Braunschweig
ane dat sulck alles erdichtet is wedder de gnade
unses Heren Christi, de nympt alleyne de sunde
wech, unde wedder dat christlike bet, darmede
wy scholen anröpen dorch Christum unsen leven
Vader in allen unsen nöden lives unde der selen.
Dat helpet in den saken unde neyn water, vür,
krüt, wente sulke creaturen synt van Gade to
sulken saken nicht geschapen unde gegeven
edder bevalen.
Gelyck alse wen du eyer santeldest 97 mit
allen hilgen wörden unde lesest alle evangelia
daröver, so denen se doch nicht to bussen-
steynen 98, wente eyere synd van Gade to sul-
keme gebruke nicht geschapen, sonder kükone to
bringen edder to eten, unde du sundigest, dat du
also misbruket Gades evangelia unde wörde,
unde dyn bet is nicht anders wen Gades spot.
Du danksagest ock Gade nicht, dat he dy de
eyer hefft geschapen to netende, sonder du
woldest gerne wat anders daruth maken, wen
Gott hefft gemaket.
Also ock wen du segenst unde santelst unde
vele krützen makest unde hilge wörde lesest
over vür, water, krudere, awet, lichte", so
werden sulke creaturen doch nicht denen to
eyneme anderen bruke wen dar se Got to ge-
schapen hefft unde gegeven. Dat andere is idel
misloven unde unloven unde sundigest swerlik,
dat du Christus evangelia darto brukest, de
gegeven synt nicht, andere creaturen anders to
maken wen se Got geschapen hefft, sonder des
aufbewahrt, auf Saatfelder gesteckt, hinter
die Krippen der Viehställe gelegt und bei
Gewitter am Herdfeuer verbrannt, vgl. ibid.
Bd. I, S. 407. — Den geweihten Kräutern
schrieb man nicht nur übernatürliche Heil-
kräfte gegen alle möglichen Krankheiten zu,
sondern legte sie auch den Kindern nach der
Taufe ins Bett (besonders Orant und Marien-
stroh). In den Rauchnächten steckte man
Kräuter unter das Kopfkissen gegen Hexen-
gefahr, vgl. ibid Bd. I, S. 407. — Vom Bier
wurde angenommen, daß es besondere Anzie-
hungskraft auf Teufel und Hexen ausübe und
allerlei Zauber ausgesetzt wäre. Kräuter wur-
den besonders bei Gewitter verwandt im
Glauben, das Bier dadurch vor dem Sauer-
werden zu schützen. Vielfach wurden sie ein-
mynschen herte dorch den loven reyn to maken
unde van kyndern des düvels maken kyndere
Gades dorch Jesum Christum, unsen Heren.
Westu nicht, dat de düvel ock eynmäl
Christum up de steyne wisede, dat he scholde
se mit syneme wörde maken, dat se deneden to
eten [Mt 4, 3], dat is, to eyneme andern bruke,
wen Gott de steyne geschapen hedde, he wolde
en gerne mit eynem hilgen schyne up lögene
unde duvelsleren gebracht hebben, dat he
scholde Got gelestert hebben mit sulken alse
hilgen wörden: Alweldige Got, du west wol,
dat mick hungert, so bidde ick dy, du woldest
desse steyne segenen, dat se darto denen moch-
ten, dat ick den hunger mede sturede. Ick danke
dy, dat du my hest steyne geschapento eten etc.
Christus hedde wol van steynen bröt maken
konen, he wolde uns overs eyn exempel geven,
dat wy der creaturen nicht scholen misbruken
unde Got nicht bekören "a wedder synen willen.
Item dat wy deme exempele na in allen unsen
nöden nicht trüwen up de creaturen, se synt
denne vorhanden edder nicht, sonder alleyne
up Gott.
Wen ick bidde, dat krudere scholen denen
to suntheit lives under selen, is even so vele
alse wen ick bedde, dat steyne scholen to eten
denen. Id is nicht uth deme loven gebeden,
wen id ock noch so gude worde weren. Wente
neyn wort Gades hefft id uns bevalen, dat wy
krudere darto mögen bruken. Ja id is stracks
fach oben auf das Faß gelegt, vgl. H. Bäch-
told-Stäubli, Handwörterbticher z. dtsch. Volks-
kunde, Abteil. 1: Aberglaube, Bd. 1, (1927),
S. 1259 ff.
97 santeln = heiligen.
98 = Büchsensteinen.
99 Vgl. zu Feuer-, Wasser-, Kräuter- u. Kerzen-
weihe oben S. 136 ff. u. Anrh. 77 ff. Zur Weihe von
Obst, besonders Weintrauben, aber auch Aep-
feln u. a., A. Franz, Die kirchlichen Benedik-
tionen, Bd. I, S. 372 ff. — Vgl. Rit. Rom. I,
Benedictio novorum fructuum: Tit. VIII, Cap.
XVII, S. 293; Benedictio super fruges etvineas:
Tit. VIII, Cap. X, S. 286; Rit. Rom. II, Bene-
dictio uvarum: Benedictiones non reservatae
38, S. 501 usw.
"a = versuchen.
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ane dat sulck alles erdichtet is wedder de gnade
unses Heren Christi, de nympt alleyne de sunde
wech, unde wedder dat christlike bet, darmede
wy scholen anröpen dorch Christum unsen leven
Vader in allen unsen nöden lives unde der selen.
Dat helpet in den saken unde neyn water, vür,
krüt, wente sulke creaturen synt van Gade to
sulken saken nicht geschapen unde gegeven
edder bevalen.
Gelyck alse wen du eyer santeldest 97 mit
allen hilgen wörden unde lesest alle evangelia
daröver, so denen se doch nicht to bussen-
steynen 98, wente eyere synd van Gade to sul-
keme gebruke nicht geschapen, sonder kükone to
bringen edder to eten, unde du sundigest, dat du
also misbruket Gades evangelia unde wörde,
unde dyn bet is nicht anders wen Gades spot.
Du danksagest ock Gade nicht, dat he dy de
eyer hefft geschapen to netende, sonder du
woldest gerne wat anders daruth maken, wen
Gott hefft gemaket.
Also ock wen du segenst unde santelst unde
vele krützen makest unde hilge wörde lesest
over vür, water, krudere, awet, lichte", so
werden sulke creaturen doch nicht denen to
eyneme anderen bruke wen dar se Got to ge-
schapen hefft unde gegeven. Dat andere is idel
misloven unde unloven unde sundigest swerlik,
dat du Christus evangelia darto brukest, de
gegeven synt nicht, andere creaturen anders to
maken wen se Got geschapen hefft, sonder des
aufbewahrt, auf Saatfelder gesteckt, hinter
die Krippen der Viehställe gelegt und bei
Gewitter am Herdfeuer verbrannt, vgl. ibid.
Bd. I, S. 407. — Den geweihten Kräutern
schrieb man nicht nur übernatürliche Heil-
kräfte gegen alle möglichen Krankheiten zu,
sondern legte sie auch den Kindern nach der
Taufe ins Bett (besonders Orant und Marien-
stroh). In den Rauchnächten steckte man
Kräuter unter das Kopfkissen gegen Hexen-
gefahr, vgl. ibid Bd. I, S. 407. — Vom Bier
wurde angenommen, daß es besondere Anzie-
hungskraft auf Teufel und Hexen ausübe und
allerlei Zauber ausgesetzt wäre. Kräuter wur-
den besonders bei Gewitter verwandt im
Glauben, das Bier dadurch vor dem Sauer-
werden zu schützen. Vielfach wurden sie ein-
mynschen herte dorch den loven reyn to maken
unde van kyndern des düvels maken kyndere
Gades dorch Jesum Christum, unsen Heren.
Westu nicht, dat de düvel ock eynmäl
Christum up de steyne wisede, dat he scholde
se mit syneme wörde maken, dat se deneden to
eten [Mt 4, 3], dat is, to eyneme andern bruke,
wen Gott de steyne geschapen hedde, he wolde
en gerne mit eynem hilgen schyne up lögene
unde duvelsleren gebracht hebben, dat he
scholde Got gelestert hebben mit sulken alse
hilgen wörden: Alweldige Got, du west wol,
dat mick hungert, so bidde ick dy, du woldest
desse steyne segenen, dat se darto denen moch-
ten, dat ick den hunger mede sturede. Ick danke
dy, dat du my hest steyne geschapento eten etc.
Christus hedde wol van steynen bröt maken
konen, he wolde uns overs eyn exempel geven,
dat wy der creaturen nicht scholen misbruken
unde Got nicht bekören "a wedder synen willen.
Item dat wy deme exempele na in allen unsen
nöden nicht trüwen up de creaturen, se synt
denne vorhanden edder nicht, sonder alleyne
up Gott.
Wen ick bidde, dat krudere scholen denen
to suntheit lives under selen, is even so vele
alse wen ick bedde, dat steyne scholen to eten
denen. Id is nicht uth deme loven gebeden,
wen id ock noch so gude worde weren. Wente
neyn wort Gades hefft id uns bevalen, dat wy
krudere darto mögen bruken. Ja id is stracks
fach oben auf das Faß gelegt, vgl. H. Bäch-
told-Stäubli, Handwörterbticher z. dtsch. Volks-
kunde, Abteil. 1: Aberglaube, Bd. 1, (1927),
S. 1259 ff.
97 santeln = heiligen.
98 = Büchsensteinen.
99 Vgl. zu Feuer-, Wasser-, Kräuter- u. Kerzen-
weihe oben S. 136 ff. u. Anrh. 77 ff. Zur Weihe von
Obst, besonders Weintrauben, aber auch Aep-
feln u. a., A. Franz, Die kirchlichen Benedik-
tionen, Bd. I, S. 372 ff. — Vgl. Rit. Rom. I,
Benedictio novorum fructuum: Tit. VIII, Cap.
XVII, S. 293; Benedictio super fruges etvineas:
Tit. VIII, Cap. X, S. 286; Rit. Rom. II, Bene-
dictio uvarum: Benedictiones non reservatae
38, S. 501 usw.
"a = versuchen.
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