen schlaff fallen auf den men-
schen, und er entschlief, und nam seiner rieben
eine und schlos die stedte zu mit fleisch. Und
Gott der Herr bauet ein weib aus der riebe, die
er von dem menschen nam und brachte sie zu
ihm. Da sprach der mensch: Das ist doch bein
von meinen beinen und fleisch von meinem

—16. Bek. Schr. S. 531 — 534, dazu Höfling,
S. 176 — 183.

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