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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0274
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Wolfenbüttel

under sol ein jeder discipul derhalben keine
kirchen oder lectiones verseumen und under-
lassen bey vorgemelter peen.

Auch uber dem essen ihre röcke anbehalten,
nicht hinden uber die achsseln fallen lassen
bey ernstlicher objurgation nach gut ansehen
der preceptorn.

Wie sich die klosterstudiosen gegen
einander halten sollen.

Es gebiiret sich auch fiirnemlich, das die
klostemovitien, als die under einer zucht, dis-
ciplin und auß gnaden underhalten werden und
billich fratres sein sollen, undereinander fried-
lich und einig, one zank und hader leben und
wandeln.

Derhalben ordnen und wöllen wir, das keiner
den andern weder mit worten noch werken
beleidige, aufwege, zu zorn reize, verspotte,
verachte, schelte, schmehe oder schlahe, sonder
ein jeder gegen dem andern mit glimpflichen,
bescheidenlichen, tugentlichen und unverletz-
lichen worten und reden one hader erzeige,
auch mit der that und hand nichts fürnehme,
in allweg aber zufrieden sey und bleibe und
gedenke, das sie collegae und brüder under-
einander sein sollen.

Dann wo einem oder mehr von seinem
condiscipulo ichtigs wiederwertigs widerfahren
würde, stehet ihme nicht zu, sich selbs zu
rechnen 9f)a oder recht zu sprechen,. sondren
dasselb durch den prelaten und praeceptores
(welchen ers zu klagen hat) straffen und ab-
wenden zu lassen.

Welcher nun hierüber allein mit worten den
andern beleidigen, verachten, verspotten oder
aufwegen würde, derselbe sol mit gebürlicher
correction der verbrechung nach und gut an-
sehen des prelaten und preceptorn gebüßt und
gezüchtiget.

Do aber einer den andern schmehlichen in-
juriern oder mit der that beleidigen und schla-
hen würde, sol der noch ernstlicher und mit der

90a = rächen.

strengigkeit der uberfahrung gemeß gestrafft
werden.

Und dieweil sie, unserer kloster studiosen,
allein zum studieren angenommen und geordnet
und derhalben hierzu keine wehr oder waffen,
sonder allein der bücher bedürfen, so sol der-
halben ihrer keiner keine wehr, dann ein zim-
lichs messer mit erlauben des prelaten und
preceptoren im kloster antragen oder in ihrem
gewalt haben, sonder dieselben in der pre-
ceptom handen verwart, aufgehaben bleiben
und keinem zugestelt, dann so ihme uber feld
erlaubt wird.

Keiner sol auch dem andern und one sein
erlauben für sich selbs in seine kammern heimb-
lichen gehen oder schleichen.

Noch viel weniger ichtigs entfrembden, ab-
tragen, gefehrlichen zerbrechen oder verwüsten.
Wo aber diß von einem geschehe, derselb sol
von dem prelaten im gefengnuß der verwirkung
nach mit wasser und brodt gezüchtiget werden.

Im fall auch einer bey dem andern seiner
studiorum, darzu in kirchenübungen oder der-
gleichen, underweisung und bericht begern und
bitten würde, sollen sie einander treulichen und
mit gutem willen willfahren und darin tugent-
lich underrichten.

Sonderlich aber keiner den andern an seinen
studiis, in was weg solchs geschehen möcht,
verhindern oder abhalten, und derhalben für-
nemlich in ihren kammern, conventstuben und
wa das studieren geübt, alles ungestümen we-
sens mit klopfen, boldern, springen, pfeifen,
werfen, singen, schreyen oder anderm sich bey
vermeidung ernstlicher straffe enthalten.

Ratio vestitus.

Den klosterstudiosen sollen keine zerhackte,
zerschnittene, verbrempte, geferbte, getheilete
oder verwülschte 90, es sey mit sammat, seyden
oder anderm, kleidungen an obern oder undern
kleidern, noch auch die lcurze, gemutzte mente-
lin und röckelin gestattet werden, sonder sie

90b Vgl. Fischer, a. a. O. II, S. 1416.

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