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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0624
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Lüneburg

Am jare des Heren hundertundeyn hefft Ana-
cletus pawst 53 (so men den schichtschrivernj
lovet) gebaden und upgesettet, dat eyn ydlick
christlövich alle dage tho des Heren dyscke gha,
desgheliken Calixtus, alse de canones mylden
(2. di. cap. Peracta 54), hefft bevolen, dath alsden,
wen de seghenyng gheschen ys, eyn ider van des
Heren dische ghenete und sick borichten lathe.
Welcker des nicht dhon wolde, deme scholde de
kerckgank und de gemeynschop vorboden syn.
Velichte do der ersten hytte der kercken alrede
wes affgynk, wolden bemelte paweste nicht,
dath de ghemeynschop des lyves und blodes aff-
neme, welcks se myt eynem gebode vorsocht,
dar deme volke gebörth hedde, sülfwillich tho
syn, daruth wol tho vormerken, dath ydt un-
schicklick, ock Gades worde ganz entjegen ys,
dat eyn alleyne ethe und drynke. Gemeynschop
gheyt nicht up eynen, sunder up vele. Darher
ock dat wördeken communicatio yn der misse
stede hefft beholden, so doch dath werk ganz
und ghar ys vorkomen.

So ys nu beter de misse ganz underwegen ge-
laten. Wür desser gemeynschop nemand be-
gherde, wen desulven holden jeghen den wyllen
und wort Gades, jegen den gebruck der ersten
kercken, jegen gheweten, geyst und vorstanth.
Ghescheghe ydt averst jo, dat nemant, also
selden tho vormoden, vorhanden were, de tho
Gades dische ghan wörde, und men lykewol be-
gherde, myt gesange ummethoghande, myt ge-
sanghe (segghe wy), de nicht up hilgenvordenst
geböghet 54a, noch van minschen ane edder jegen
de schrift erdichtet, sunder uth der hilghen
schrift reyn ond rechtschapen gevörth und ghe-
övet worde, leth men gherne tho, dath se sin-
ghen went thom stilnisse. Deme dener overst des
altaris gebuth Godt und syn ewighe warheyt,
yn kraft upghemelten underrichting am hil-

53 Vgl. Decr. Grat. III. De consecratione, dist. I,
c. 59; Friedberg I, S. 1311, dazu die im Folgen-
den Calixt zugeschriebene Stelle ibid. De con-
secratione, dist. II, c. 10; Friedberg I, S. 1317.

54 Decr. Grat. III. De consecratione, dist. II,
c. 10; Friedberg I, S. 1317, vgl. dazu die An-
merkung zu c. 10 bei Friedberg ibid.

lighen sacramente des mäls vordan nichtes tho
handelen.

By kranken overst, de des hochwerdigen sa-
craments begeren, holde men sick also: Men
neme brodt und wyn myt ehren und Gades
fruchten und lese by kranken de wort des Heren
ym aventetende, also dat se de kranke vorneme,
holde even de wyse, so men yn der kercken
plecht, ungetwyvelt wert ym geloven thom
worde, beyde, des de entfankt, und des de gyfft,
ock der ummestendigen, nicht weyniger dar syn
wen yn der samlinge, dorch den gheloven wert
dyt sacramente genoten, mach an neyne tyde
noch stede gebunden werden. Geloff (secht Au-
gustinus 55) und du hefft gegheten. Darumme
moth ydt ock yn neyne bussen 56 ghevateht, noch
yn manstranzen ummeherghedraghen, sunder yn
der sammeling genoten werden myt vorkun-
dynghe des dodes Christi dorch wort und werk
(1. Tim. 11=1. K 11,26), dar de kranken darumme,
dat se lyvesnodt hyndert, nicht syn affgesche-
den, sunder umme nodt wyllen tho hus besocht
werden, hebben gemeynschop dessulven lives
und blodes Christi, so yn der samlinge wert ge-
nomen. Szo overst noch wes van hostien in bus-
sen edder monstranzen vorhanden were, werden
de dener myt bylleker demodt und ehren wol
weten tho genethen.

Van deme vastende.

Alse ock eyn unschycklyck vasten yn den klö-
stern uth eynem unghrunde werth vorghenomen,
ghelick mochte men darmvt veel vordenen. Ock
unangesehen der ghelegenheyt ydtlyker perso-
nen, der de eyn ydtlyke spyse nycht konnen vor-
dragen, effte umme de lenge des vastene an ho-
vet und lyve gheswecket, unbescheydlick hyrmyt
und ane frucht beswert werden, ervordert de
nodt, dath de strengycheyt des vastens nha der

54a bögen = beugen.

55 Tractatus XXV, 12 in Joannis evang.; MSL
35, 1602. Vgl. ibid. tract. XXVI, 1; MSL 35,
1607, dazu Decr. Grat. III. De consecratione,
dist. II, c. 47; Friedberg I, S. 1331.

56 = Büchse.

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