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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0272
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Wolfenbüttel

werden, und besonder, das die klosterpersonen
und jugent, so in ihren guten studien und disci-
plin mehr dann gemeine leyen bericht sein
sollen, welcher novitius dann allein auß leicht-
fertigem gemiith und böser gewonheit un-
geverlich 84a einen schwur thut oder vergeblich
Gottes namen, oder was der menscheit Christi
antrifft, fiihrte, deren jeglichen sol von eines
jeden solchen fluchs oder schwurs insonderheit
wegen zween tag auf den abend nicht zu essen
gegeben werden.

Wo aber einer auß zorn, vorbedachtem muth,
fürsetzlich und geferlich schweren, so sollen
alsdann der oder dieselbigen ubertretter ins
gefengnuß gelegt und dem verschülden nach
etliche tag und nacht darin nach schwere der
uberfahrung mit wasser und brodt gespeiset
und unnachleßlich gebüßt werden.

Wer aber sache, das einer oder mehr sich
in fluchen und gotteslestern so gar freventlich
und gefehrlich halten, aer sol alsbald ins ge-
fengnuß gelegt und alsdann der prelat solchen
nach seinem verschülden und andern zum
exempel hertiglich und mit der strenge straffen
lassen.

Und demnach durch das fluchen und schweren
Gott der Herr merklichen erzörnet und derwegen
ein beschwerliche sünd, so sol auch ein jeder
novitius, von und bey dem solch fluchen und
schweren erhört, schüldig sein, bey gleicher
straff wie der theter selbst dem prelaten und
praeceptori anzuzeigen.

Von der gebürlichen reverenz.

Und als unsere prelaten der klöster ördentliche
heupter sein und dann die studiosi ihre underhal-
tung von ihnen haben, sollen sie dieselben ihre
prelaten als ihre herrn zuvorderst und ihre prae-
ceptores in gebürlicher reverenz, wie billich,
auch vor augen haben und halten. Brnstlich
hiemit bevehlende, sie weder mit geberden,
worten, noch viel weniger werken und der
that zu beleidigen oder sich ihnen zu
widersetzen, sonder in allen gebürlichen, zimm-
lichen gebotten und verbotten zu gehorsamen,

8 4a Vgl. S. 247, Anm. 68 b.

als sie das gelobt haben bej'’ ernstlicher und
entlicher straff, so ihnen nach grösse der uber-
trettung unnachleßlich aufgelegt werden. Und
soll ein jeder uberfahrer neben der straff bey
seinen pflichten auch schuldig und verbunden
sein, den beleidigten prelaten oder praecep-
torem öffentlich für den andern novitien für
solche beleidigung umb verzeihung und begna-
digung zu bitten und sein culpam (mit ver-
sprechung, solches hinfurt abzustellen, nicht
rnehr zu 'thun, sonder gehorsam zu sein) zu
deprecieren.

Von nüchterm und züchtigem leben.

Item dieweil den klosterpersonen vor andern
ein nüchter und züchtig leben gebürt, so sollen
sie sich des schendlichen lasters, zu und vol-
trinkens, auch alles unördentlichen zechens und
spielens und anderer dergleichen uppigkeit in
und ausserhalb des klosters genzlich enthalten
und müssig gehen und jeder ubertretter dar-
umb ins gefengnuß vom prelaten der ver-
wirkung nach mit wasser und brodt gebüßt.

Item sie sollen sich fein keusch und züchtig
halten und aller ergernuß und unzucht, auch
aller schendlicher, leichtfertiger, schandbarer
und unzüchtiger wort in und ausserhalb des
klosters genzlich enthalten. Wo einer hierüber
ergriffen, der sol vom prelaten mit gut an-
sehen der preceptorn mit dem gefengnuß der
verbrechung nach hertiglich mit wasser und
brodt gespeißt und gestrafft werden.

Es möchte aber einer sich mit solchen und
dergleichen lastern, trunkenheit und unzüchtigen
leben, worten und werken so grob oder uber
empfangene straff weiter und mehr vergreifen,
derselbige sol alßbald ins gefengnuß gelegt und
von dem prelaten alsdann hertiglich gestrafft,
darzu das kloster verwirket haben, auch davon
excludiert werden, alles dem verwirken und
gestalt der sachen nach.

Und ein jeder, der zu solchem uppigen und
unzüchtigen leben, auch schendlichen und leicht-
fertigen reden underschlauf geben oder darzu
hülf oder rath gethan, oder das einer oder mehr

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