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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0227
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Kirchenordnung 1569

z-eit, wirtsheuser und andere ehrliche geselschaft
oder gespilschaft verpieten und darüber den
andern unsern underthonen verkündigen, wo
einer oder mehr erfunden, so mit derselben in
den wirtsheusern oder andern ehrlichen ver-
samblungen zechen halten, die sollen nach ihrer
gebür gestrafft werden. Darnach wisse sich
menniglich zu richten. Doch sol solche person
ihrer weltlichen hantierung mit kaufen und ver-
kaufen nicht abgestricket sein.

Es sol auch ein sonderlich gestül in der
kirchen bestimpt, da die excommuniciert person
alle Sontag und feyertag zur zeit der predigt
stehen und auf die Sontag, da das nachtmal
gehalten, sol allwegen der custos solche person
nach der predigt und gebet vor anfang des
nachtmals aus der kirchen durch das volk
hinaußführen, biß der stinder sich lernet sche-
men und ein züchtigen, christenlichen wandel
an sich nehmen.

Item, es sol auch alwegen dem vogt oder
amptman desselben orts bevohlen werden, das
er darob sey, damit die auferlegte kirchen-
straff ördentlich, wie sich gebüret, volnstrecket
und gehandhabt werde.

Da nun die excommuniciert person ein christ-
liche prob thun und ein züchtig gehorsam leben
von der zeit der auferlegten kirchenstraff biß
auf die negst nachvolgende visitation führen und
umb gnad bitten würde, so sol dasselb der
specialis superintendens sampt dem pfarhem des
orts, auch amptman und gericht, unsere 'kirchen-
rethe schriftlichen berichten, alsdann sol unser
consistorium den excommunicierten der kirchen-
straff widerumb ledig erkennen und dem pfar-
hern desselben orts bevelch zukommen lassen,
das er den excommunicirten wiederumb öffent-
lich in der kirchen ungefehrlich auf volgende
weiß, oder wie jederzeit der verhandlung und
besserung nach bevohlen wird, absolviren und
auf den negsten Sontag, nach empfahung des ;be-
velchs, der kirchen reconciliiren,

nemlich:

Ihr geliebten in Christo, nachdem biß anher
dieser N. ein zeitlang von wegen seiner miß-
handlung aus der heiligen christlichen kirchen
als ein unnütz glied abgesündert und von dem
heiligen sacrament des nachtmals, auch andern
ehrlichen kirchenversamblungen außgeschlossen
gewesen und aber sich seidher auß Gottes gnaden
in dieser straff gehorsamblich, gedültig, christ-
lich gehalten, auch versprochen, er wölle furthin
durch Gottes gnad ein unergerlich, christlich
leben führen, so haben die verordenten des
consistorii nach empfangenem bericht und kund-
schaft erkent, das der bemelt N. seiner kirchen-
straff zu diesem mahl, vergangner sachen halb,
erlediget und wiederumb zu der christlichen
empfahung des heiligen sacraments des abend-
mals, auch andern christlichen, ehrlichen kir-
chenversamblung zugelassen werden.

Und sollen hierauf ihr alle ermanet sein,
vleissig zu bitten, das der allmechtig, barm-
herzig Gott diesem N. und uns allen unser sünd
gnediglich durch Jhesum Christum vergeben und
mit dem heiligen Geist begaben wölle, das wir
biß in unsern todt ein christlich, züchtig leben
führen durch unsern Herrn Jhesum Christum.

Darauf sol der pfarher den exoommunicirten,
so vor angesicht der gemein niederkniet, die
öffentliche beicht und alsbald auch die abso-
lution, wie sie in unser kirchenordnung be-
griffen x, fürsprechen und den actum ecclesiae
mit dem gewönlichen gesang beschliessen.

Do aber die excommunicierte person kein
besserung erzeigt und also in tödtliche krank-
heit fiel, sol der pfarher abermals allem vleiß
fürwenden, das sie ihre sünd erkenne und der-
selben von wegen Jhesu Christi ledig ge-
sprochen zu werden begere, auch besserung
ihres lebens verspreche. Da nun durch Gottes
gnad solchs erlangt, sol der pfarher sie ab-
solvieren und auf ihr beger mit dem nacht-
mal Christi trösten und versehen.

Im fall aber, da die excommunicirte person ohne
besserung auß diesem leben abschiede, so sol

1 Vgl. S. 144 f.

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