Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0516
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Lüneburg

werden, unde wowol de schrift dergeliken
spröke vul ys, gehört doch ock hirher, wes ym
ersten artikel uth der schrift ys angetogen und
wy hebben den lyffliken schaden etliker mate
gerört. Wat överst goddeslasteringe unde den
armen selen unheyls daruth entspringet, were
schrecklick tho hören, alse doch uth dem 23.
capitel Mathei tho vormerken ys.

Dat me överst den, de dem kerckherenampte
eine tidtlank trüweliken vorgestaen unde dorch
gödtliken wyllen gekrenket worden, ere notröft
unde vorsorginge vorschaffe, erfordert de christ-
like leve, nadem de dermaten gekrenket wor-
den, yn stede der armen schölen geachtet wer-
den, wowol se gedanes arbeydes unde flytes hal-
ven der hülpe, dankes unde eere werdig synt.
Wente so Godt gans ernstliken geboden hefft
(1. Timo. 5, 16; 2. Mo. 22, 21 — 26: 5. Mo. 15,
1 — 18; Mat. 19, 21; Lu. 6, 30. 36. 38; 13 = 14,
12 ff.), dat ein ytlick yn sunderheit de armen
unde kranken vorsörge, tho hus vöre unde erer
warneme, wo vele mer is eine ganze gemenheit
vorplichtet, de armen unde kranken, de er tho-
vörne ym gödtliken worde gedenet, mit notröf-
tiger entholdige trüweliken to vorsörgen.

De verde artikel.

Van vorsorgynge der parre unde
kerckendeneren,

Dewyle ock dorch ummestende, so syck düsser
tydt thodragen, de parrochien tho merem dele
an erem ynkomen also vorryngert synt, dat sick
ock ein kerckhere sampt anderen kerckendene-
ren darvan mit nichte mach entholden, unde
doch dorch geistlike denstbaricheit yn gödtlikem
worde bekümmert, tydtlike neringe tho söken
wert vorhindert, is van nöden, dat eine ytlike
gemenheit dorch ynseent der overicheit anhol-
den unde eine ordeninge unde vorsörginge upge-
richtet werde, darvan syck ein kerckhere sampt
den deneren eerliken unde redelicken möge ent-
holden.

Dussen artikel bestediget Christus (Matth. 10,
8 ff.; Luce 10, 7), dar he syne jüngeren der dach-

liken nodtröft unde neringe vorsekert unde na
velen wörden entlick beslut, dat ein arbeyder
synes lons werdig ys. Welcker wort ChristiPau-
lus wyder uthlecht unde secht (1. Cor. 9, 4. 7—
11): Hebbe wy nicht macht tho eten unde to
drinken? Unde kort darna: We reyset altidt up
synen egen sold? We plantet einen wynberg und
ytt nicht syner früchte? Edder we weydet eine
herde schape unde ytt nicht van der melck der
herde? Rede ick överst datsülve up mynscken-
wyse? Secht nicht sodanes ock dat gesette?
Wente ym gesette Mosi steyt geschreven [Dt
25, 4]: Du schalt dem ossen nicht de mund vor-
stoppen, de dar dörscket. Sörget Godt vor de
ossen? Edder secht he nicht alle dynk umme
unsentwyllen? Wente ydt is jo alle umme un-
sentwyllen geschreven. Wente de dar plöget, de
schal up höpeninge plögen. Unde de dar dors-
cket, 'd e schal up höpeninge dörscken, dat he
gennes höpeninge delhaftig werde. So wy juw
dat geistlike hebben geseyet, is ydt ein grot
dink, öfft wy juwe fleyscklike erven?

Geliker menynge redet he ock tho den Röme-
ren (Roma. 15, 27): So se den heyden ere geyst-
liken dynge medegedelet hebben, ysset byllick,
dat de heyden ene eere fleysckliken dinge ock
mededelen. Unde tho Thimoth. (1. Timo. 5, 18):
Ein ytlick arbeyder ys synes lones werdig. Ynt
leste tho den Galat. (Gala. 6, 6): De underrichtet
wert mit deme worde, de dele mede allerley
gudt deme, de en underrichtet. Bemelte spröke
vormögen grünalick xmde apenbar, dat eine ge-
menheyt vorplichtet ys, notröftige nerynge tho
schaffen dengennen, de er ym worde Goddes
unde christliker lere trüweliken vörstaen. Alse
den ock van anfange der christliken kercken
by brukynge gewest ys, sünderliken darümme,
dat se den goddesdenst unde predickeampt ane
gebreck xmde bekümmerynge tidtliker nerynge,
ock mit wertliken sorgen unvorhyndert, so vele
deste beter waren unde entrychten mögen. Dat
ock alle orsake der lasterliken gyricheit möge
affgesneden werden, dewyle ein ytlick baven so-
dane vorsorgynge nichtes hedde tho forderen.

496
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften