Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0389
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kirchenordnung 1528

scrift leren unde in Gades fruchte unde imme
christenengeloven unde levende schal uptehn,
Gade to den eren, to prise deme hilgen evan-
gelio, uns unde en tor salicheit. Amen.

Van den cantoren in den scholen.

De beyden cantores in beyden scholen scholen
nach bevehle unde w.illen öres rectoris schöl-
arbeyd dohn gelick den andern gesellen. Dar-
över is öre sunderge ampt, dat se allen kynde-
ren, gröt unde kleyne, gelert unde ungelert,
singen leren (alse Philippus Melanchthon in
deme genomeden boke bescreven hefft 50) ge-
meynen sank düdesch unde latinisch, darto ock
in figurativis, nicht alleyne na gewänheit, sonder
ock mit der tidt kunstlick 51, dat de kyndere
leren vorstän de voces, claves unde wat mehr
höret to sulker musica, dat se leren vaste singen
unde renlick etc.

Me wert hvr wol stedes vinden gesellen, de
deme cantor helpen singen tenor, bass, alt;
so schal sick de cantor in jeweliker schole
anrichten eyne cantorye, dat he kan singen
in figurativis to etliken tiden in der kerken,
dar syne schole is unde ock to tiden in den
anderen kerken, velichte eynmäl umme de soste
wekene, so de predicatores unde dat volk in
den anderen kerken sulcks gerne willen hebben.

Twe cantica 52 edder tome högesten dre in
figurativis up eynmäl to singen, is genöch neven
den orgelen, dat me des nicht möde werde unde
unschicket anrichte. Wente andere lede, lati-
nisch edder düdesch, nach gelegenheit der tidt,
möt me ock singen.

Darto schal he erwelen dre edder vehr gude
jungen, de em den sank vaste konen holden,
overs alle andere jungen in öreme kaspele
scholen mitsingen; so etlike ungeschickede stem-
men hebben, de kan me wol regeren, dat se

50 Unterricht der visitatoren...; Sehling I, S. 172,
174.

51 D. h. nach Noten.

metich singen unde hören na den anderen. Sus
scholen in der schole alle kyndere unde jungen
singen leren.

Van dem ordele des scholemeysters över
de jungen.

Wen de jungen in de schole hebben gegän
unde synt geworden 12 jär olt, so schal de
scholemeyster den ölderen in gudeme loven an-
seggen, so etlike ganz nicht leren konden.

De anderen, de wol leren konen, schal he, wen
se 16 jar olt synt, mit disser wise underscheyden.
De he vornympt, wowol se vor sick geleret synt
unde genöch geschicket, nicht so geärdet, dat
se in der gemeyne andere vortan konden leren,
den rade he, dat se vortan by sick öven, wat
se geleret hebben, unde leren eyne redelike unde
gotlike neringe nach der werlde lope. De overs
bevunden werden, wowol de weynigesten, dat
se geschicket konnen werden, andere to leren,
unde mechtich, öre kunst to brucken, de offere
me Gade, dat se ander lüden denen imme geyst-
liken unde werliken regimente. Sulker lüde be-
darf me. Eyn is to tiden beter deme gemeynen
besten wen tevndusent andere.

Dat hete wy overs hyr Gade offeren (wowol
wy alle scholen Gade geoffert syn), dat me
sulke nicht late kamen to handwerken, id were
denne nöt, edder to anderem werlikeme handele,
de neringe andrapende, sonder me sende se to
studeren vortan, so lange se des bedarven, eynen
jeweliken to den kunsten, dar he to geneget is.
Synt se arm, me geve en to hulpe mit sulkeme
beschede, dat se uns vorbunden scholen syn,
vor unsen sold to denen, wen wy se uth deme
studio edder uth eyneme anderen denste to
uns forderen.

Men wert velichte ock frame rike lüde vinden
by uns, de to sulken gelerden unde geschickeden
armen werden sondergen sold maken, darmede

52 Biblische, antiphonische Gesänge, z. B. das
Benedictus (Luk 1, 68—79), Magnificat (Luk 1,
46—55) usw., vgl. L. Schoeberlein, Schatz d.
liturg. Chor- u. Gemeindegesangs, 1. Bd„ 1865,
S. 519, 628 ff.

46

369
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften