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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0536
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Lüneburg

Der alderbösesten mysbrükynge eine ys, dat
me hefft vor de vorstorven seelemyssen holden.
wente Christus hefft dat sacramente synes ly-
ves unde blodes nicht darümme uns gelaten, dat
wy ein jarmarket eder geltnette darvan maken,
sunder dat wy darby syner woldaeth unde byt-
teren dodes nicht schollen vorgeten, alse by na-
men, wu syn lycham vor uns geopfert am gal-
gen des krützes unde syn bloth tho vorgevinge
unser sunde vorgoten were, dat wy nu na dus-
sem levende nenes anderen vegevüres bedarven,
wente he (de mer alse hemmel und erde gelt)
hefft sick sulvest vor de reyninge unser sunde
geven, darumme wert uns, so wy warhaftigen
syner thosage unde worden löven, nener anderen
reyninge van nöden wesen. De syck overst an
der reyninge des Soens Goddes nicht leth nö-
gen, de wert noch ym hemmel, noch up erden
ene andere erlangen. Wente Paulus sprickt (1.
Cor. 1, 30), dat Christus uns gemaket sy van
Godde tho ener wysheyt, gerechticheit, hylginge
unde tho eyner vorlösynge, desgelyken (2. Cor.
5, 19. 21) dat Godt sy in Christo gewesen unde
hebbe mit syck de werlt vorsönet, und dat he
one ore sunde nicht hebbe thogerekent. Noch
hart darna, dat he Christum tho einer smide
hebbe gemaket vor uns, de süs van nener sunde
wüste, uppe dat wy mochten yn eme de gerech-
ticheit werden, de vor Godde gylt. Also sprickt
ock Johannes de döper (Johan. 1, 29): Sü datlam
Goddes, welcker wechnympt de sunde der werlt.
Uth welckeren worden klarlicken volget, dat
Christus allene unse vorlösinge unde unsersunde
reininge sy, welcker reininge nemand erlangen
mach ane dorch den geloven. We nicht lövet
(secht de Here Mar. ulti. = Mk 16, 16), de wert
vordömet, unde yn den gescheften (Acto. 15, 9),
dat de herten allene dorch den loven gereyniget
werden. So denne Christus allene unser sunde
reyninge ys unde datsulve nemand den dorch
den geloven entfangen mach, folget, dat de
mysse, de allene den levendigen vorgevynge der
sunde vorkundiget, dorch Christus ewige testa-

mente unde wort kan den doden nicht bath-
lick 33 wesen, nademe se uth düsser werlt, dar
allene des gelovens stede unde wonynge ys (1.
Cor. 13; Ebre. 11), affgescheden synt, alse Pau-
lus klarlick betüget unde Christus unwedder-
sprecklick bewyset, dat de reynynge der sunde
nicht na dussem levende, sunder nu in dussem
levende volendiget wert, dar he sprickt (Johan.
3, 16 ff.): Also hefft Godt de werlt belevet, dat
he synen eyngeboren Söne gegeven hefft, uppe
dat alle, de an en gelöven, nicht vorloren wer-
den, sunder dat ewige levent hebben, wente
Godt hefft synen Söne nicht gesandt in de werlt,
dat he de werlt vorrychte, sunder de werlt dorch
en salich wörde, we an en lövet, de wert nicht
vorrichtet, we overst nicht lövet, de ys rede
vorrichtet, wente he lövet nicht yn den namen
des eyngeboren Sönes Goddes, welcker worde mö-
gen nicht up de vorstorven getogen werden, sun-
der allene up de levendigen. Sodenne de levendi-
gen recht löven yn Christum, synt se gereyniget
na den worden Christi, wente se werden nicht
verrichtet werden, indeme se dorch den loven
ore reyninge medebryngen, welcker gerychte
umme der sunde willen schüt, wor nen sunde ys,
dar wert ock de vorrichtinge der sunde nicht
wesen.

Wedderumme wen de levendigen nicht löven,
synt se alrede hyr na den worden Christi ver-
richtet unde vordömet, unde so se ym ungeloven
sterven, mögen alle myssen se van der verrich-
tinge nicht entfryen, wente se bringen mit syck
dorch den ungeloven ore sunde. De Christen
overst, de yn dem rechten geloven sterven, bryn-
gen myt syck de reyninge, dat one ock alle
vormaledygynge nycht mach schaden, dat dyt
alle war is, betüget Christus klarlick unde
sprickt [Joh 5, 24]: Vorwar, vorwar, segge ick
juw, we myn wort hört (welcker van den vor-
storven nicht mach vorstaen werden) unde lövet
deme, de my gesandt hefft, de hefft dat ewige
levent unde kümpt nicht yn dat gerichte, sunder
he ys van dem dode tlio dem levende hendorch

33 = nützlich, förderlich, vgl. Schiller u. Lübben
I, S. 159 f.

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