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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0488
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Braunschweig

und zweifele nichb, meine hern wurden sich auf
diese artikel gunstiglich und christlich erkleren,
und do ihre erb. w . . . mir wiederumb was pro-
ponieren wolte, were ich dasselbige anzuhoren
und mich darauf zu erkleren bereit.

Die kastenherren und diacon habe ich ihres
ampts kurzlich erinnert.

Weil sie von wegen der ganzen christliche
gemein der kirchen alhie zu Braunschweig ver-
ordenet weren, wolten sie fleissig, was in ihre
ampt gehöret, außrichten.

1. ] Wolten der prediger vätter sein, wie sie
die kirchenordenunge nen.net, do sich sonst an-
dere fremb, unfreundlich, undankbar erzeigeten,
wolten sie den prediger mit aller freundligkeit
und gunst zugetahn sein, dieselbige ehren und
forderen, das die prediger in ihren schweren
ampt bey ihren kastenhern jederzeit sich trostes
zu erhalen muchten haben.

2. ] Wolten auch auf ihrer prediger haußhal-
tunge fleißige achtunge haben, daß die keine
nodt leiden muchten, wie solches die kirchorde-
nung 25 ihnen auferlegt.

3. ] Und wen die prediger nach erforderunge
der hendel die kastenhern alß zeugen zu sich
zihen wurden, wen sie mit ihren zuhorerert
ampts halben zu reden haben, daß sie sich darin
willig und der gebuhr verhalten wolten.

4. ] In der bestellunge der schulen, opperleu-
ten und organisten wolten sie nichts ohn und
wieder ihre pfarhern willen furnehmen, unter
der gemein autoritatem und oboedientiam mi-
nisterii forderen und erhalten helfen.

5. ] Und weil die sorge der armen den predi-
gern mit befohlen ist, Gal. 2 [10], das die dia-
coni der prediger zeuchniße forderen, wen die
almosen zu geben sind, und der prediger vor-
bidt fur arme nicht stracks abgeschlagen wurde.

6. ] Wen die zeit kumpt, das man generalia
colloquia halten soll, daß sich die kastenhem
fleissich dazu finden wolten und helfen berath-
schlagen, wo etwan mangel in kirchen, schulen
xihd bey der gemein furfielen, daß zu besseren

were, und was sonst mehr in solche delibera-
tiones gehoret. Item do in solchen sachen etwas
an einem ehrbaren rath zu bringen were, daß
sie sich dazu brauchen laße und die sache be-
forderen helfen, daß sie nicht stecken blieben,
wie oft geschicht.

7.] Daß auch in erwehlunge der kastenhern
und diacon das gemein gebet man laße vorher
gehn und daß die person, die zum kastenampt
erwehlet und bestellet solle weren, von ihren
pfarhern gute zeuchniße haben glaubens und
lebens halben.

Diese artikel hette ich dem ehrwürdigen collo-
quio, einem erbaren rath und den ersamen ka-
stenhern, ehe dan ich mich zum ampte be-
stellen wolte laßen, proponieren wollen auß
bedenken und ursachen, wie im anfang de-
duciert, und wen ich darauf erklerunge bekeme,
damit ich konte verwaret und zufrieden sein,
wolte ich mich darnach ferner mit entlicher
fleißigen antwort vernemen laßen. Weil aber
die proposition der artikel sich etwas verzogen
und desselbigen tages des herren kemmers Ger-
laci Kalen hochzeit sein solte, ist die berat-
schlagunge derselben artikel und die beantwor-
dunge aufgehoben. Den 24. Septembris sind wie-
derumb zusambkommen die hern eines erbaren
raths, die prediger und die kastenhern, hat ein
jeder sein bedenken der artikel halben einge-
bracht und haben sich daruber semptlich in der
kurz ohn weitleuflig disputirent vereiniget, dar-
auf bin ich hineingefordert, der her Licentiat
Melchior Cruger syndicus hat die beantwor-
digunge der artikel abgeredet der meinunge:

Es hetten die hexrn eines erbaren raths, des ehr-
wiirdigen m[inisterii] colloquii und die ersamen
kastenhern die artikel, die von mir gestriges
tages proponiert, beratschlagt und bewogen und
achteten ohn noth, einen jeden artikel in son-
derheit zu beantworten, weil darin nicht neuwes
furgebracht, sonderen eben daßelbige repetirt,
das vorhin in der kirchordenunge verleibet
oder ]a zur erklerunge und haltunge derselbi-

25 Vgl. S. 376.

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