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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0268
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Wolfenbüttel

rethe, auch generalverordnet superintendent, als
hernach volgen wird, in diesem allem unsern
prelaten genzlich und geflissen die hand bie-
ten, auch in allweg ihnen rathsam und behülf-
lich sein, damit hierinnen nichts farlessiges
gehandelt, sonder mit auf und annehmung der
klosterjungen und novitien dieser unser ordi-
nation sonder feelen zum treulichsten gelebet
werde.

Von kirchenubungen.

Und als die ubung des singens und lesens
in der kirchen nicht dahin. wie oben vermeldt,
vermeint und gericht sein sol, als were Gott
und der kirchen gnug geschehen, so die geseng
und lectiones ördentlich allein verrichtet, sonder
das alle handlungen zur lehr der heiligen gött-
lichen schrift und darauß zur rechter gottes-
furcht, christenlichen tugenden und zucht ver-
ordnet und gezogen werden sollen, hierauf wöl-
Ien wir, das volgende ordnung in kirchenubun-
gen unserer klöster gehalten werde.

Und nemlich nachdem das psalterium Davidis
ein kurze summa und inhalt der ganzen heiligen
schrift ist, so sol dasselb psalterium neben den
andern büchern der heiligen schrift von unsern
klösterstudiosen nicht schlecht obenhin und et-
liche zeit im jar, sonder teglich mit allem vleiß
geübt und nach der alten gebreuchlichen latei-
nischen translation 69 gelesen und gesungen
werden, wie dann underschiedlich hernach ge-
setzt.

Anfenglich, dieweil Gott umb alle seine gaben,
die er dem menschen allein auß lautern gnaden
gibt, gebeten sein und dankbarkeit erzeigt haben
wil, bevehlen wir hiemit und meynen es ernst-
lich, das alle tag, es seyen feyr oder werktag,
vormittag, morgends, sommer und winter, umb
fünf uhren ungefehrlich, so sie durch des
klosters geleute glocken aufgemundert, preces
samptlich gehalten und einer auß den studi-
osen mit erhebter stimm verstendlich einen

psalmen ex ordine, wie es die ordnung geben
wird, lese.

Darauf nachvolgends christlich gebett von der
oberkeit, auch ihr selbs wegen, spreche:

Precatio.

Te Deum Patrem Domini nostri Ihesu Christi
invocamus, ut ecclesiam tuam, in toto orbe dis-
persam et variis periculis afflictam, quam sibi
unigenitus Filius tuus Dominus noster IheS'us
Christus sanguine suo acquisivit, Spiritu sancto
tuo illustrare et propagare pergas. Et summos
gubernatores romani imperii, caesarem nostrum,
una cum electoribus et proceribus imperii, necnon
illustrissimum principem ac dominum nostrum
Iulium, ducem brunsvicensem et reverendum do-
minum N., praelatum huius monasterii, potenti
tua dextra defendas, mentes eorum ad salutaria
rei publicae consilia flectas et administrationem
eorum in conservanda publica tranquilitate et
propaganda gloria nominis tui adiuves, studiis
quoque nostris ita faveas, ut incremento tuo, non
solum nostram ipsorum salutem, operemur, ve-
rumetiam ecclesiae ac rei publicae usui esse possi-
mus, per Dominum nostrum Ihesum Christum,
qui factus victima pro peccatis nostris ac pre-
cium redemptionis nostrae, tecum una cum Spi-
ritu sancto tuo vivit et regnat Deus benedictus
in secula. Amen.

Und dann das gebet oratione dominica be-
schliessen, die ubrigen aber bey ihnen selbst
gesetzt gebet und orationem dominicam nicht
dest weniger auch nach beten.

Hernach an einem jeglic-hen werktag alle mor-
gen, zu sommers zeiten nach acht, winters zeit
umb neun uhr (oder wie sich eines jeden
klosters gelegenheit nach der prelat sampt dem
generalsuperintendenten vergleichen werden)
zween oder drey psalmos, nach dem sie lang
oder kurz seind, mit den gewönlichen christ-
lichen antiphonen de tempore singen und dar-

69 Gemeint ist die Vulgata. Vgl. S. 237, Anm. 64.

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