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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0288
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Wolfenbüttel

das ihre schendlichen verthun zur leichtfertig-
keit, mit dem almusen in keinen weg geholfen
und fürschub gethan, sonder der mißbrauch des
almusens, ob sie es schon durch list und un-
wissenheit der pfleger zuwegen gebracht hetten,
bey ihnen nach erkantnuß der amptleut und
gerichten und gelegenheit der sachen und per-
sonen scharpf und ernstlich gestrafft, auch die-
jenigen, so der ordnung zuwieder sich des bett-
lens nicht enthalten oder in einigerley weg un-
geschickt erzeigen wolten, die sollen gleicher
gestalt nach maß der ubertrettung in ernst-
liche straff genommen werden.

Unsere ernstliche meinung ist auch, wo je-
manden diejenigen, welchen auß den armen-
kasten geholfen, zu zechen und spielen ein-
ziehen, denselben bier und anders zur zeche
reichen oder mit ihnen spielte, das solchem
nicht allein nichts für die zech und spiel, wa die
aufgeschlagen, gevolget, sonder wo sie gleich
ichtigs derwegen empfangen oder eingenommen
hetten, von unsern amptleuten die wirte und mit-
spieler dasselb dem armen wider heraußzugeben
angehalten, darzu nach gelegenheit und ge-
stalt der sachen umb ein geltbuß in armen-
kasten zu erlegen, gestrafft werden.

Wie die nottürftigen, fromme armen zum
almusen erkennt und angenommen werden,

auch der undankbarn halben einsehens
geschehen soll.

Damit nun hinfurt in diesen fellen allein
den fromen armen und dester underschied-
licher und ördentlicher weiß geholfen werde,
sich die faulenzer, verschwender und rauch-
losen dester weniger under die frommen, denen
zu abbruch, einmischen, auch die gutherzigen
spüren mögen, wem und wie das almusen auß-
gespendet, und dester mehr angereizet, ihr steur
und handreichung in die armenkasten oder
den armen in andere wege zu geben und
sonst alle außrichtung dieser unser ordnimg
nach dester wirklicher und richtiger voln-
strecket möge werden, wöllen und bevehlen
wir, das niemand also zu empfahung des al-
musens zugelassen oder umb Gottes willen ge-

geben oder geholfen werde, es sey denn einem
von dem amptman und gericht, da einer ge-
sessen, solches seiner notturft und wolhaltens
dieser unser ordnung nach (und nicht auß
gunst) vergönt und zugelassen.

Am andern, das ein jeder statt und flecken,
nemlich in den stetten der amptman und et-
liche verordente von dem gericht und in den
dörfern der schultheiß und ein gericht, des
jars zu vier sondern gerichtstagen, der armen
halben zusammenkommen und von den kasten,
spittal und andern pflegern, auch bettelvögten,
alle feel und mengel ihrer verwaltungen, auch
der armen thun und lassen, und wem das
almusen zu geben oder nicht. und ob die armen
neben ihren weib und kindern die predig des
heiligen göttlichen worts, insonderheit die kin-
der zu der frag, arbeit, zucht, handwerken,
diensten oder schulen gezogen, und wie sonst
in allweg dieser unser ordnung nach gehauset
werde, mit sonderm ernst und vleiß alles be-
fragen und einnehmen sollen, was dann un-
richtigs, beschwerlichs und gefehrlichs sie be-
funden, dargegen dasjenig fürnehmen, das sich
gebürt, und getrauen gegen Gott und uns zu
verantworten.

Item, ob auch gelt, frucht, bier oder anders
in der kasten und spittal in vorrath, wie die ver-
wart, und ob von dem barem gelt dem kasten
etwas eintragendes anzulegen, oder zu kaufen,
oder frucht oder anders zu verkaufen sey oder
nicht, alles berathlich und nutzlich erwegen und
darnach den pflegern darauf bescheid geben.

Item, das bei jedem gericht in den stetten
und dörfern sonderlich register gehalten und
darin, was sie in solchen gehaltenen gerichts-
tagen erkennen und bescheiden, underschied-
Iich und insonderheit die armen mit ihren
namen und zunamen sampt ihren weib und
kindern, so von ihnen erkent, inmassen oben
gemelt, des almusens oder hülf nottürftig und
fehig zu sein, auch wie und was man einem
jeden geben und helfen sol, geschrieben und
alßdann den pflegern oder außspendern ab-
schrift gegeben werden, damit ein jeder under-
schiedlich wissen möge, was er geben und ver-

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