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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0411
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Kirchenordnung 1528

wedder den loven in Christum, de helpet uns in
nöden lives unde der selen, so wy Christum
anropen unde den Vader in Christus name.

Water is eyne gude creature, van Gade uns
geschapen to wasschende, to kakende, to drin-
kende, to losschende, to kölende, to badende, to
begetende etc., dat is to netende, dar schole wy
Gade vohr danken. Worumme scholde wy nu
eyn gebet anrichten, dat doch neyn bet, sonder
gadeslesteringe were, dat wy mochten dat water
anders maken to eyneme bruke, dar id Got nicht
tho geschapen hefft, unde richten nicht alleyne
eynen misbruck an mit deme watere, sonder ock
eynen unchristliken grüwel, dat dat water (alse
se hebben geleret unde ock gebruket) uns
scholde denen to affwasschinge unser dageliken
sunden, de se venialia hebben genömet, to be-
geten unde erquicken de selen up dem kerck-
have dat ock spottisch is, to vordriven de
duvele uth deme huse unde alle böse van den
swynen unde vehe 1 2? Wech, wech mit den
düvelsleren unde werken, de uns Christum
hebben vordunkert.

So segge wy ock van allen anderen misbruken
der creaturen, wen me se nicht bruket, darto
se Got geschapen hefft, unde danksaget em nicht
vor sulke gaven.

Se setten sick in Gades stede unde wolden
ock gerne wat sunderges maken alse Got, doch
alse mit guden worden under deme namen
Gades, dat me jo de lögene unde hüchelye
unde düvelsleren nicht merken schal. Sulk alle
höret den luden to, de, alse Paulus secht
[1. Tim 4, 1], vamme loven synt affgetreden.

Se hebben mit ernste vorbaden unsen preste-
ren, ehelik to werden unde dat se jo nicht
scholden kamen uth sulken duvelsleren, so
hebben se se vorstricket unde vorbunden mit

1 Im Mittelalter zog die Gemeinde am Sonntag

in Prozession um die Kirche, und der Priester
besprengte Gemeinde, Kirchhof und die Grä-
ber der dort ruhenden Gläubigen mit Weih-
wasser. Diese Prozessionen kamen gegen
Ausgang des Mittelalters freilich außer

Uebung, aber deutsche Synoden des 15. Jahr-
hunderts suchten sie wieder einzuführen. Im

gotlosen unchristliken lofften unde eheden 3,
dat jo Gades scheppinge unde ordeninge vamme
ehelikeme stande by en nicht scholde gelden,
so se id bedarften. Daruth synt by uns vele
schanden unde mierbar stucken erwassen unde
unchristlick wesent daruth geworden, noch willen
de blinden, vorstockeden lüde sulck beschermen.

Se hebben uns de spisen nicht fry gelaten,
de Got alle fry gegeven hefft, wente alle crea-
ture is gut van Gade geschapen, to netende mit
danksegginge den lövigen unde de de warheit
erkennen. Daruth se uns vele sunden gemaket
hebben, dar sus neyne sunde hedde geweset.

Se hebben uns vorbaden, den kelck des Pleren
to drinken, den uns Christus hefft gegeven, unde
wen Christus secht: Nemet, drinket, so seggen
se: Nemet nicht, drinket nicht. Wente nicht
alleyne, de dar drinket, sonder ock men drin-
Ken wil, is eyn ketter unde vordömet, dat het
Christus bevehl wol geeret.

Wen se overs sulke gotlike dink uns vor-
baden hebben, wat hebben se uns darvohr wed-
der gegeven? Wyewater, wyet vür, wyede
lichte, wyet krut, doch ane ören schaden, also
dat wy sulke dynk tome groten ernste hebben
angenamen, dat etlike sick dunken laten, se
weren nicht seker edder Christene, wen se sulk
narrenwerk nicht imme huse hedden, ja se lopen
na sulken dingen unde vorachten darumme dat
hilge evangelion Christi, dardorch wy doch salich
werden, wen wy dat löven.

De lüde synt daruth so dul geworden, dat se
Gades wört int krüt willen hebben, scholde id
ock nummermehr in öre herte unde sele kamen,
welk uns doch van Gade gegeven is tor salicheit
unser selen unde nicht to beteringe der krüdere
edder waters. Sulken unloven hebben de düvels-
leren angerichtet.

übrigen v/ar es eine private Sitte, die
Gräber mit Weihwasser zu besprengen, vgl.
A. Franz, Die kirchlichen Benediktionen, Bd. I,
S. 103 ff.

2 Vgl. die Benedictiones animalium, Rit. Rom. II,
Benedictiones non reservatae 64 ff., S. 524 ff.

3 = Eiden.

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