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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0280
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Wolfenbüttel

Zum vierden sollen auch die personen, so künf-
tiglich aufgenommen, weder die kappen und
ordenskleider zu tragen noch mit den gelübden,
ewige jungfrauschaft zu halten, verbunden wer-
den, sondern nach geschehener verheissung des
gebürlichen gehorsams, so lang sie im kloster
bleiben, in gebürenden, erbarn, schwarzen klei-
dern und weissen schleyern zu wandeln auf-
erlegt werden.

Soviel dann den gottesdienst belangt, sol der-
selbige vermöge heiliger göttlicher schrift von
den klosterjungfrauen mit rechter christlicher
andacht teglich auf nachvolgende ordnung ver-
richtet werden.

Zu winters zeiten umb sechß und im sommer
zu fünf uhr sollen die jungfrauen morgends
auf dem chor an ihrem gewönlichen ort zu-
samenkommen und eine aus den jungfrauen
anfangs das nachvolgend gebet mit lauter stimm
den andern mitzubeten vorsprechen.

Precatio.

Allmechtiger, ewiger Gott und Vater unsers
Herrn Jhesu Christi, der du uns menschen im
anfang zu deinem ebenbild geschaffen, und da
wir durch den fall unserer ersten eltern, auch
unsere eigene angeborne sünde dem todt under-
worfen waren, durch deinen lieben Sohn Jhesum
Christum von sünde, todt und verdamnuß ohne
allen unsern verdienst auß gnaden und deiner
lautern barmherzigkeit erlöset und zu dem
ewigen himlischen reich wieder geboren und
umb seinentwillen zu kindern und erben deines
reichs wiederumb angenomen hast, wir danken
dir von herzen, das du neben allen andern
gnaden und gutthaten uns auch zu solcher er-
kantnuß hast gnediglich kommen lassen und
biß auf diese gegenwertige stund veterlich er-
halten, und bitten dich, du wöllest deine heilige
christlichen kirchen, welche in der ganzen welt
zerstreuet und dieser zeit mit mancherley kreuz
und wiederwertigkeit beladen, angefochten und
vervolget wird, durch deinen heiligen Geist

regieren und dieselbige sampt allen ihren recht-
schaffenen dienern gnediglich erhalten, des-
gleichen unsern allergnedigsten herrn, den römi-
schen keyser, sampt allen chur und fürsten,
sonderlich aber unsern gnedigen herrn und
landsfürsten herzog Julius, S. P. G. christlichen
gemahl und junger herschaft sampt aller der-
selben rethe and amptleut mit der kraft deiner
allmechtigen rechten beschirmen, das wir under
derselben schutz dir im frieden dienen und ein
gottselig, erbar leben führen mögen. Regiere
alle ihre rethe und anschleg, damit sie zu aller
zeit fürnemlich die ehr deines göttlichen namens
befürdern, gericht und gerechtigkeit auf erden
uben, fried und einigkeit under sich selbst halten,
und steure allen denen, so derselbigen gott-
seligen fürnehmen zuwieder, krieg und blutver-
giessen anzurichten sich understünden. Du wöl-
lest auch uns deinen heiligen Geist mittheilen,
auf das wir unser ganzes leben nach deinem
willen und wolgefallen zu lob und preiß deines
göttlichen namens und unser seelen heil an-
schicken, auf das wir zu allen stunden als deine
liebe kinder im rechten glauben und wahrhaf-
tigem gehorsam deiner heiligen gebott erfunden
werden und entlich das versprochen erbtheil im
himel mit allen deinen ausserwelten besitzen
mögen durch unsern Herrn Jhesum Christum.
Amen.

Nach diesem gebet sollen nach gewönlichen
anfang des gesangs die jungfrauen, jede in
ihrem stul, einen psalmen, zween oder drey
deudsch oder, do die jungfrauen die lateinische
sprach verstünden, zun zeiten lateinisch umb ein
andern singen oder beten.

Darauf von der jungfrauen, so das gebet ge-
sprochen, ein capittel aus dem alten testament
deudsch gelesen.

Nach dem capittel sollen sie deudsch oder la-
teinisch das Benedictus gegen einander uber,
die form und weiß, wie die psalmen, deudsch
oder lateinisch, so sie dieselbige sprach ver-
stehen, singen oder lesen, darauf eine reine

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