Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band = Niedersachsen, 1. Hälfte, 1. Halbband): Die Fürstentümer Wolfenbüttel und Lüneburg mit den Städten Braunschweig und Lüneburg — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1955

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30040#0641
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Klosterordnung 1574

einen lateinischen und einen teutschen psalmen
und collect singen. Die sext und nona sollen
alsbalt nacheinander winter und sommer zu
acht uhren gesungen werden und in jeder zwen
lateinische und ein teutscher psalm und collect
gesungen werden.

Die vesper und complett sollen zu gewonlichen
zeiten 5b und in der vesper drey psalmen und
ein hymnus, das Magnificat 6, collect und Bene-
dicamus 7 und in der complett ein psalmen, der
hymnus: Christe, der du bist tag und licht 8
teutsch und ein oollect gesungen werden. Und
in diesen sieben zeiten sollen auch allein die
gesenge und collecten de tempore und andere,
die christlich und nicht auf vorbitt und ver-
dienst der verstorben heiligen gestalt sein, ge-
sungen und gelesen werden.

In hohen festen als Weihnachten, Ostern und
Pfingsten sollen auch die christliche gesenge:
Ein kindelein so lobelich 9 etc., Gelobet seiest du,
Jhesu Christ 10 etc., Vom himmel hoch, da kom
ich her 11 etc., In dulci jubilo 12 etc., Puer na-
tus 13 etc., Dies est laetitiae 14 etc., Christ ist
erstanden 15 etc., Christ lag in dodes banden 16
etc., Khum, heiliger Geist 17 etc. und dergleichen
christliche lobgesenge gesungen werden.

In der mess sollen sie das: In terra etc. und
Patrem, das ist: Wir glauben all an einen Gott 18,
teutsch und teutsche psalmen der gemein helfen
mitsingen, aber außerhalb des weder feiertag
noch wergtage messe singen.

Es soll under jeder malzeit ein capittel aus
den epistolen S. Pauli gelesen und an der episto-

5b Die Vesper wurde gewöhnlich um 3 Uhr
nachmittags gesungen, die Komplet beschloß
das gesamte Tageswerk, vgl. L. Eisenhofer,
Handb. d. kath. Liturgik II. 1933, S. 537, 545 ff.

6 Vgl. oben S. 401, Anm. 39.

7 Vgl. oben S. 401, Anm. 35.

8 Wackernagel III, Nr. 161. Ev. Kgb. Nr. 353.

9 Wackernagel III, Nr. 573. Ev. Kgb. Nr. 18, V. 2.

10 Wackernagel III, Nr. 9. Ev. Kgb. Nr. 15.

11 Wackernagel III, Nr. 39. Ev. Kgb. Nr. 16.

12 Wackernagel II, Nr. 640 ff. III, Nr. 1074.

Ev. Kgb. Nr. 26.

13 Wackernagel I, Nr. 309 ff.

14 Wackernagel III, Nr. 574. Ev. Kgb. Nr. 18.

len zu den Romern angefangen und langsam
geLesen werden, domit es die zuhorer verstehen
und etwas, wo nicht mehren theil, daraus be-
halten mugen.

Und soll also furder durch alle epistolen S.
Pauli und den S. Petri und anderer, im neuen
testament begriffen, verfahren werden. Und wan
sie ausgelesen sein, widerumb an der epistel
zun Romeren angefangen und fur und fur also
gehalten werden.

Aber an festen und Sontagen soll das evan-
gelium desselbigen feiertages mit der auslegung
Lutheri in der hauspostill 19 oder Viti Theo-
dorici 20 gelesen werden, die helfte der aus-
legung unter der mittagmalzeit und die ander
helfte under der abendmalzeit.

Und nachdem wir befinden, das in dem ca-
pittelhaus die jungfrauen vor der domina nider-
fallen und ein lange beicht von narrenteidingen 21
oder 22 von keiner sunde, die Gott verbotten hat,
thun, so soil solches furder underlassen werden.
Und so ein klosterperson sich ihrer sunde hal-
ben beschwert befindet, so soll sie ihren pastorn
und seelsorger solchs anzeigen, beichten und ab-
solutionem bitten und empfangen, auch das hei-
iig sacrament des Leibes und blutes Christi zu
sterkung ihres glaubens und trost ihrer conscien-
tien, und soli sonst mit capittel haiten, wie
solches unser hievor aufgerichte ordnung aus-
weiset, gehalten werden.

Dieweil dan auch von alters die kinder, so im
kloster pleiben sollen, haben latein mussen leren,
so wolien wir, das solchs furder geschehe und

15 Wackernagel II. Nr. 935 ff. Ev. Kgb. Nr. 75.

16 Wackernagel III, Nr. 15. Ev. Kgb. Nr. 76.

17 Wackernagel III. Nr. 19. Ev. Kgb. Nr. 98.

18 Wackernagel III, Nr. 23. Ev. Kgb. Nr. 132.

19 Luthers Hauspostille, hrsg. v. Veit Dietrich
1544, von Andreas Poach aus dem Manuskript
Georg Rörers 1559; EA 2 1—6; die Dietrich 1
sche Ausgabe kritisch unter Weglassung un-
echter Stücke WA 52.

20 Veit Dietrich selbst hatte auf Anregung und
unter Beihilfe Melanchthons Summarien über
das NT verfaßt (1544); vgl. RE 3 4, S. 656.

21 = Narrengeschwätz.

22 In den Abschriften steht hier: „aber“.

621
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften