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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0447
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Kirchenordnung 1528

pen bescheren 69 unde aflat mit molden uth-
delen, unde canonike unde andere prelaten, de
uns nergen to nutte werden, sulker hebbe wy
genöch, unde der papen unde monneke is neyn
tal. De uns overs Gades wört unde dat evan-
gelion Christi tor salicheit scholen vordragen,
welke prestere edder bisschoppe unde Gades
hüsholdere imme nyen testamente werden ge-
nömet nach Christus bevehle unde der apostelen
vorordeninge, sulker hebbe wy weynich, ja wör
synt se? Missepapen unde vigilien unde sele-
missen hebbe wy 69a neyne mate, wat wy overs
hebben scholen, dat hebbe wy nicht.

De hilgen prestere by den apostelentiden, de
bisschoppe genömet wurden, van welken Pau-
lus scrifft 1. Timo. 3 [1—7], Tit. 1 [7—9], predi-
geden kreftich dat evangelion Christi unde beden
Got, dat se öre ampt recht uthrichten mochten
tor salicheit veler lüde. Den schadt overs der
gemeynen, welken de Christene tosamende drö-
gen, vordehleden den armen de diakene, van
welken gescreven steyt Adt. 6 [2—6] unde 1. Ti-
mo. 3 [8—13], unde der prestere hüse wurden
ock darvan vorsorget nach aller ehrliken hüs-
holdinge, alse Paulus bevehlet 1. Timo. 5 [17 f.].

Darna synt van den arbeyderen des wördes
heren unde prelaten geworden dorch inneminge
der gudere der armen unde der guderen, dar
me scholen unde predicanten unde lectores der
hilgen scrift unde sulke gesellen, de me clerike
nömet, de studereden, dat se mit der tidt der
hilgen scrift weldich wurden unde geschicket,
andere to leren, van holden scholde.

Don se nu nicht mehr apostelen, propheten,
evangelisten, pastores unde doctores mit öreme
ampte weren, alse Paulus de denere der
christenheit nömet Ephe. 4 [11], wurden se
missepapen, to misbruken des sacramentes, welk
Christus gegeven hefft synen jungeren, wen se

bracht, über denen je eine Kerze brennt.
Diese 12 Kreuze salbt der Bischof, während
Psalmengesang die Handlung begleitet (vgl.
Pontif. Rom., Bd. II, S. 98 ff.). — Vgl. dazu
L. Eisenhofer, Handb. d. kath. Liturgik, Bd. II,
1933, S. 455 ff., 464.

69 Vgl. Pontif. Rom., Bd. I, De clerico faciendo,
S. 13—15.

to syneme aventmale tosamendekamen to eten
unde to drinken to syner gedechtnissen. Dön
vortan den prelaten vordröt, missepapen to
syn, unde mochten sick nicht na örer wise
Smarteren mit veleme bichtende unde prepa-
ratorien, konden ock nicht de tidt hebben umme
des willen, dat se mosten gelt sammelen, to
rechte gän, mit den riken collatie holden etc.,
bevölen se de missen ören kapellaneken unde
vicarien. Darna, wen eyn wärt vicarius in twen
edder dren örden, so sede he: Ick hebbe id jo,
Got sy gelavet, nicht van nöden, dat ick vele
missen scholde holden, ick vormach wol eynen
officianten to holden etc.

Christus bevehl vamme sacramente is jo
apenbar. Segge, mit welken wörden hefft he
id den papen bevalen, to sacrificeren vor de
levendigen unde doden? Konen de doden ock
eten unde drinken unde Christus döt vor-
kundigen ?

To sulkeme erdome to sterken, misbruken
se der wörde etliker olden lerers, de dit sacra-
mente, wen id gebruket wert, sacrificium nö-
men unde willen nicht ansehn, wo id de olden
hebben gemeynet. Se hebben id sacrificium ge-
nömet, alse Augustinus bekennet ad Bonifa-
cium 70 unde ock magister sententiarum libro 4,
dist. 12 71, darumme dat id is eyne gedecht-
nisse des sacrificii, dat is, des offers, dat Chri-
stus sulvest imme krütze geoffert hefft vor de
levendigen, de done weren unde noch tokamen
scholden bet tome jungesten dage, unde vor de
doden, de bet to der tidt van Ademes tiden
an vorstorven weren. So nöme wy ock Wy-
nachten den börtdach des Heren, unde de Here
wert jo nicht alle jar gebarn, sonder id is
eyne gedechtnisse syner bört. So ock de be-
snidinge des Heren 72, Marien kerckgang 73. Pas-
chen het de upstandinge des Heren etc. Sulke

69a „wy“ fehlt in der Druckvorlage.

70 Augustin, Ep. 98, 9; MSL 33, 363 f., CSEL 34,
530 f., zitiert bei Petr. Lomb., a. a. O.

71 Petr. Lomb., Sent. IV, dist. 12, 5 bzw. 7.

72 1. Januar.

73 2. Februar.

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