Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Lüneburg

kent up beyde syden (3. Re. 18 = 1. Kön 18,21) ys
ohm nicht nyth, 36 lydt schlychtes nicht, dat men
syne godtlike ehr myt mynschliker ehr vor-
menge (Esa. 42,8), effte anders worup unse vor-
trüwent, loven und leve sette, wen up ohn. So
men duth wort nicht hören, sunder vorachten
worde, wyl he des eyn wreker 37 syn, alse des
ym olden testament schrecklike exempel wer-
den befunden.

We süth ock nicht, dath dat vortruwen up
hilligenvordenst und vorbydde feylsam und
valsch ys? Wente Godt alleyn umme syns namen
und neynes andern dynges wyllen sunde vor-
gyfft, und Christus alleyn de dhör thom levende
(Joh. 10,9), dartho de wech, warheyt und levent
is (Joan. 14,6), werden de eynen bloten schlaen
und övel varen, de vorgheving der sunde, tho-
vorsicht, levent und warheyt dorch eyn ander
myddel, wen dorch Christon van Gade vorhopen.
Nemant kumpt thom Vader sunder dorch Chri-
ston (Joh. 14,6). We wür anders her dorch yn
den schapsthal der erwelden Gades ynstyghen
wyll, de ys eyn deff 38 und mörder (Joh. 10,1).

Wert hyrmyt dennoch den hilligen ohre ghe-
börlike ehre nicht affgheslagen, sunder rnehr
gepryset und erhöghet als yn den de almech-
ticheyt Gades dorch Christon, de kraft des ghe-
loven mechtighen bewyset tho lave siner her-
licheyt. Christus overst allene ys, dorch welcken
de Vader vorsönet, erbeden und befredet wert
(1. Joh. 2,2; Colo. 1,20), yn dussem alleyn allen
ghunst und wyllen, alse schatte siner wyszheyt
und erkantnysse besloten (Colo. 2,3), dem al-
leyne alle vordenst, vorbydde und erwarvyng
gödtlicker gnade yn ewicheyt syn vorbeholden.

Welcks alles nha dem war und unwedder-
sprecklick ys, werden alle gesenge, yn welcken
de vordenst, ehr und ampt Christi den hillighen
unbilliken thoghelecht edder myt ohn gedeylet
werden, by den Christen nhene stede hebben
mothen.

36 = nichts nütze. In der Druckvorlage steht:
„myth“.

37 = Rächer.

Szo nu bemelete ghesenghe nödtliken affghan,
worden ock de mennyghe der feste nicht bestan
mögen und wer ghar nutte, de klösterpersonen
ym festholden sick na gemeyner ordnyng und
wyse des förstendoms schyckeden, up dat yn
eyndrechticheyt gödtliker denste de wylle und
ghunst des volks under eynander wüsse und
syck vormehrde.

Van der misse.

Under anderen mysbruken, darinne Godt ge-
schmehet und alle erbarheyt vorgheten ys, hefft
de misse, alse men se nömet, de ersten stede,
yn welcker vele gadeslestering, der eyn ider vor
sick alleyn und yn sunderheyt altho schwar
und unlidelick, tho hope hebben geraket. Thom
ersten ys eyn opper daruth ghemaket, darna eyn
gudt werk vor allerley ungeluck, vor levendighe
und doden, tholest dem prester alleyn beyder-
ley gestalt beholden, den leyen overst dat blot
jegen Gades befehl unbilliken enttagen.

Hyr bydde wy dorch Godt, dath uns nemanth
drenghen wylle myth grohten namen der veder
edder ock myth dem cosnitziscken concilio, 39
hyr (segge wy) dar uns Gades wort, alsze ider-
man bekent, an jennich wedderspreken, klar und
styff vor oghen ys geschreven.

Wente (Mat. 26,26-28; Mar. 14,22-24; Luce
22,19 f.) de Her Jhesus Christus yn der nacht,
dho hee vorraden worth, nam he dat brodt,
dankede und brackt und ghaff synen jungheren
und sprack: Nemet hen und ethet, dath ys myn
liif, dat vor juw gegheven wert. Solck doth tho
myner gedechtnysse. Dessulven gheliken ock den
kelck na dem aventetende und sprack: Dusse
kelck ys eyn nyge testament yn mynem blode.
Solcks doth, alse gy ydt drynken, tho myner ge-
dechtnys. Dusse wort und wyse werden ock
dorch den hilligen Paulum thon Corinthern um-
mehalet (1. Cor. 11, 23-25).

38 = Dieb.

39 Konzil zu Konstanz, vgl. oben S. 129, Anm. 58a.

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